Fröndenberg. Haus Heinrich, der erste Neubau des großen Projekts des Schmallenbach-Verbundes in Fröndenberg, ist bezugsfertig. Womit das Gebäude punkten kann.

Der erste Neubau des großen Projektes am Hirschberg in Fröndenberg ist bezugsfertig: ins Haus Heinrich, das Hauptgebäude hier vom Schmallenbach-Verbund, ziehen seit Dienstag die Bewohner um. Was dabei die Herausforderungen sind, womit das neue Gebäude punkten kann und wie es danach mit den anderen Bauvorhaben weitergeht, erklären die Geschäftsführerin und der Pflegedienstleiter bei einem Rundgang.

Haus Heinrich: Neubau anstelle einer großangelegten Sanierung wirtschaftlicher

Stühle und Tische werden getragen, Wagen mit Blumen von links nach rechts und dann wieder von rechts nach links gerollt. Die zuweilen auch noch hektische Betriebsamkeit ist nicht anders als auf vielen anderen, ob größeren oder kleineren Baustellen, die in ihren letzten Zügen liegen. Und die ein klar definiertes Datum haben, um fertig zu sein. Zumindest so fertig, dass man einziehen kann. Am Dienstag sind auf dem Hirschberg im Schmallenbach-Verbund die ersten Bewohner aus dem Haus Heinrich, dem großen Hauptgebäude hier, in den Neubau gezogen.

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Am Tag zuvor hatte die Westfalenpost Gelegenheit zu Rundgang und Besichtigung. Bezieht man den Kindergarten St. Marien nicht mit ein, der seinen Einzug hier mitten in der Coronapandemie unter erschwerten Bedingungen zu stemmen hatte und einen Austausch zwischen Jung und Alt pflegt, ist das nun der erste fertiggestellte große Neubau der Pflegeeinrichtung im Rahmen eines großen Bauprojektes, welches in den nächsten Jahren weitergeht.

„Die Advents- und Weihnachtszeit soll für alle möglichst besinnlich sein.“

Salina Ebert
Geschäftsführerin Schmallenbach-Verbund

Salina Ebert, Geschäftsführerin des Schmallenbach-Verbundes, und Herbert Bruckelt, Hausleiter und Gesamtpflegedienstleiter des Verbundes, erklären, was den Neubau von Haus Heinrich ausmacht und warum er notwendig wurde. Komplett baufällig sei das alte, nun etwas über 50 Jahre alte Gebäude sicher nicht. „Aber es entspricht nicht mehr den pflegefachlichen Standards“, erklärt Ebert. Etwa mit Blick darauf, dass in der Altenpflege keine Doppelzimmer mehr gewünscht sind, die es hier vor einigen Jahren noch reichlich gab. Damit sei ein Neubau anstelle einer großangelegten Sanierung auch die wirtschaftlichere Variante, erklärt die Geschäftsführerin.

Gebraucht wird der Altbau zunächst auch weiterhin noch. Denn in das neue Haus Heinrich ziehen nun seit Dienstag und noch bis Donnerstag insgesamt 80 Bewohner um. Mehr Plätze darf ein Neubau in der Altenpflege in Deutschland auch nicht mehr haben. Im alten Haus Heinrich lebten zuletzt aber 106 Menschen. 26 bleiben auch zunächst hier, vor allem palliativ betreute und schon schwerer demenziell veränderte Bewohner. Was mittelfristig mit dem alten Hauptgebäude passieren wird, stehe aktuell noch nicht fest, erklären Ebert und Bruckelt. „Aber es wird keine Pflegeeinrichtung bleiben.“

Außenansicht des Haupteingangs von Haus Heinrich auf dem Hirschberg in Fröndenberg.
Außenansicht des Haupteingangs von Haus Heinrich auf dem Hirschberg in Fröndenberg. © WP | Alexander Lück

Auch Verwaltung, Wäscherei, Küche und andere Versorgungsbereiche bleiben noch im alten Haus, sollen Anfang 2025 umziehen. Auch, um die Belastung für alle Beteiligten nicht zu groß werden zu lassen. „Die Advents- und Weihnachtszeit soll für alle möglichst besinnlich sein.“ Eine offizielle Einweihung soll es dann Anfang 2025 geben. Am Dienstag startete also der Umzug. Auf drei Etagen leben die älteren Menschen nun im Haus Heinrich, pro Tag zieht eine davon um. Der Plan dafür ist ausgeklügelt und lange vorbereitet, immer sechs Bewohner pro Stunde sollen in das neue Zuhause. Jeder einzelne bekommt einen Umzugspaten sprichwörtlich an die Hand, das können Ehrenamtliche, Angehörige oder Mitarbeiter sein. Die Einweisung dieser Helfer in einem rappelvollen Saal für dieses Mammutprojekt dauerte gut zwei Stunden am Montag.

