Hagen. Angehende Krankenschwestern und Krankenpfleger haben an der Agaplesion Klinik Hagen eine ganze Station übernommen. Das steckt dahinter.
Sie könnten die Pflege ablehnen. Theoretisch. Praktisch aber kommt das auf der Station 13 nicht vor. Die Patienten könnten die Pflege ablehnen, weil die, die da vor ihnen stehen, angehende und noch keine ausgebildeten Pflegefachkräfte sind. Junge Menschen, die Krankenschwester oder -pfleger werden wollen, die im kommenden Frühjahr ihr Examen ablegen und die hier an der Agaplesion Klinik Hagen (AKH) gerade die wohl intensivste Zeit in ihrer dreijährigen Ausbildung erleben.
Die Auszubildenden haben die Station 13 übernommen. Und zwar komplett, für drei Wochen. Die Organisation ebenso wie all das, was den Bereich der Pflege selbst umfasst. „Es ist schon ein erheblicher Unterschied, ob man sich nur um eine bestimmte Gruppe von Patienten kümmert oder gleich um das Management einer solchen Einheit“, erklärt Kursleiterin Janice Biekehoer, was hinter diesem konsequenten Schritt steckt. „In dieser extremen Form ist das für unsere Auszubildenden Neuland.“
Profis sind Ansprechpartner
Eines, das Jaqueline Bucker betritt: „Uns gibt das die Möglichkeit, Dinge, die wir gelernt haben, in einem geschützten Raum auszuprobieren“, sagt die junge Frau auch mit Blick darauf, dass 24 Stunden an sieben Tagen examinierte Kräfte als Ansprechpartner im Hintergrund zur Verfügung stehen, „man kann jederzeit nachfragen.“
„Die Patienten akzeptieren es, wenn wir mal unsicher sind. Man spürt, dass sie Verständnis haben.“
Die Patienten wissen, mit wem sie es zu tun haben. „Sie akzeptieren es, wenn wir mal unsicher sind“, sagt Sébastien Hatais, „man spürt, dass sie Verständnis haben.“ Flyer sind im Vorfeld verteilt worden, bei Neuaufnahmen wird das Projekt auf Station 13 zum Thema. „Aber das Feedback, das wir in der ersten Woche bekommen haben, ist durchweg positiv“, erzählt Jaqueline Bucker.
Härtetest für Azubis
Für die Azubis selbst sind die Wochen in voller Verantwortung auch ein Härtetest. „Wir kennen uns alle aus dem Unterricht“, sagt Sébastien Hatais. „Aber in der Praxis haben wir noch nicht zusammengearbeitet. Wir merken in diesen Wochen auch, ob wir als Team funktionieren. Auch das wird etwas sein, dass später für uns wichtig wird.“
„Man merkt, wie dieses Projekt den eigenen Horizont erweitert.“
Voll wird es bei den Übergaben - wenn sich die Azubis und die Examinierten zweier Schichten treffen und über das sprechen, was in den letzten acht Stunden auf der Station passiert ist. „Das ist für uns essenziell wichtig“, sagt Jaqueline Bucker, die auch darüber berichtet, mit welch großem Aufwand die Gruppe zuvor in der Schule die Übernahme der Station vorbereitet habe.
Projekt erweitert den Horizont
Eine Vorbereitung, die sich - das zumindest ist der Eindruck nach Woche eins - auszahlt: „Man merkt, wie dieses Projekt den eigenen Horizont erweitert“, sagt Bucker, „auf der anderen Seite erkennt man auch, dass es sich gelohnt hat, in der Ausbildung so viel zu lernen, dass man nun auch ganz praktisch anwenden kann.“
Ein Eindruck, den auch Mira Emestus teilt: „Gerade einige fachspezifische Dinge kann man hier im Arbeitsalltag noch einmal vertiefen“, sagt sie. Station 13 gehört zur Kardiologie am Agaplesion-Klinikum. Parallel werden den Auszubildenden Einblicke in die Onkologie und in den Zentral-OP angeboten.