Fröndenberg/Menden. „Der Krieg in der Ukraine wird immer dramatischer“, so der Freundeskreis Fröndenberg Snowsk und er schickt den 3. Hilfskonvoi auf den Weg.
Wer die täglichen Berichte im TV über die Lage in der Ukraine sieht, könnte denken, dass sich in den letzten sechs Monaten im Grunde nichts verändert hat, die Lage ist schlimm, aber verharrt auf dramatischem Niveau. Aber wer die Situation vor Ort erlebt, muss zugeben, dass das so nicht stimmt. „Die Lebensbedingungen in der Partnerstadt Snowsk haben sich in den letzten Monaten nochmals verschlechtert“, so die Aussage von Dr. Burkhard Koll aus Fröndenberg. Auf Grund der gesteigerten Kampfaktivitäten an der Ostgrenze der Ukraine flüchten immer mehr Menschen aus dieser Region und suchen Schutz unter anderem in Snowsk. Dabei bringen diese Flüchtlinge in der Regel nicht mehr mit als das, was sie am Leib tragen und in einem kleinen Koffer mitbringen können.
Über enge Kontakte zum dortigen Verbindungsmann Volodymyr Karpenko erhält der Freundeskreis mehrmals in der Woche einen Lagebericht, der eindrücklich die zunehmend tragischer werdenden Verhältnisse in Snowsk und seinen umliegenden Dörfern schildert. Erst am vergangenen Wochenende wurde ein an der Front gefallener Snowsker Bürger beigesetzt.
„Die Lebensbedingungen in der Partnerstadt Snowsk haben sich in den letzten Monaten nochmals verschlechtert.“
„Bei der Kommunikation mit unserer Partnerstadt bekommen wir seit einigen Tagen zusätzliche Unterstützung“, erklärt Koll. Dascha Wagner, ehrenamtliche Helferin bei der Stadt Dortmund für ukrainische Flüchtlinge, die Deutsch und Ukrainisch spricht, ist derzeit die „Telefonleitung“ nach Osteuropa. Insbesondere sie klärt immer wieder Details zu benötigten Hilfsgütern ab.
Immer wieder neue Kontakte
Weitere Unterstützer helfen dem Freundeskreis dabei, die Not vor Ort zu lindern. „Immer wieder gehen neue Türen auf und überraschen uns mit fantastischen Sachspenden“, freut sich der Fröndenberger. Er könne schon ein kleines Buch darüber schreiben, auf welche Art und Weise neue Kontakte zustande kommen.
Während eines Ausflugswochenendes mit Freunden und guten Bekannten entstand ein Draht zum Lebensmittel-Vollsortimenter „EGV Unna“. „Ohne große Komplikationen“, freut sich Dr. Burkhard Koll. „Nach nur drei Telefonaten, unter anderem mit Christian Heumann aus der Geschäftsführung, standen plötzlich drei Europaletten mit Nudeln, Gesamtgewicht 1,350 Tonnen, auf unserem Anhänger, fachgerecht verladen von den Mitarbeitern Marcel Fliege und Dumitru Profir.“
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Eine weitere Überraschung: Über Querverbindungen mit der Fröndenberger Metallwarenfabrik Prünte kam eine Verbindung zum Zentrum der Zahnmedizin „z-point Dr. Prünte und Partner MVZ“ mit Mitarbeiterin Daniela Roberti zustande. Daraus resultierten ein Instrumentensterilisator, ein zahnärztliches Röntgengerät, ein chirurgischer Laser und weitere medizinische Hilfsmittel, die demnächst Richtung Snowsk rollen.
Dem Snowsker Seniorenheim wird geholfen
Sechs Krankenhausbetten, angeboten von Uli Tolksdorf, der schon beim zweiten Transport medizinisches Material beisteuerte, wurden mit einem Lkw der Firma Ostermann, Warmen, aus einem Hagener Krankenhaus abgeholt. Die sach- und fachgerechte „Transportbox“ dazu baute die Schreinerei Severin, Bentrop.
Durch private Kontakte zum Einrichtungshaus Zurbrüggen/Unna wurde dem Snowsker Seniorenheim aus der Patsche geholfen, nachdem dort der einzige E-Herd mit Backofen ausgefallen war. „Es sind viele Helfer, die ohne Worte mit ins Rad packen“, staunt der Koordinator.
Aber auch zahlreiche private Spender, sämtliche Fröndenberger Apotheken zum Beispiel, bereits bei den ersten beiden Aktionen beteiligt, haben diesmal durch „Werbung“ in ihrem Umfeld dazu beigetragen, dass sich die Kartons füllten. Auch die Felsenmeer-Schule in Iserlohn stellt erneut eine Reihe nützlicher Güter wie etwa Rollstühle zur Verfügung.
Neben Sachspenden wird Geld für den Transport benötigt
„Die seinerzeit von der Firma Albrecht Schlünder aus Menden angebotene Lagerhalle ist für uns eine großartige Hilfe, denn trotz mehr als zwanzig beladenen Paletten verspüren wir keine Platzprobleme.“
„Nach nur drei Telefonaten, unter anderem mit Christian Heumann aus der Geschäftsführung, standen plötzlich drei Europaletten mit Nudeln, Gesamtgewicht 1,350 Tonnen, auf unserem Anhänger.“
Benötigt werden weiterhin Medikamente, medizinische Hilfsmittel aller Art, Hygieneartikel, Pflegemittel, Werkzeuge, Heimwerkermaschinen, Kleidung für Erwachsene und Kinder, Spielzeug, Haushaltswaren, Bettwäsche, Kerzenwachs, Tiernahrung und vieles mehr. In den Zimmern des Seniorenheimes fehlen beispielsweise kleine Kühlschränke, wie sie in Hotelzimmer verwendet werden.
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Die Kinder des Ortes, die gerne Fußball spielen und für kurze Zeit den Kriegsalltag vergessen möchten, wünschen sich zwei Sätze Trikots.
Neben Sachspenden hilft dem Verein Geld, um den Transport von Fröndenberg bis Snowsk zu finanzieren, pro Palette fallen derzeit 150 Euro an. (Spendenkonto: Volksbank Unna, IBAN DE24 4416 0014 6543 2103 00).
Für Rückfragen stehen Dr. Koll (Tel.: 0171 2007031) sowie jedes Vorstandsmitglied des Freundeskreises Snowsk, Tel.: 02377/6155, zur Verfügung. Unter www.snowsk.de sind weitere Infos über die bisherigen Aktivitäten des Vereins zu erfahren.