Hagen-Eilpe. In einer Trainingswohnung, die die HGW kostenlos zur Verfügung stellt, werden Förderschüler der Gustav-Heinemann-Schule auf ein selbstständiges Leben vorbereitet.
Die Tafel der Klasse B2 hängt im Esszimmer. Weiß auf Grün prangt dort ein Teil des Schulstoffs der vergangenen Tage. Mittwoch: „Verbindungsleisten anbringen“, danach „Alkoholfreien Sekt kaufen“. Donnerstag: „Einweihung der neuen Wohnung“.
Die Klasse B2 der Gustav-Heinemann-Förderschule ist keine gewöhnliche Klasse, ihr Klassenraum kein gewöhnlicher Klassenraum. Zwar stehen mit Deutsch und Mathe doch ziemlich gewöhnliche Fächer auf dem Stundenplan, oberstes Ziel aber ist etwas anderes: selbstständig leben lernen. Seit Kurzem geht das noch besser – in der neuen Trainingswohnung an der Franzstraße.
Größe ist ein Pluspunkt
89 Quadratmeter haben die zwölf Schüler dort für sich. 30 mehr als in der ehemaligen Hausmeisterwohnung, die bisher für den Unterricht herhalten musste. Und nicht nur die Größe ist ein Pluspunkt. Die Wohnung liegt jetzt nicht mehr im Schulgebäude, sondern in einem Mehrfamilienhaus auf der anderen Straßenseite. „Ein Glücksgriff für uns“, sagt Schulleiterin Verena Lange, „so haben wir auch echten nachbarschaftlichen Kontakt.“
Möglich wurde der Umzug, weil die HGW und weitere private Spender für die Finanzierung sorgten. Aber auch die Schüler selbst mussten ihren Teil dazu beitragen: Wände streichen, Möbel schleppen, Wohnung putzen. „Wir haben richtig reingeklotzt“, erinnert sich der 17-jährige Pascal. Renovierung als Unterrichtsinhalt.
Wie im wahren Leben
Und auch sonst lernen die Schüler das wirklich wahre Leben kennen. Drei Zimmer, Küche, Keller, Bad – das ist der Kosmos, in dem sie sich unter der Aufsicht von ein bis zwei Lehrern und weiteren Integrationskräften täglich begegnen, Putzpläne erstellen, Einkaufslisten schreiben, kochen, Wäsche waschen.
Welchen Job Pascal diese Woche zu erledigen hat, sagt ihm der Ämterplan im Esszimmer. „Frühstücks- und Mittagstisch decken“ steht auf dem Schild neben seinem Namen, andere Schüler haben Aufgaben wie „Blumen gießen“, „Staub wischen“, „Kaffee und Tee kochen“.
Alle Tätigkeiten werden geübt
„So kommt jeder in den Genuss, alle Tätigkeiten zu üben“, sagt Lange. Aber wie das nun einmal so ist, bringen nicht alle Tätigkeiten gleich viel Genuss. Pascal jedenfalls hat seine Lieblingsaufgabe schon gefunden. „Kochen! Das hab’ ich drauf“, sagt er. Und was am besten? „Pizza!“ Die Zeit in der Trainingswohnung ist für die Jugendlichen gleichzeitig ihr letztes Schuljahr. Danach heißt es Abschied nehmen. „Ein bisschen traurig bin ich schon“, sagt Pascal. Zwar gebe es manchmal auch Unstimmigkeiten, „aber eigentlich kommen wir gut klar. Es ist wie in einer Familie.“