Hagen.. Betrüger, die Senioren abziehen in Hagen, gehen im dreister vor. Die Maschen werden facettenreicher, die Täter professioneller.
Da war der falsche Polizist den echten auf den Leim gegangen. Die hatten im November an der Eckeseyer Straße keine Kompromisse gemacht. Sie zogen den 21-jährigen Hagener zur Hauptverkehrszeit aus seinem Auto. Die Handschellen klickten, der Betrüger wurde abgeführt. Bargeld wurde sichergestellt. Eine Woche später kam noch ein teurer Mercedes (AMG GT S – Listenpreis 136.000 Euro) hinzu.
Finanziert hatte der Hagener seinen hohen Lebensstandard – so der Vorwurf der Ermittler –, indem er und eine von ihm organisierte Bande mit Hilfe eines Callcenters in der Türkei arglose Senioren in der Pfalz austrickste. Und daraus wird schon ersichtlich, wie schwer es Ermittler wie der Hagener Polizist Matthias Reinhardt vom Kriminalkommissariat 23 haben, um diesen Betrügern auf die Schliche zu kommen.
Banden agieren über Grenzen hinweg
„Diese Banden agieren über Ländergrenzen hinweg“, sagt Reinhardt, „ein einzelner Ermittler ist kaum in der Lage, so einer Organisation auf die Schliche zu kommen. Dazu braucht es eine behörden- und manchmal länderübergreifende Zusammenarbeit. Die Täter sind hochprofessionell. Die machen den ganzen Tag nichts anderes.“ Nämlich Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Oder: banden- und gewerbsmäßiger Betrug, bei dem die Gesamtbeute nicht selten im sechsstelligen Bereich liegen dürfte.
Enkeltrick, falsche Gewinnspiele, Schockanrufe und schließlich der Polizistentrick – Vorgehen und Resultat ähneln einander, die Unterschiede liegen in den Details.
Wurzeln des Enkeltricks liegen in Osteuropa
Beim klassischen Enkeltrick handelt es sich häufig um osteuropäische Banden. Früher hatten sich die Täter in Hotels eingemietet, telefonierten von dort. Heute nutzen sie Prepaid-Handys, die teilweise täglich wechseln.
„Da meldet sich dann der vermeintliche Enkel, erzählt von einem tollen Auto, das er gerade kaufen wolle und davon, dass er dafür dringend Geld bräuchte“, so Reinhardt, „ein Freund würde vorbeikommen und das Geld abholen.“
Falsche Polizisten melden sich aus Callcentern
Falsche Polizisten rufen oft aus Callcentern in der Türkei an – häufig nacht oder spätabends. Im Display der Angerufenen erscheint oft die Notrufnummer 110, teilweise mit Ortsvorwahl. „Das ist das erste Indiz“, so Matthias Reinhardt, „wenn tatsächlich ein Polizist anruft, dann wird die Nummer immer unterdrückt.“ Sie melden sich mit Namen und erklären, man habe gerade zwei Einbrecher festgenommen und ein Notizbuch mit Adressen sichergestellt. Darunter ist dann angeblich auch die Adresse des Angerufenen. Zur Sicherheit sollten nun Wertgegenstände und Bargeld bereit gelegt werden. Ein Polizist käme vorbei und würde das Paket abholen.
Eine der Alternativen: „Den Angerufenen wird erklärt, dass die Polizei ihre Hilfe benötige, weil eine Bankangestellte Falschgeld unter das Bargeld mische“, so Reinhardt, „sie werden aufgefordert, Geld vom Konto abzuheben, dass ein Polizist dann zur Kontrolle abhole.“
Der Teufel steckt hinter der guten Lotto-Fee
Beim Gewinnspiel-Trick geben sich die Betrüger am Telefon als Mitarbeiter einer Lotterie aus. Damit der Gewinn ausgezahlt werden könne, müsse man eine Internet-Zahlkarte kaufen. „Die gibt es heute in jedem Supermarkt“, so Reinhardt. Im zweiten Schritt werden die Senioren dann aufgefordert, den aufgedruckten PIN durchzugeben, damit die Echtheit überprüft werden könne. „Damit“, so Reinhardt, „ist das Geld dann weg.“