Hagen. Bahn-Chef Rüdiger Grube hat sich für die Ansiedlung des in der Bevölkerung umstrittenen Cargobeamers am Hengsteysee ausgesprochen. Er äußert aber auch gleichzeitig Verständnis für die Bedenken der betroffenen Anwohner. Fest steht: Hagen würde sich als Umschlagsplatz bestens eignen.
Das Projekt Cargobeamer mit dem am Hengsteysee Güter vom Lkw auf innovative Weise auf die Schiene verladen werden sollen, ist in der Bevölkerung umstritten. Jetzt meldet sich sogar Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, im Gespräch mit unserer Zeitung zu Wort. Er zeigt grundsätzlich Verständnis für die Bedenken der Anwohner gegenüber dem Großprojekt.
Sicherlich ein weiterer interessanter Aspekt für die Diskussion an unserem Redaktionsmobil, das am Sonntag, 11. Mai, von 14 bis 16 Uhr am Pendlerparkplatz Dortmunder Straße Station macht.
Als Umschlagsplatz bestens geeignet
Rüdiger Grube zeigte sich sehr gut informiert über das Projekt Cargobeamer und betonte dessen Bedeutung. „Wer Güter auf die Schiene bringen will, muss auch große Umschlagplätze für Container bejahen.“ Allerdings zeige die Erfahrung mit Großprojekten, dass sich die Mentalität in der Bevölkerung gewandelt habe. „Wir müssen proaktiv kommunizieren, und wir müssen auch persönlich in die Gespräche gehen“, sagte Grube mit Blick auf die Erfahrungen des Bahnhofneubaus in Stuttgart. Die Bürgergesellschaft wolle mitreden, und das sei auch legitim.
Allerdings dürften am Ende Großvorhaben nicht an Einzelinteressen scheitern. Hagen als alter Eisenbahnknotenpunkt vor allem für den Güterverkehr sei bestens geeignet für einen solchen Umschlagplatz. Und eigentlich wäre mehr Akzeptanz für ein solches Projekt gerade in Hagen zu erwarten. „Aber die Gesellschaft hat sich verändert, und das können wir als Unternehmen nicht zurückdrehen.“ Daher suche die Bahn den Dialog mit den Gegnern.
RVR - Keine Finanzspritze
Ob es denn überhaupt zum Cargobeamer am Hengsteysee kommen wird, ist weiter unklar. Die dafür nötige Änderung des Regionalplans ist noch in der Schwebe. Entschieden wird dies beim Regionalverband Ruhr (RVR). Und dessen Sprecher Jens Hapke sagt unserer Zeitung: „Wir haben eine Reihe von Fragen an die Stadt Hagen gerichtet, die noch zu klären sind.“ Es gehe um Themen wie die verkehrliche Erschließung für den Lkw-Verkehr oder den Trinkwasserschutz. Bei der Prüfung müssten die verschiedenen Interessen am Hengsteysee abgewogen werden: wirtschaftliche Nutzung und Freizeitwert. Ob beides überhaupt in Einklang gebracht werden könne, müsse geklärt werden.
Zuletzt hatte es in Hagen immer wieder Hoffnungen gegeben, der RVR werde sich auch finanziell an möglichen Investitionen zur Steigerung des Freizeitwertes beteiligen. Doch die Hoffnung kann Jens Hapke nicht nähren: „Unsere Kompetenz liegt in der Planung. Wir können da auch sicherlich unsere wertvollen Erfahrungen etwa am Kemnader See einbringen.“ Der RVR werde aber nicht selbst investieren. Zumal der Regionalverband überhaupt keine eigenen Flächen am Hengsteysee habe.
Vielmehr gehört der See und ein Teil des Uferweges dem Ruhrverband, der Stauseen und Kläranlagen betreibt. Aber auch der Ruhrverband sieht sich bei einer Steigerung des Freizeitwertes nicht in der Pflicht. „Wir verschließen uns natürlich keinen Gesprächen“, so Sprecherin Britta Balt. Aber Investitionen seien nicht wahrscheinlich. Schon mit Blick auf die anderen Kommunen, die den Ruhrverband tragen und Beiträge zahlen.