Hagen.. Das Theodor-Heuss-Gymnasium ähnelt derzeit eher einem Gefängnis als einer Schule. Ein 112 Meter langer und drei Meter hoher Metallzaun umgibt das Lehrgebäude. Schulleiterin Dr. Elke Winekenstädde ist empört und entsetzt: „Der Zaun muss wieder weg. Er passt absolut nicht zur Atmosphäre unserer Schule.“
THG-Schulleiterin Dr. Elke Winekenstädde ist empört und entsetzt: „Der Zaun muss wieder weg. Er passt absolut nicht zur Atmosphäre unserer Schule.“
Der Zaun stellt aber nicht nur eine ästhetische Katastrophe für das Gymnasium dar, er verfehlt auch seinen Sinn. Denn gebaut wurde er zum Schutz vor Vandalismus. In der Vergangenheit hatten Rabauken und Diebe in den Abend- und Nachtstunden des öfteren die Schulfassade beschmiert und versucht, die Türen aufzubrechen.
Um das zu unterbinden, fasste das Schulamt in Absprache mit Ex-Schulleiter Christian Veller den Plan zum Bau des Zaunes. Der dürfte für Einbrecher aber nicht schwer zu überklettern sein. Außerdem ist am oberen Ende zwischen Zaun und Gesträuch ein Durchlass freigeblieben, der von den Schülern bereits eifrig als Trampelpfad genutzt wird. Ohnehin ist nur die Frontseite des Gymnasiums eingezäunt, von allen anderen Seiten können Kriminelle und Radaubrüder weiterhin mit Leichtigkeit an das Gebäude herankommen. Für Schulleiterin Winekenstädde ist der Zaun deshalb nicht bloß hässlich: „So wie er da steht, erfüllt er überhaupt keine Funktion.“
Kritik an der Funktionsfähigkeit des Zauns
Architektin Margitta Neuhaus vom Büro Schmahl & Gerigk, die den Zaun im Auftrag der Stadt hochgezogen hat, sieht das anders: „Der Zaun ist hervorragend geeignet, um Jugendliche von der Schule wegzuhalten.“ Die Fassade sei in den vergangenen Jahren permanent beschädigt und beschmiert worden, dagegen müsse etwas unternommen werden. Dass es jetzt Kritik an dem Zaun hagelt, kann sie nicht nachvollziehen: „Manchen Leuten kann man es nie recht machen.“
In der nächsten Woche wird der Zaun Thema auf den Sitzungen von Elternpflegschaft und Schulkonferenz sein. Kollegium, Eltern und Schüler hätten sich massiv über das Bauwerk beschwert, berichtet Schulleiterin Winekenstädde, die sich besonders darüber ärgert, dass die Einfriedung ohne ihr Einverständnis fertig gestellt wurde. Zwar habe man sie bei ihrem Amtsantritt im vergangenen Sommer darüber informiert, dass Maßnahmen gegen Vandalismus geplant seien, doch danach habe sie nie wieder von der Angelegenheit gehört - bis sie eines Morgens ihren Dienst antrat und vor dem Zaun-Monstrum stand: „Ich werde das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen und darauf dringen, dass der Zaun möglichst bald wieder verschwindet. Er hat ja Gefängnis-Charakter!“
14335 Euro hat der mit Beton tief im Boden verankerte Zaun die Stadt Hagen und damit letztlich den Steuerzahler gekostet. „Wie ein Käfig sieht die Schule jetzt aus“, schimpft Ex-Mathelehrer Heinz Breddermann.
Man könnte auch sagen: wie ein Jugendknast.