Hohenlimburg. Niko Toparlakis kam illegal als Gastarbeiter nach Hohenlimburg - und gründete später das Restaurant Mykonos. Das ist seine Geschichte:
Allein die schützende Klarsichtfolie rundherum zeigt, wie viel Niko Toparlakis dieses alte Stück Papier bedeutet: Es handelt sich um den ersten Prospekt, mit dem er für sein Restaurant Mykonos geworben hat. Was heute als eine der bekanntesten Gastronomien im Ort jedem Hohenlimburger ein Begriff ist, war vor einem halben Jahrhundert noch völlig unbekannt. „Dieser Prospekt hat mich gerettet“, sagt Niko Toparlakis. In diesem Jahr feiert das Mykonos sein 50. Jubiläum - und in diesem Artikel blickt der Gründer auf die schweren Anfänge seines Lebenswerks zurück.
„Ich war verrückt“
„Ich war verrückt“, sagt Nikolaos Toparlakis, den alle nur „Niko“ nennen, heute über sein kühnes Unterfangen. „Aber ich war auch immer ein Optimist im Leben.“ Vor sechs Jahrzehnten kam er als Sohn eines Tabakbauern von Griechenland nach Hohenlimburg. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders, Anfang der 1960er-Jahre. Damals wuchs die Industrie in der Bundesrepublik und Betriebe lockten Arbeitskräfte aus Südeuropa, die eigentlich nicht ewig bleiben sollten und deshalb nur „Gastarbeiter“ genannt wurden.
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Illegal eingewandert
Niko Toparlakis war 21 Jahre alt und beim Militär in Griechenland als er hörte, dass die Firma Krupp in Deutschland nach Arbeitern sucht, erzählt er. 200 Mark zahlte er einem Vermittler und reiste in einem Omnibus mit anderen jungen Griechen ein - illegal. Als Stahlarbeiter malochte er die ersten Jahre am Glühofen im Krupp Werk IV in der Nahmer.
„Ich war damals verrückt, aber ich war auch immer ein Optimist im Leben.“
Er machte keinen Hehl daraus, gesellschaftlich in der neuen Heimat aufsteigen zu wollen - und eckte als Ausländer damit auch an. Mit Anzug und Krawatte sei er zur Arbeit ins Werk gekommen, was nicht jedem gefiel: „Meine Vorgesetzten haben mich schikaniert.“ Später sollte die Firma Krupp jedoch für ihre wichtigen neuen Arbeitskräfte in die Bresche springen - und eine Strafe wegen der illegal eingewanderten Griechen bezahlen.
Traum vom Restaurant
In den ersten Jahren in der Fremde behielt Niko Toparlakis seinen eigentlichen Traum immer im Blick: Ein schickes Restaurant zu eröffnen. Bereits als Jugendlicher habe er in Speiserestaurants in Griechenland gearbeitet, erzählt er. Während seiner Zeit beim Militär kochte er für seine Kamareaden im Offizierskasino. Doch bis er und seine Frau aus einem heruntergekommenen Gasthof an der Hohenlimburger Straße ein schickes griechisches Restaurant machen sollten, war es ein steiniger Weg. „Ohne die Stadtsparkasse in Hohenlimburg hätte ich es nicht geschafft“, sagt der 88-Jährige heute.
Gäste von außerhalb
Niko zeigt nochmal den Prospekt in der Klarsichtfolie. „Grillrestaurant Mykonos“ steht darauf in großen Lettern, darunter die Anschrift. Rund 5000 Prospekte habe er damals drucken lassen. Es stopfte sie in eine Aktentasche und fuhr mit dem Bus in umliegende Orte wie Iserlohn, Wuppertal und Lüdenscheid, um sie zu verteilen. Werbung machen über Hohenlimburg hinaus, das war sein Ziel. „Die Gäste kamen in den ersten Jahren von außerhalb“, erinnert er sich zurück. Bis sich Einheimische an ein schickes Restaurant eines griechischen Arbeiters gewöhnten, dauerte es seine Zeit.
Kredit bei der Sparkasse
Rund 300.000 Mark Kredit habe er damals von dem Bankhaus bewilligt bekommen, um seinen Traum zu verwirklichen und aus einem heruntergekommenen Gasthof an der Hohenlimburger Straße ein neues Restaurant zu machen. Unterstützung, die nicht von ungefähr kam: Denn Ehefrau Christel war bei der Sparkasse angestellt und half ihrem Mann, Kontakte zu knüpfen.
Bald wurde Niko als Dolmetscher und Übersetzer für seine Landsleute eingesetzt, arbeitete für Stadtverwaltungen, die Kripo und die Sparkasse. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt half er, weitere Griechen aus seinem Heimatland in Industriebetriebe nach Hohenlimburg zu vermitteln, um den Hunger nach Arbeitskräften in den Wirtschaftswunder-Jahren zu stillen.
Vor 50 Jahren eröffnet
„Wir haben Tag und Nacht geschuftet und die 300.000 Mark in den ersten vier Jahren abbezahlt“, unterstreicht Toparlakis mit Stolz in der Stimme, was er und seine Ehefrau geleistet haben. Als Pächter eröffneten sie das Restaurant Mykonos schließlich im Jahr 1974, am Namenstag von Nikolaos Toparlakis. Bereits fünf Jahre später kaufte die Familie Toparlakis das Haus und Restaurant, schufen Parkflächen und Gartenanlage und bauten den Betrieb im Mykonos weiter aus. Insgesamt 35 Jahre sollte er mit seiner Frau den Traum vom eigenen Restaurant leben. Diese umtriebige Zeit ist nun seit vielen Jahren vorbei und längst sind neue Pächter-Generationen im Mykonos am Werk.
Neue Pächter
Niko Toparlakis geht langsam auf die 90 Jahre zu, seine Frau ist 84 Jahre alt. Ihr Restaurant Mykonos ist auch in der Gegenwart eine belebte Gastronomie, die Tische sind häufig besetzt. Manchmal lässt sich auch das Ehepaar Toparlakis an einem Gästetisch entdecken, sie kommen gerne zum Essen vorbei.