Hagen.. Theaterförderverein, Bürgerstiftung und Ballettfreunde appellieren nach einer Krisensitzung an alle Bürger, sich für die bedingslose Rettung des Theaters in Hagen mit all seinen Sparten einzusetzen.
Theaterförderverein und Bürgerstiftung formieren sich: Bei einer Krisensitzung sprachen sich am Mittwoch die Mitglieder für die bedingungslose Rettung des Stadttheaters mit all seinen Sparten aus.
„Seit fünf Jahren wird über die Rechtsformänderung des Theaters diskutiert. Zwei Oberbürgermeister und diverse Ratsmitglieder haben sich damit beschäftigt, etliche Gutachten wurden erstellt. Und mit welchem Ergebnis? Die Rechtsformänderung hin zur GmbH ist vom Tisch, da der Stadt die Ungewissheit, wie die freiwilligen Leistungen in den Bereichen Sport, Soziales und Kultur künftig verteilt werden sollen, zu groß erscheint“, resümiert Klaus Hacker.
Der Vorsitzende des Theaterfördervereins und Mitglied im Kuratorium der Bürgerstiftung bemängelt, dass die 500.000 Euro, die eine Rechtsformänderung eingespart hätten, trotzdem von der Verwaltung eingefordert werden, zuzüglich der 350.000 Euro, die der Musentempel durch allgemeine Einsparungen ausschwitzen muss. „In den letzten 20 Jahren wurden im Theater 100 Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen eingespart. Das bedeutet eine Personal-Verschlankung um 25 Prozent.“
Mit Argumenten überzeugen
Die Theaterfreunde wollen taktisch agieren. „Wir werden nicht mit Plakaten und Megaphonen durch die Innenstadt ziehen – zumindest jetzt noch nicht. Vielmehr wollen wir mit Argumenten überzeugen“, betont Hacker. Unter dem Motto „Nicht länger schweigen“ sollten sich Bürger, die sich für das kulturelle Wohl ihrer Stadt einsetzen möchten, artikulieren: „Alle Bürger sollten sich öffentlich äußern zur großen Bedeutung des Theaters für Hagen und für die gesamte Region. Sie sollten Leserbriefe schreiben und Politiker direkt ansprechen.“
Der Kämpfer fürs Theater fährt fort: „Ich fühle mich mittlerweile wie in Griechenland. Hagen braucht Hilfe. Die bekommt es auch – 40 Millionen Euro aus dem Stärkungspakt Stadtfinanzen. Allerdings nur, wenn die Stadt weitere Einsparungen vornimmt. Das ist doch paradox.“
Lutz-Schließung indiskutabel
Hagen betreibe das sparsamste Theater in NRW mit dem kleinsten Etat. In puncto Sparen sei man an die Grenzen gestoßen. Die Schließung der Jungen Bühne Lutz hält Hacker für indiskutabel, „gerade die Arbeit mit jungen Leuten ist immens wichtig“. Und zur Abschaffung der Sparten Ballett und/oder Orchester sagt Hacker: „Dann könnten wir gleich das ganze Theater schließen, aber das will niemand.“
Orchester, Chor oder Ballett abzuschaffen bzw. personell auszudünnen brächte viel geringere Einsparungen als die Verantwortlichen der Stadt annähmen: „Das haben die Ergebnisse des Actori-Gutachtens belegt.“
Vorstellungen drohen auszufallen
Sachausgaben, z.B. für Requisiten, müssen genehmigt werden („Zum Teil von Arnsberg, was einen riesigen Verwaltungsaufwand und enormen Zeitverlust bedeutet.“). Und Stellen dürfen nicht unbürokratisch schnell neu besetzt werden – wenn zum Beispiel ein Sänger oder Schauspieler plötzlich erkrankt. „Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden Vorstellungen aus diesem Grund ausfallen müssen. Der finanzielle Verlust, wenn 700 Plätze im Theater leer bleiben, ist enorm. Aber eine einmalige Honorarzahlung ist ja nicht erlaubt . . .“, schüttelt Hacker den Kopf.
Ferner befürchtet er einen Konkurrenzkampf zwischen den Akteuren aus den Bereichen Sport, Soziales und Kultur: „Dabei sind alle Bereiche wichtig. Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen.“