Fröndenberg. Die Selbsthilfegruppe „AlleinErziehend“ in Fröndenberg bietet Hilfe, Unterstützung und Gemeinschaft für Mütter und Väter.

„Es passiert ganz oft und plötzlich steht man alleine da und ist nicht mehr ein Elternpaar“, weiß Silke Habekost aus eigener Erfahrung. Der Fröndenbergerin erging es so, als ihr Mann seinen Koffer packte und ging. „Ich wähnte mich in einer glücklichen, harmonischen Beziehung, als mir zufällig ein Liebesbrief von einer anderen Frau an meinen Mann in die Hände fiel.“ Der Kontakt zwischen ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn brach fast vollständig ab. Silke Habekost fand sich wieder in einer Situation, in der sie nie sein wollte: Sie war plötzlich alleinerziehend. Bei der Suche nach Hilfe, Unterstützung und Kontakt zu Menschen in einer ähnlichen Situation stellte sie fest, dass in Fröndenberg keine solche Gruppe zum Treff und Erfahrungsaustausch bestand. Das sollte sich ändern.

„Ich wähnte mich in einer glücklichen, harmonischen Beziehung, als mir zufällig ein Liebesbrief von einer anderen Frau an meinen Mann in die Hände fiel.“

Silke Habekost, alleinerziehende Mutter

Der Frühstückstreff vom Schwerter Netz für Alleinerziehende war damals das einzige Angebot, das sich Silke Habekost unterbreitete. Zusammen mit der damaligen Gleichstellungsbeauftragten Birgit Mescher und der Unterstützung der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (K.I.S.S) gründete sie deshalb 2010 die Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende in Fröndenberg. „Unser Treff richtet sich an alle Eltern, die ihre Kinder alleine erziehen müssen, sowohl an Väter als auch Mütter“, betont die Gründerin.

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Trotz Ehemann alleinerziehend: Nicht immer ist alles schwarz oder weiß

Man muss nicht zwangsläufig geschieden oder getrennt sein, um alleineinziehend zu sein. Das weiß auch ein langjähriges Mitglied der Gruppe. „Es gibt oftmals Situationen im Leben von Eltern, da steht man da und ist alleine verantwortlich.“ Die Frau, die lieber anoynm bleiben möchte, zog vor mehr als zehn Jahren mit ihrem Ehemann und zwei Kindern nach Fröndenberg. „Mein Mann arbeitete rund um die Uhr und ich stand mit meinen Kindern alleine da. Ich war für alle Belange der Kids zuständig und kannte niemanden hier in Fröndenberg.“

In dieser Situation fehlten ihr Ansprechpartner, Menschen, denen es ähnlich ging. Durch einen Flyer wurde sie auf den Treff aufmerksam. Sie fasste sich ein Herz, nahm ihre Kinder und ging zu einem Treffen. „Hier konnte ich Kontakt aufnehmen zu Menschen in ähnlichen Lebenssituationen und fand schnell Anschluss. In den Jahren sind aus den Begegnungen gute Freundschaften entstanden“, weiß sie glücklich zu berichten.

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Zettel vom Mann gefunden: „Ich bin dann mal weg“

Ein anderes Mitglied der Gruppe sammelte ähnliche Erfahrungen wie Silke Habekost. „Ich lebte mit meinem damaligen Ehemann und unseren zwei Kindern, damals zwei und vier Jahre alt, hier in Fröndenberg. Eines Morgens fand ich einen Zettel, auf dem mein Mann mir eine Nachricht hinterlassen hatte, die lautete: „Ich bin dann mal weg“. Und er kam auch nie zurück.“ Nach dem ersten Schock realisierte sie, dass sie Hilfe brauchte, um das Leben alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern zu stemmen. „Ich arbeitete damals schon im Wechseldienst und konnte die Betreuung meiner Kinder nur bedingt sicherstellen.“ In ihrer Hilflosigkeit kontaktierte sie Silke Habekost, die damals bereits ihre Mobilnummer als Erstkontakt angegeben hatte.

Kontakt

Die Gruppe trifft sich jeden vierten Dienstag im Monat ab 17 Uhr im Alleecafé, Winschotener Str. 2-4 in Fröndenberg. Es ist ein offener Treff für alle, die alleine erziehen. Die Gruppe trifft sich zu Gesprächen und zum Erfahrungsaustausch und bietet Hilfestellung bei verschiedenen Problemen, die mit der Situation einhergehen.

Zur ersten Kontaktaufnahme können sich die Interessierten an Silke Habekost wenden unter Tel.02373 7 571362 oder per Mail an silke.loewner@t-online.de

„Es kommt oft vor, dass Menschen mich anrufen, denen versuche ich dann Hilfestellung zu leisten“, sagt Silke Habekost über das Intensive Netzwerk, das in Fröndenberg zwischen Einrichtungen, städtischen Abteilungen und den vielen sozial engagierten Gruppen aufgebaut wurde. „Das netzwerken untereinander ist einfach klasse.“ Es sind aber nicht nur Rat, Unterstützung und Hilfe, die die alleinerziehenden Eltern in der Selbsthilfegruppe finden. „Vor allem ist es ein Weg aus der Einsamkeit, die sich bei vielen Betroffenen einschleicht“, wissen alle Mitglieder der Gruppe. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass mit dem Verlust des anderen Elternteils, sei es durch Trennung oder Tod, sich auch oftmals der Freundeskreis zurückzieht. „Oft funktioniert man nur, für die Kinder und den Job, und verliert so immer mehr an sozialen Kontakten.“

Offener Austausch, Miteinander und Informationstreffen mit Juristen

Darum ist die Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende in Fröndenberg vorrangig ein offener Treff und ein Miteinander zum Erfahrungsaustausch und für Gespräche. Erweitert wird das Angebot regelmäßig durch Informationstreffs, wie Rechtsberatungen von Juristen oder Referate zu aktuellen Themen rund um die Kindererziehung. „Wir stellen uns in jeder Hinsicht breit auf und sind völlig offen, ob die Kinder mitgebracht werden oder nicht.“

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13 Jahre sind inzwischen seit Gründung vergangen und Silke Habekost ist glücklich, damals die Entscheidung getroffen zu haben, die Selbsthilfegruppe in Fröndenberg ins Leben zu rufen. Die jahrelange Erfahrung habe ihr gezeigt, dass oftmals nur einige Treffen und Gespräche nötig sind, bis bei Betroffenen die Voraussetzungen geschaffen sind, dass sie ihr Leben wieder ganz allein stemmen können. Vom ersten Treffen bis heute sind es mit Silke Habekost sieben Frauen, die so gut wie immer da sind und den „Neulingen“ mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Nicht nur Freundschaften wurden hier geschlossen, auch eine Ehe brachte die Selbsthilfegruppe in den Jahren hervor. „Wir sind kein Singletreff oder gar eine Partnervermittlung, aber sowas Schönes passiert am Rande“, sagt die Gründerin mit einem Lachen und freut sich auf die nächsten Jahre, in denen sie in der Selbsthilfegruppe Alleinerziehend helfen und wirken kann.

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