Hohenlimburg. Als Hauptstück bringen die Schlossspiele Hohenlimburg dieses Jahr den Vampirroman „Dracula“ auf die Bühne. Doch das Stück hat seine Tücken:
Zur Probe hat Alex Lux selbstgebackenen Schokoladenkuchen mitgebracht und einen Pflock, der Vampire tötet. Der 36-Jährige will nicht nur seinen Geburtstag mit dem versammelten Ensemble des Hauptstücks der Schlossspiele über den Vampir-Fürsten „Dracula“ feiern, sondern sich auch mit eigens gebastelter Requisite einbringen. Schließlich ist es für Alex Lux das erste Mal, dass er bei den Schlossspielen auf der Bühne steht. „Ich war die letzten Jahre häufig als Besucher bei den Spielen“, erzählt er, und freue sich schon auf die Premiere.
Erfahrener Amateur-Schauspieler
Der Lehrer ist hobbymäßig seit vielen Jahren auf Theaterbühnen unterwegs und konnte jüngst mit seinem Auftritt bei „Mord im Orient-Express“ im Theater an der Volme auch Dario Weberg überzeugen, den künstlerischen Leiter der Schlossspiele. Er fragte Lux, ob er nicht im Hauptstück der Spiele mitmachen wolle. Dass er auch einen Pflock lieferte, der den Tod von Vampiren szenisch herbeiführen soll - für den Techniklehrer quasi Ehrensache.
„Wenn im Textbuch ‚Dracula zerfällt zu Asche‘ steht, dann ist das eine große Herausforderung“
Technische Tricks im Stück
Nur einer von mehreren technischen Tricks und Überraschungen, die Weberg in das Theaterstück einbauen wird. Weniger aus reiner Spielfreude, mehr weil der Stoff des zugrundeliegenden Vampirromans „Dracula“ von Bram Stoker danach verlangt. „Wenn im Textbuch ‚Dracula zerfällt zu Asche‘ steht, dann ist das eine große Herausforderung“, sagt Weberg. Außerdem muss ein Gebetsbuch plötzlich Feuer fangen. Verraten, wie solche Fallstricke des Romans letztlich auf der Bühne aussehen, das will er eine Woche vor der Premiere nicht.
Betagter Vampirroman
Dass der Vampirroman des Iren Bram Stoker, der zu Kaisers Zeiten erschien und mittlerweile 127 Jahre auf dem Buckel hat, auch den Menschen in heutiger Zeit noch viel zu sagen hat, davon ist der spielerische Leiter der Schlossspiele überzeugt. Denn die Wahl fiel auch deshalb auf dieses betagte Stück, weil es Themen aufgreift, die die Gesellschaft umtreiben.
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Angst vor dem Unbekannten
„Dracula ist ein Fremder und es geht in diesem Stück auch um die Angst vor dem Unbekannten.“ Ängste, die bis heute etwa in den Debatten um Zuwanderung immer wieder bedient werden. Auch Ensemble-Neuling Alex Lux mimt in dem Stück einen Menschen, mit dem der geneigte Zuschauer nur so fremdeln wird. Denn seine Figur namens „Renfield“ wurde nicht ohne Grund in eine Psychiatrie eingewiesen. Er ist der „Zoophagie“ verfallen, verzehrt also leidenschaftlich gern lebendes Getier. Eine Art Vampir unter den Lebenden. „Er ist eine zwiegespaltene Persönlichkeit“, beschreibt Alex Lux. „Ich werde diese Rolle mit sehr viel Wahnsinn spielen.“
Bekannte Gesichter
Beim achtköpfigen Ensemble kommen darüber hinaus viele bekannte Gesichter zum Einsatz, die schon häufig auf der Bühne der Schlossspiele zu sehen waren, darunter Stephan Schröder, Karolin Kersting, Anna-Christina Reske und Simon Jakobi. Die ersten Proben liefen im Theater an der Volme, ab der kommenden Woche wird dann auch im Schlosshof in Hohenlimburg geprobt. Dort stehen bereits die Buden, in denen Getränke und Gegrilltes für die Gäste der neuen Spielzeit zubereitet werden. Als Nächstes folgt der Aufbau von Bühne, Tontechnik und Lichtern.
109 Ehrenamtliche
Insgesamt 109 ehrenamtliche Helfer werden während der Spielzeit der Schlossspiele dieses Jahr im Einsatz sein, um die Besucher bei den Veranstaltungen im Schlosshof zu versorgen - das sind noch ein paar mehr als im vergangenen Jahr, wo erst knapp die 100er-Marke im Helferteam geknackt werden konnte. „Die Schlossspiele bieten ein schönes Ambiente, auch wenn man arbeiten muss“, versucht sich Carsten Kunz, Vorsitzender Freundeskreis Schlossspiele, an einer Erklärung für den alljährlichen Zulauf, wo doch anderswo händeringend Freiwillige gesucht werden. „Der Vorteil ist auch, dass die Arbeit sich auf eine begrenzte Zeit von ein paar Wochen beschränkt.“
16. August bis 1. September
Vom 16. August bis 1. September finden in diesem Jahr die Schlossspiele auf Schloss Hohenlimburg statt. Insgesamt 19 Veranstaltungen von Konzerten über Kabarett bis Theater umfasst das Programm. An fünf Abenden wird „Dracula“ für das Hauptstück auf der Bühne stehen.
Sollte ein Unwetter den Auftritt unter freiem Himmel im Schlosshof zunichtemachen, werden die Schlossspiele erstmals in die Nahmerhalle von Waelzholz ausweichen. Dieses Szenario bleibt für das Team um den Spielerischen Leiter Dario Weberg aber nur eine Notlösung. Sie hoffen, dass „Dracula“ nicht in der Industrie-Kulisse der Nahmerhalle zum Leben erwacht, sondern umgeben von den Bruchsteinmauern im Schloss Hohenlimburg.