Hagen. Durch sein Geständnis hat der Gitarrenlehrer den Kindern eine Aussage in dem Missbrauchs-Prozess erspart. Die Eltern haben aber nun ausgesagt.




Der Gitarrenlehrer (58), der den Musikunterricht dazu ausgenutzt hatte,
sich an elf Schülern (zwischen fünf und zwölf Jahren) zu vergehen

: Sein umfangreiches Geständnis am zweiten Verhandlungstag führt dazu, dass die Kinder nicht vor Gericht aussagen müssen.


Doch die Richter wollten sich ein umfassendes Bild von den Auswirkungen der Übergriffe machen. Deshalb vernahmen sie betroffene Eltern – vier Mütter und einen Vater.


Eine Mutter (47) aus Herdecke schilderte ihren Sohn als einen „schlanken, großen Jungen, „sehr sozial“ und als ein „sehr fröhliches Kind“. Dass er von seinem Gitarrenlehrer missbraucht worden ist? „Davon hat er nie was erzählt. Deshalb war ich zunächst auch der Meinung, er kann unmöglich Opfer geworden sein“, berichtete die Mutter.


Sohn weinte bitterlich


Doch dann die umfangreiche Vernehmung bei der Polizei. Ihr Sohn saß danach geschockt im Auto, war total fertig, weinte bitterlich. „Ich weiß nicht, warum er nie was gesagt hat. Wir waren total glücklich, dass er da immer hingegangen ist.“


Und wie ist es heute? „Wenn man ihn darauf anspricht, wechselt er sofort das Thema. Es ist ihm sehr unangenehm. Er blockt ab und verweigert das Gespräch darüber.“


Eine Mutter (46) aus Hagen hatte ihren Sohn mit dem Auto zum Gitarrenunterricht nach Herdecke gefahren. Dort angekommen, weigerte sich der Kleine, auszusteigen: „Ich will dort nicht mehr hin.“ Er sagte aber nicht, warum. Seit der Vernehmung bei der Polizei scheint der Mutter klar, warum das Kind inzwischen nur noch im Schlafzimmer der Eltern schlafen will und auch sehr unkonzentriert geworden ist.


Einer anderen Mutter (40) waren Verhaltensänderungen ihres Achtjährigen aufgefallen: „Er wurde immer aggressiver.“ Auch hätte er kaum noch gespielt und seine schulischen Leistungen wurden immer schlechter. Nach der Aussage bei der Polizei, als er das erste Mal über die sexuellen Erlebnisse erzählt hatte, „wirkte er sehr erleichtert“.


Pornografisches Foto gezeigt


Inzwischen ist ihr Sohn in einer Therapie bei einer Psychologin, die sich auf Missbrauchsfälle spezialisiert hat. „Seitdem geht es ihm besser und er spielt auch wieder.“


Der Hagener Vater (53) berichtete, dass ihm der Sohn gesagt hatte: „Ich muss dir ein Geheimnis verraten.“ Es ging um ein pornografisches Foto, das er beim Gitarrenlehrer gesehen hatte. Der Vater: „Das war dann auch seine letzte Gitarrenstunde. Ich hatte ein mulmiges Gefühl.“