Hagen/Hohenlimburg.. Es wird wohl noch Wochen dauern, bis der Aufzug in dem Hochhaus an der Mozartstraße in Hohenlimburg wieder repariert ist. Die Eigentumsverhältnisse sind undurchsichtig.
Welche Zielsetzung verfolgt die Deutsche Grundbesitz AG („Degag“) aus Hannover mit den Mietskasernen an der Mozartstraße 17 bis 23? Welches Spiel spielt die Wohnungsgesellschaft Altro Mondo mit den Bewohnern? Die blicken jedenfalls kaum durch bei den komplizierten Eigentumsverhältnissen. Und die Reparatur des Aufzugs wird wohl noch viele Wochen dauern.
Nach Recherchen dieser Zeitung wurde die „Degag neunte Wohnen“, eine Tochter der „Degag“, am 19. August 2015 gegründet. Als eine von aktuell 25 Gesellschaften der Deutschen Grundbesitz AG. Zwei Tage später wurde die „Degag neunte Wohnen“, so unsere Informationen, Eigentümerin der vier Hochhäuser.
Aufzüge funktionieren nicht
Fast ein Jahr danach, im Juli 2016, übernahm die Altro Mondo die Verwaltung der Häuser. Beide Gesellschaften sind übrigens unter derselben Rufnummer in Niedersachsen zu erreichen. Eine gestern dorthin gerichtete Anfrage blieb unbeantwortet.
Wie diese Zeitung exklusiv berichtete, funktionieren seit einigen Monaten drei der vier Aufzüge in den Mietskasernen an der Mozartstraße 17 bis 23 nicht. Die vier in den 70er Jahren von Hoesch gebauten elfstöckigen Hochhäuser fanden seit den 90er Jahren i n kurzen Abständen neue Eigentümer. Damit verschlechterte sich die Substanz der Wohnblöcke kontinuierlich.
Nach der Berichterstattung dieser Zeitung vom 30. August („Gefangen in der eigenen Wohnung“) trudelte prompt Post von der Altro Mondo bei den Mietern an der Mozartstraße ein. Darin teilt die Gesellschaft mit, dass die für die Reparatur der Aufzüge benötigten Ersatzteile angefertigt werden müssen und die Lieferzeit deshalb acht bis zehn Wochen betrage. Wörtlich heißt es: „Für den Einbau werden noch einmal zwei Wochen benötigt. Die erforderlichen Teile wurden bestellt und die Reparatur durch uns beauftragt.“
Mieterverein ist eingeschaltet
Heißt das, dass speziell die Mieter in den oberen Stockwerken für weitere drei Monate von der Außenwelt abgeschnitten sind? So wie Maija Lawrenko aus der Ukraine, die nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und aktuell Arzttermine nicht wahrnehmen kann.
Mit diesen unhaltbaren Zuständen möchten sich die Mieter nicht zufrieden geben. Viele haben sich in ihrer Not deshalb bereits an den Hagener Mieterverein mit Bitte um juristische Unterstützung gewandt. Rechtsanwältin Claudia Scholten sagte dazu gestern auf Anfrage, „Die Mieter haben zunächst einmal einen Anspruch auf Mietminderung, Dieser liegt zwischen 5 und 20 Prozent der Bruttomiete. Die Höhe wird von unterschiedlichen Gerichten unterschiedlich bewertet.“
Um jedoch mit ihren berechtigten Anliegen bei der Altro Mondo Erfolg zu haben und somit eine kurzfristige Sanierung der Aufzüge zu erreichen, können die Mieter, so Claudia Scholten, auch ein „Zurückbehaltsrecht“ der Miete geltend machen, d.h. die komplette Miete nicht zahlen. Claudia Scholten rät jedoch, vor einem solchen Schritt eine Rechtsberatung einzuholen. Eine solche Vorgehensweise übe, so die Rechtsanwältin, Druck auf den Immobilienbesitzer aus. „Es ist gut, wenn ein ganzes Haus dabei mitmacht.“
Bauvereins-Vorstand empört
Empört über das Verhalten der Gesellschaften aus Niedersachsen zeigt sich auch Marion Golling, Vorstand des Hohenlimburger Bauvereins, dem die Nachbarhäuser 13 bis 15 gehören. „Das ist eine tickende Zeitbombe. Solche Gesellschaften können ein ganzes Wohngebiet runterziehen.“ Auch ihr Unternehmen sei angesichts der Zustände in den Häusern 17 bis 23 kritisiert worden. In dem Irr-Glauben, es handele sich um Bauvereins-Häuser.