Hagen. Im Fledermaus-Motel in Hagen werden Zwergfledermäuse aufgepäppelt. Wie zwei Frauen die winzigen Wildtiere von ihrem Igitt-Image befreien wollen:
Eine tierische Geschichte. . . Zwölfie ist winzig, sechs Wochen alt und wiegt gerade mal vier Gramm. Das dunkelbraune Etwas liegt in Mareike Groschs Hand. „Niedlich, oder? Wie kleine Mäuse, nur mit Flügeln, runden Öhrchen und Knopfaugen.“ Mareike Grosch kümmert sich um die Zwergfledermaus, um sie, wenn sie größer und kräftiger ist, in der Natur auszusetzen.
„Niedlich, oder? Wie kleine Mäuse, nur mit Flügeln, runden Öhrchen und Knopfaugen.“
Zimmerservice, Versorgung und Fürsorge
„Wir bieten unseren Gästen Zimmerservice, Versorgung und Fürsorge“, lacht die 48-Jährige. Mit wir spielt sie auf ihre Bekannte Daniela Kumbein und sich selbst an. Die beiden Frauen haben sich vor einem Jahr über den Tierschutzverein Hagen kennengelernt und arbeiten seitdem auch mit der Biologischen Station in Haus Busch und dem örtlichen NABU (Naturschutzbund) eng zusammen. „Und nun haben wir das ,Bats Motel 58‘ gegründet“, erläutert Daniela Kumbein.
Kein „echtes“ Fledermaus-Motel
Besagtes „Bats Motel 58“ ist - wie der Name vielleicht vermuten ließe - kein „echtes“ Fledermaus-Motel, sondern eine ehrenamtliche Auffangstation für verirrte, geschwächte und verletzte Fledermäuse in Hagen und Umgebung. Wo der Zimmerservice angeboten wird? „Bei Mareike in Haspe und bei mir in Wehringhausen – in unseren Wohnungen“, sagt Daniela Kumbein.
In Flexarien untergebracht
Konkret: Für ein paar Tage oder Wochen werden die kleinen Säugetiere in Flexarien beherbergt. Ein Flexarium ist eine Art Terrarium, allerdings nicht aus Glas, sondern aus einem speziellen Netz, das zwischen den Gerüststangen gespannt wird. Zusätzlich werden in den „Mini-Zelten“ Tücher angebracht, an die sich die Fledermäuse zum Schlafen hängen.
Wildtiere verdienen Schutz
Die beiden Frauen grinsen sich vielsagend an, kennen sie doch die irritierten Blicke von Leuten, denen sie von ihrem Engagement erzählen. „Fledermäuse sind Wildtiere, und sie verdienen Schutz. Natürlich haben wir auch grundsätzlich ein Fable für Tiere.“
Aber zurück zu der winzigen Zwölfie: „Ihre Mutter hieß Elfie, daher der Name“, erzählt Mareike Grosch mit einem Lächeln. Sie habe Elfie aufgepäppelt, irgendwann bemerkt, dass Elfie schwanger war, „und dann kam Zwölfie“.
Über 80 Prozent der Fledermäuse, die in unserer Region leben, sind Zwergfledermäuse; erwachsene Tiere sind etwa fünf Zentimeter groß und wiegen fünf bis sechs Gramm.
Es fehlen Spalten und Nischen
„Eigentlich können sie 15 Jahre alt werden, doch durch die ungünstigen Bedingungen hier werden sie meist nur zwei, drei Jahre alt“, sagt Daniela Kumbein. Es werde für die Tiere immer schwieriger, geeiggnete Quartiere zu finden, „es gibt kaum noch Fensterläden, und Dächer werden mehr und mehr erneuert oder isoliert – es fehlt an Spalten und Nischen“. Am liebsten würden sich die Tiere allerdings sowieso in Ruinen, Kirchen und Höhleneingängen aufhalten.
Mücken und Motten
Wovon sich die kleinen Flattermänner ernähren? „In der Natur größtenteils von Mücken und Motten“, erläutert die 44-Jährige und ergänzt: „Wer Fledermäuse in der Nähe hat, kennt keine Probleme mit Mücken.“
„Wer Fledermäuse in der Nähe hat, kennt keine Probleme mit Mücken. “
Mareike Grosch hebt den Deckel des Bastkörbchens hoch, „alles klar, die beiden schlafen“. Neben Zwölfie hat die 48-Jährige zwei weitere Winzlinge, um die sie sich kümmert.
Weitere Unterstützer sind willkommen
Fledermäuse sind nachtaktiv. Wenn ein Tier tagsüber gesichtet wird, ist meist davon auszugehen, dass es verletzt oder geschwächt ist oder sich verirrt hat. Daher sollte telefonisch Kontakt zum Tierschutzverein oder zur Biologischen Station aufgenommen werden. Über die Seite „Bats Motel 58“ kann der Kontakt über Facebook laufen.
Auch jene, die sich für die Arbeit in der ehrenamtlichen Auffangstation interessieren oder sich dort selbst einbringen möchten, können sich über Facebook beim „Bats Motel 58“ melden..
Wie und warum die „Motel-Gäste“ zu den engagierten Frauen kommen? „Das ist ganz unterschiedlich. Zum Beispiel hat uns eine Kindergärtnerin aus Boele ein Jungtier gebracht, das vom Unwetter überrascht worden war und es wohl nicht mehr in sein Quartier geschafft hatte. Ein anderer Fall: Ein Mitarbeiter der Telekom hatte Glasfaser durch ein Leerrohr geschoben, und da fiel am anderen Ende eine Zwergfledermaus heraus. Der Mann hat uns den Findling gebracht, und wir haben ihn dann ,Magenta‘ genannt“.
Auch interessant
- Hagen: Von Welpenmilch und Mehlwürmern für Fledermäuse
- Pionier mit Charisma: Douglas-Vater Jörn Kreke ist tot
- Abschied voller Würde und Farbe von Douglas-Vater Jörn Kreke
- Darum ist die Douglas-Filiale in Hagen geschlossen
- Das war‘s: Biyon aus Hagen hat bei Let‘s Dance ausgetanzt
Die Tierfreundinnen sind in ihrem Element: Ein Jungtier habe sich im Prinz-Regent-Theater in Bochum verirrt und wurde schließlich geschwächt in den Kulissen gefunden, „die Kleine hat von uns den Namen PR, was für Prinzessin Regent steht, bekommen“, erzählt Daniela Kumbein.
Lohnbuchhalterin in Castrop-Rauxel
Was der engagierten Frau, die als Lohnbuchhalterin in Castrop-Rauxel arbeitet und einen Mops (Anton) besitzt, am Herzen liegt? „Wer ein geschwächtes Tier findet, sollte es vorsichtig mit einem Tuch aufnehmen, in eine mit Luftlöchern versehene Pappschachtel setzen und zu uns Kontakt aufnehmen.“
Rechtspflegerin beim Amtsgericht in Schwelm
Mareike Grosch, die Rechtspflegerin beim Amtsgericht in Schwelm ist und von einem spanischen Schäferhund (Juli) auf Trab gehalten wird, fügt an: „Wir wollen helfen, dass Fledermäuse von ihrem ,Igitt-Image‘ befreit werden. Es sind nützliche und erhaltenswerte Tiere.“