Hagen. . Prozessauftakt am Landgericht: Ein Gitarrenlehrer aus Hagen soll elf seiner Schüler, sechs bis zwölf Jahre alt, sexuell missbraucht haben.

Es ist ein Vorwurf, der schockiert: Der Angeklagte (58) soll elf Jungen sexuell missbraucht haben. Die Kinder waren zur Tatzeit zwischen sechs und zwölf Jahre alt. Er war ihr Gitarrenlehrer. Unter den Opfern, so die Staatsanwältin, soll auch der eigene Stiefsohn sein. „Manipulationen am Geschlechtssteil“, heißt es in der Anklageschrift, die 109 selbstständige Taten auflistet. In zehn Fällen soll es zu „beischlafähnlichen Handlungen“ gekommen sein. In 29 Fällen wurden Kindern Pornofilme vorgeführt.

Als Tatorte werden die Wohnung des Angeklagten im Hagener Süden sowie sein Unterrichtsraum in Herdecke genannt. Unter dem Vorwand, sie hätten die Gitarre „falsch angelegt“, soll er den Jungen „das Instrument gerichtet“ und sie dabei im Intimbereich berührt haben.

Lehrer wirbt mit Unterricht in „familiärer Atmosphäre“

Auch hätte er Kindern die Hose heruntergezogen. In mehreren Fällen mussten die kleinen Gitarrenschüler Pornofilme anschauen, die ihnen der Angeklagte vorführte. So seien einem Achtjährigen 15 verschiedene Filme gezeigt worden. Auch „Sexspielzeuge“ aus dem Erotik-Shop kamen zum Einsatz.

Einer der Geschädigten, ein damals Elfjähriger, soll zweimal im Monat während des Unterrichts angefasst worden sein. Die Anklage geht allein hier von 34 Fällen aus, „bis sich der Junge verweigerte“.

Ermittler stellen kinderpornografische Fotos sicher

Im Internet warb der Angeklagte für seinen Gitarrenunterricht „mit nahezu familiärer Atmosphäre, weil neben aller Lernerei die Chemie zwischen mir und den Schülern wichtig ist.“ Bei der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten fanden die Ermittler 52 Compact-Discs mit kinderpornografischen Bilderdateien.

Der Angeklagte wurde zum Prozessauftakt im Hagener Landgericht in Handschellen aus der Untersuchungshaft vorgeführt, in der er zurzeit einsitzt. Sein Gesicht verbarg er hinter einem blauen Aktendeckel.

Rechtsgespräch unter Juristen

Nach Verlesung der Anklageschrift wurde die Verhandlung unterbrochen. In nicht öffentlicher Sitzung führten die Juristen ein Rechtsgespräch. Sollte der Angeklagte die Vorwürfe zugeben, könnte es den Opfern erspart bleiben, vor Gericht aussagen zu müssen.

Am nächsten Verhandlungstag am 6. April wird er die Gelegenheit bekommen, sich zu den umfangreichen Vorwürfen zu äußern.