Hagen. In der Tückingschulstraße sind die Autos gelb getüpfelt. Lassen etwa Flugzeuge etwas fallen? Heinz Köster aus Hagen macht sich Sorgen.

Nanu, wunderte sich Heinz Köster (80) aus Hagen, was sind denn das für gelbe Sprenkel auf meinem Auto? Tatsächlich war der Wagen des Rentners, der auf dem Tücking wohnt, übersät von Flecken, deren Farbe von hellbraun und gelblich bis hin zu dunkelbraun variiert. Aber woher kommen die mysteriösen Punkte? „Auf jeden Fall aus der Luft“, vermutet Köster: „Wir liegen hier ja in den Einflugschneisen der Flughäfen Düsseldorf und Dortmund. Vermutlich wird aus den Flugzeugen etwas abgelassen.“

Viele Autos am Tücking in Hagen sind übersält mit den Sprenkeln.
Viele Autos am Tücking in Hagen sind übersält mit den Sprenkeln. © Alex Talash | Alex Talash

Vor einigen Wochen habe er die Verunreinigungen zum ersten Mal festgestellt, jetzt seien sie in massiver Form erneut aufgetreten, sagt der Rentner, der seit 40 Jahren am Tücking wohnt und vorher noch nie mit diesem Phänomen zu tun hatte. Nun aber ist nicht nur sein Auto betroffen, viele weitere Wagen in der Tückingschulstraße sehen geradezu getüpfelt aus. „Ich glaube eher, das kommt von Insekten“, so Malermeister Dirk Söhnge: „Oder aber von den Flugzeugen, das wäre auch möglich.“

Das sagt der Flughafensprecher

Nicht nur Fahrzeuge, auch die Photovoltaikanlage und das Glasdach über Heinz Kösters Terrasse weisen die gelben Spritzer auf. Der Hagener befürchtet eine potenzielle Gesundheitsgefährdung durch die gelbe Substanz, denn in der Umgebung gebe es zahlreiche Obstbäume und Gemüsegärten: „Die kriegen das Zeug natürlich auch ab.“

Auch Malermeister Dirk Söhnge hat Flecken auf seinem Wagen.
Auch Malermeister Dirk Söhnge hat Flecken auf seinem Wagen. © Alex Talash | Alex Talash

Doch was ist die Ursache der gelben Flecken, lassen Flugzeuge in luftiger Höhe wirklich irgendwelche Substanzen ab, die dann in kleinen Portionen auf der Erde niedergehen? Am Flughafen Düsseldorf weiß man mehr. Kerosinablagerungen oder gar Fäkalien seien mit großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen, sagt Airport-Sprecher Tankred Stachelhaus: „Alle in der Vergangenheit von uns untersuchten Proben mit einem ähnlichen Verunreinigungsbild stellten sich nach Laboruntersuchungen bisher immer als Vogel- oder Bienenkot heraus, der je nach Jahreszeit und damit Fressverhalten der Vögel von unterschiedlicher Färbung und unterschiedlicher Konsistenz sein kann.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich in Hagen um dieses Phänomen handele, sei also sehr hoch – auch wenn dazu keine endgültige Aussage getroffen werden könne.

Hinterlassenschaften von Bienen

Grundsätzlich lassen Flugzeuge während des Starts oder der Landung kein Kerosin ab, so Stachelhaus. Der sogenannte Treibstoffschnellablass (Fuel Dumping) komme nur äußerst selten vor und werde nur in Notfällen unter Einhaltung hoher Sicherheitsbedingungen durchgeführt: „Die Genehmigung dafür erteilt die Flugsicherung unter Einhaltung strenger Kriterien. Dem Piloten wird beispielsweise ein Luftraum mit wenig Flugverkehr über einem Gebiet mit möglichst geringer Besiedlung zugewiesen.“ Die Entsorgung der Fäkalientanks von Flugzeugen erfolge nach der Landung am Boden.

Imker Jörg Tysarzik ist Bienensachverständiger in Hagen.
Imker Jörg Tysarzik ist Bienensachverständiger in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Der Hagener Bienensachverständige Jörg Tysarzik bestätigt die Vermutung des Flughafensprechers. Bei den Flecken handelt es sich um die Hinterlassenschaften von Bienen, die auf ihren Futterflügen nun mal Kot hinterließen: „Vor allem während des Rückfluges zum Stock.“ Irgendwo in der Nähe der betroffenen Autos müsse sich eine lukrative Futterquelle für die Insekten befinden.

Großer Lindenbaum steht in voller Blüte

Und wirklich, in der Tückingschulstraße befindet sich eine große Linde in voller Blüte. Unter dem Baum summt und brummt es. Die Bienen bedienen sich aber nicht nur am Nektar der Blüten, sondern Lindenbäume bieten auch zahlreichen Blattläusen ein Zuhause, deren Ausscheidungen die Bienen als Honigtau „ernten“. Vermutlich trägt die Linde in der Tückingschulstraße also erheblich dazu bei, dass die dort parkenden Autos von den Insekten überflogen und „vollgekotet“ werden.

Dirk Söhnge und Heinz Köster rätseln über die Herkunft der gelben Sprenkel.
Dirk Söhnge und Heinz Köster rätseln über die Herkunft der gelben Sprenkel. © Alex Talash | Alex Talash

Die Sprenkel sind hartnäckig und schwierig zu entfernen, im schlimmsten Fall können sie gar den Lack beschädigen. Am besten greift man zu einem Insektenentferner. Bienensachverständiger Tysarzik stellt klar, dass Autobesitzer gegenüber Imkern keine Regressansprüche haben: „Das ist Natur. Aber mein Auto möchte ich derzeit auch nicht am Tücking stehen haben.“