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Umzug ins neue Haus Heinrich: Behutsame Vorbereitung und Begleitung wichtig

Für ältere, pflegebedürftige Menschen ist so ein Schritt sicher nochmal gravierender als für andere, wissen Ebert und Bruckelt. Deshalb sei behutsame Vorbereitung und Begleitung wichtig, alle persönlichen Gegenstände sollen unversehrt rüber. Das wenige, so die beiden, was viele im Alter noch besitzen, müsse man umso wertschätzender behandeln. Auch die Medikamente von insgesamt 80 Leuten dürfen freilich nicht durcheinanderkommen. Deshalb wurden in den letzten Tagen viele Listen angefertigt, Pakete, Tüten, Gepäckstücke beschriftet. Wer kann, geht den Weg ein paar Meter bergab in den Neubau selber zu Fuß, andere werden gefahren.

„Hier tobt das Leben.“

Herbert Bruckelt, Hausleiter und Gesamtpflegedienstleiter 
über den zentralen Küchen- und Gemeinschaftsraum

Pro Etage gibt es zwei Wohnbereiche, jeder davon hat einen zentralen Küchen- und Gemeinschaftsraum. „Hier tobt das Leben“, weiß Herbert Bruckelt. Das Licht verändert sich mit der Tageszeit, ein Balkon schließt sich an. Die Einzelzimmer verfügen etwa über höhenverstellbare Pflegebetten, Fußbodenheizung, bodentiefe Fenster, natürlich eigenen Sanitärbereich, können ansonsten individuell gestaltet und ausgestattet werden. Auch kleine Details wie eine Schiebetür ins Bad sind wichtig. „Das ist extrem platzsparend“, weiß Bruckelt.

Der zentrale Küchen- und Gemeinschaftsraum eines Wohnbereiches im neuen Haus Heinrich.
Der zentrale Küchen- und Gemeinschaftsraum eines Wohnbereiches im neuen Haus Heinrich. © WP | Alexander Lück

WLAN gibt es nicht nur für die Mitarbeiter, auch Senioren mit Laptop und eigenem Smartphone werden immer mehr, betonen Bruckelt und Ebert durchaus augenzwinkernd. „Das alles ist nicht Luxus, sondern Standard“, betont Geschäftsführerin Salina Ebert. Der aber auch teurer sei als vorher ein Pflegeplatz im alten Haus Heinrich, will sie nicht verschweigen. Je nach verschiedener Parameter müsse man durchaus um die 3000 Euro rechnen pro Monat, was aber auf dem Niveau vergleichbarer Einrichtungen liege.

Weiter oben auf dem Hirschberg startet bereits das nächste Projekt

Durch die große Hanglage gibt es gleich zwei Untergeschosse, die Funktionsbereiche ziehen hier demnächst ein. Hinter das Haus kommen Parkplätze. Und während das eine Projekt bald abgeschlossen ist, startet nun seit kurzem gut sichtbar wenige Meter weiter oben auf dem Hirschberg das nächste. Die Erdarbeiten für den Neubau von Haus Agnes haben begonnen. Plätze für Senioren mit sogenanntem komplex herausfordernden Verhalten, mit schweren psychischen Krankheiten und mit Demenz im Endstadium, werden hier geschaffen. 80 Plätze, auch hier also wieder das erlaubte Maximum, im Gegensatz zu bisher 60 Plätzen im Bestandsgebäude Haus Heinrich (früher Haus 2 genannt, von der Zufahrt aus noch hinter dem alten Krankenhaus gelegen.)

Entsprechend sind auch hier manche baulichen wie pflegerischen Erfordernisse höher, bei Themen wie Licht- und Schallempfindlichkeit. Besondere Kunst- oder Musiktherapie oder ein Demenzgarten sind geplant, damit die Bewohner möglichst ohne freiheitseinschränkende Maßnahmen oder schwere Medikamente leben können. Gut eineinhalb Jahre Bauzeit sind veranschlagt. „Es gibt schon sehr viele Anfragen für dieses besondere Konzept“, betont Salina Ebert. Das reiche etwa weit ins Ruhrgebiet hinein. Das bestehende Haus Agnes wird dann irgendwann abgerissen, um weitere Parkplätze und Grünflächen zu schaffen.