Hagen/Hohenlimburg. Über Jahre hinweg sind Gebühren an der Rettungsdienstschule Hagen nicht vernünftig abgerechnet worden. Hinzu kommt hoher Unterrichtsausfall.
Fehlende und kaum nachzuvollziehende Gebühren-Abrechnungen, zu wenig Personal, Unterrichtsausfall – an der Rettungsdienstschule der Städte Hagen und Iserlohn am Standort Hohenlimburg sind die Probleme vielschichtig. Die Ausbildung als solche an der Schule ist aus Sicht der Feuerwehr Hagen allerdings nicht gefährdet.
Von 326.000 Euro war nach Informationen unserer Zeitung zunächst die Rede, die in der Kasse der Schule mit Standort in Hohenlimburg fehlen. Immerhin 137.000 Euro erwartet man offenbar von der Stadt Iserlohn, die entsprechende Rückstellungen gebildet hat. Weitere 189.000 Euro richten sich wohl gegen Dritte (kleinere Feuerwehren, Rettungsdienste). Hier ist es allerdings völlig offen, ob der Fehlbetrag noch eingetrieben werden kann. Offiziell erklärt Stadtsprecherin Clara Berwe: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann der konkrete Betrag der offenen Forderungen noch nicht genannt werden.“ Sie verweist auf laufende Prüfungen und gestellte Rückforderungen. Bei den Forderungen handele es sich um Teilnehmerentgelte und Trägeranteile. Nach dem Ärger um die Überstunden steht die Wehrleitung jetzt vor neuen Problemen.
Unregelmäßigkeiten der Verwaltungsspitze seit Anfang 2019 bekannt
Bekannt geworden sind die Unregelmäßigkeiten der Hagener Verwaltungsspitze Anfang dieses Jahres. Offenbar sind bereits seit 2008 über rund zehn Jahre Gebühren nur noch sporadisch und kaum nachvollziehbar eingezogen worden. Angesiedelt war diese Aufgabe lange Zeit bei der Amtsleitung – also seinerzeit beim ehemaligen Feuerwehr-Chef Horst Wisotzki und schließlich bei seinem Nachfolger Heinz Jäger. Seit Frühjahr 2017 ist Veit Lenke Leiter der Feuerwehr in Hagen. Die pensionierten Amtsleiter sollen zur Aufklärung beitragen.
Die Stadt verweist darauf, dass bis zum Jahr 2007 „spitz abgerechnet“ worden sei. „Dann sind mit einer haushalterischen Umstellung 2008 Schnittstellenprobleme aufgetreten“, so Clara Berwe. „Warum in der Folgezeit nicht erneut eine Spitzabrechnung erfolgte, kann nicht nachvollzogen werden und ist Gegenstand der Prüfung.“ Gleiches gelte auch für Verantwortlichkeiten. Derzeit erfolge in enger Abstimmung zwischen Stadtverwaltung und Feuerwehr die Bilanzierung der Jahre 2008 bis 2018.
Probleme bei der Stellenbesetzung
Parallel zu den versäumten Abrechnungen gibt es nach Informationen unserer Zeitung auch an anderer Stelle Probleme bei der Rettungsdienstschule, an der seit 1995 Sanitäter ausgebildet werden. Seit 2014 hat sich die Gesetzeslage geändert. „Damit“, so erklärt Clara Berwe, Sprecherin der Stadt Hagen, sind die Anforderungen an Lehrpläne und räumliche sowie organisatorische Anforderungen deutlich gestiegen.“
Nach Informationen unserer Zeitung gab es durchaus frühzeitig Pläne, diesen Anforderungen zu begegnen. Umgesetzt worden sind sie aber offenbar nicht. Die Folge: Unterrichtsausfall in erheblichen Ausmaßen.
Schüler wenden sich an Bezirksregierung
Stadtsprecherin Clara Berwe räumt allerdings ein: „Derzeit sind an der Schule nicht alle Stellen besetzt. Die Feuerwehr Hagen ist in Zusammenarbeit mit dem Personalamt bestrebt, die freien Vakanzen zeitnah zu besetzen.“ Dabei soll es sich u.a. nach Informationen unserer Zeitung um die Stelle eines Gesundheitspädagogen handeln, der nach fünf Monaten Anstellung zum Ende des Jahres 2018 kündigte. Vier Monate soll diese Stelle nicht ausgeschrieben worden sein.
Angesichts der Lage hat sich ein Schüler hilfesuchend an die Schulaufsicht bei der Bezirksregierung Arnsberg gewandt haben. Ergebnis: Die Bezirksregierung macht der Stadt Auflagen. „Es gibt eine Beschwerde über Unterrichtsausfall“, so Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung. „die Schule ist jetzt gehalten, weiteres qualifiziertes Personal einzustellen. So lange das nicht der Fall ist, darf keine weitere Klasse in der Vollausbildung starten.“ Gleichzeitig räumt Söbbeler ein, dass aufgrund der jetzt nötigen Doppelqualifikation (fachlich und pädagogisch) es vermutlich schwer falle, offene Stellen nachzubesetzen.
Die Ausbildung zum Rettungssanitäter ist aus Sicht der Hagener Feuerwehr dennoch sichergestellt. Die nächste Vollausbildung, so heißt es weiter, sei für Juni 2020 geplant. Insgesamt werden pro Jahr rund 900 Kollegen aus- und fortgebildet.