Hagen. Tannen zu Turbinen: Zwei Windräder entstehen ab 2025 tief in den Wäldern am Eilper Berg - eins auf einer früheren Fläche von Gut Kuhweide.
Der Schotterberg auf einer Grünfläche in Sichtweite von Gut Kuhweide wird größer, wie Anwohnerin Monika Scheer-Mühlenweg feststellt, während neben ihr der nächste Lastwagen mit frischem Schotter vorbeifährt. „Die fahren hier regelmäßig“, sagt sie. Aktuell nutzt die Firma SL Naturenergie die Fläche nur als Zwischenlager. Im kommenden Jahr werden aber häufiger Lastwagen durch den Forst bei Gut Kuhweide fahren, um die Bauteile für die Anlagen anzuliefern.
Zwei Anlagen geplant
Zwei neue Windräder sollen in den Wäldern am Eilper Berg, nordwestlich vom Steinbruch Ambrock, in den Himmel wachsen, gebaut von der Firma SL Naturenergie. Das Unternehmen aus Gladbeck hat bereits mehrere Anlagen im Stadtgebiet, unter anderem am Rafflenbeuler Kopf und am Stoppelberg in Hohenlimburg errichtet. Von den Ausmaßen her werden die Anlagen etwas größer als jene neuen Anlagen, die sich seit diesem Sommer in Hohenlimburg drehen: So liegen die Gondeln der Windräder auf rund 166 Metern, rund 6 Meter mehr als die höchsten Anlagen am Stoppelberg. Auch der Rotordurchmesser ist mit 160 Metern etwas größer als von den Anlagen rund um den Stoppelberg (138 Meter). Die Nennleistung beziffert SL Naturenergie auf insgesamt 11 Megawatt.
„Mit dem Bau starten wir voraussichtlich frühstens im Frühling“, berichtet Stefanie Flam, Sprecherin SL Naturenergie, auf Anfrage.
Früher Blaufichten-Fläche
Eine der neuen Anlagen wird auf einer Fläche im Wald errichtet, auf der früher mal Fichten standen, weiß Dirk Heimhard, Besitzer von Gut Kuhweide. Doch der gefräßige Borkenkäfer hat den Fichten zugesetzt und die Bäume mussten gerodet werden. „Heute handelt es sich um eine reine Kalamitätsfläche.“ Heimhard gehört ein Teil der Waldfläche, auf der bald die neuen Windräder gebaut werden. Dort standen bis 2019 auch Blaufichten für seinen Weihnachtsbaumverkauf.
Dass auf der Fläche bald ein Windrad wächst, sei für sein Geschäft jedoch kein Verlust. Die robusten Bäume mit ihren spitzen Nadeln seien mittlerweile aber nicht mehr so gefragt, die Nordmann-Tanne ist beliebter. „Wir hätten die Fläche sowieso aufgegeben“, sagt Heimhard, „auch weil wir die Weihnachtsbaum-Flächen aus dem Wald heraushaben wollen.“
Verkauf von Weihnachtsbäumen
Dirk Heimhard hat den Plänen von SL Naturenergie für das Areal zugestimmt und weiß über das Projekt gut Bescheid. Entsprechend gelassen sieht er auch den Schotterberg, der da unweit seiner Parkplätze in die Höhe wächst - wenige Monate vor der Weihnachtsbaum-Saison. „Es wird beim Weihnachtsbaumverkauf keine Einschränkungen beim Parken geben“, versichert er. Aktuell läuft eher der Verkauf von Kaminholz, angesichts der kommenden Herbstzeit. Doch die Vorplanungen für den diesjährigen Weihnachtsbaumverkauf laufen bereits. Wegen der allgemein steigenden Kosten werden auch die Weihnachtsbäume von Gut Kuhweide übrigens einen Euro teurer, kündigt Heimhard an, aber das nur nebenbei.
Kritik von Naturschützern
Kritik an den Plänen für die zwei neuen Windräder am Eilper Berg kam im Vorfeld vom Naturschutzbund Hagen. Sie vermissen die nötigen Schutzmaßnahmen für Umwelt und Natur, insbesondere für gesunde Populationen wie der Wildkatze und Spechten, so die Naturschützer in einer gemeinsamen Stellungnahme mit zwei weiteren Umweltverbänden. Auch fehlten Ausgleichsmaßnahmen.
Stadt genehmigt Anlagen
Eine von den Naturschützern geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) blieb aus, die Stadt hat die Baugenehmigung für die Anlagen erteilt. Erst bei Windfarmen ab drei Windenergieanlagen bestehe eine gesetzliche Pflicht zur Vorprüfung, ob eine UVP durchzuführen ist, entgegnet Stadtsprecher Michael Kaub.
„Die Vorgaben der Fachgesetze, wie unter anderem dem Bundesnaturschutzgesetz, dem Bundesimmissionsschutzgesetz oder dem Wasser- und Bodenrecht wurden somit selbstverständlich geprüft und alle Genehmigungsvoraussetzungen lagen vor.“
Umweltbelange geprüft
Die ausgebliebene UVP bedeute aber nicht, dass Umweltbelange bei den beiden Anlagen nicht geprüft wurden. „Eine UVP ändert nichts an den materiellrechtlichen Voraussetzungen zum Umweltschutz. Die Vorgaben der Fachgesetze, wie unter anderem dem Bundesnaturschutzgesetz, dem Bundesimmissionsschutzgesetz oder dem Wasser- und Bodenrecht wurden somit selbstverständlich geprüft und alle Genehmigungsvoraussetzungen lagen vor.“ Auch Betreiber SL Naturenergie weist die Kritik der Naturschützer zurück. „Wir haben alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt und erfüllen alle Auflagen, sodass wir die Kritik nicht nachvollziehen können. Ferner zählen Spechte nicht zu den sogenannten windkraftsensiblen Arten“, so Sprecherin Stefanie Flam.