Fröndenberg. Er dürfte neben der Bürgermeisterin und dem Musiker Thomas Weber die bekannteste Persönlichkeit in Fröndenberg sein: Hans Kuhn kennt jeder.

Seine Stimme ist sein Markenzeichen, es gibt in Fröndenberg kaum eine offizielle Veranstaltung im städtischen Kalender, die er nicht moderiert: Hans Kuhn ist mit seiner einfühlenden Art ein Meister am Mikrofon.  Ein weiterer Vorteil: Der 75-Jährige kennt jeden und hat auch immer noch eine kleine Geschichte parat. Durch seinen Werdegang ist er ebenfalls selbst sehr bekannt.

Geboren in Ahlen ist er trotzdem ein waschechter Fröndenberger: „Meine Mutter stammt aus der Stadt, ist nur für die Niederkunft dorthin gefahren, direkt danach ging es zurück in die Ruhrstadt. Wohne heute noch im 1954 erbauten elterlichen Haus.“

Nach dem Besuch der Overbergschule ging es in Menden auf das Walramgymnasium, welches allerdings bereits mit der „Mittleren Reife“ verlassen werden musste. Eine Ausbildung als Maschinenbauer bei der heimischen Firma Frömag schloss sich an: „Dieses handwerkliche Geschick half mir in vielen Situationen, selbst als ich schließlich Schulleiter war.“

Hans Kuhn
Egal wo, egal wann, Hans Kuhn findet immer die richtigen Worte bei seinen Moderationen. © WP Menden | Peter Benedickt

Zu dieser Zeit kam Hans Kuhn mit dem Radsport in Kontakt. In Fröndenberg fanden damals Rundstreckenrennen statt. Sein Vater, ein bei der Stadt beschäftigter Bauingenieur, gab ihm den Tipp, sich an der scharfen Kurve auf dem Hirschberg bergab mit der Kamera zu positionieren. „Du wirst einmalige Fotos machen, die Straße hat dort Gefälle in die falsche Richtung, es wird spektakuläre Stürze geben“, gab ihm der Kenner einen Rat.

Der Experte schenkte ihm ein Rennrad

„Ich war von da an so fasziniert von dem Sport, dass ich mich aufmachte, den Rekord des damaligen Siegers Walter Godefroot, pro Runde 15 Minuten, mit einem normalen Fahrrad zu erreichen“, erinnert sich der Fröndenberger. Er wurde beobachtet, Paul Jagodzinski, selbst ein Ass auf zwei Rädern, staunte über den Ehrgeiz des jungen Burschen: „Was machst du da?“ „Ich will die 15 Minuten erreichen.“ „Aber nicht mit diesem Rad“, sagte der Experte und schenkte dem Jungspund ein sportliches Gefährt.

Beim ersten Rennen in Hemer wurde Lehrgeld gezahlt, Hans immer vorneweg, ein Konkurrent ein paar Meter dahinter. Im Zielspurt war dann der andere frischer, die Fachleute staunten: „Hast du nicht gemerkt, dass der immer im Windschatten fuhr?“ war die Frage. „Was ist denn Windschatten?“ die Antwort. Anschließend nahm die Karriere Fahrt auf, im ersten Jugendjahr Westfalenmeister, im dritten bereits in der Jugendnationalmannschaft mit zwei Einsätzen.

Er sollte Amateur bleiben

Unzählige Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften folgten, bei Weltmeisterschaften wurde gestartet und eines Tages rief Josef Neckermann, damals Chef der Deutschen Sporthilfe, an. Hans Kuhn war auf dem Sprung in den Profibereich, sollte aber unbedingt bei den Amateuren gehalten werden: „1972 fanden die Olympischen Spielen im eigenen Land statt, da sollten die besten Amateure starten, Profis waren nicht zugelassen.“

Hans Kuhn
Hans Kuhn hatte viele Termine, in seinem Garten holt er sich die dafür benötigte Erholung. © WP Menden | Peter Benedickt

Durch das anschließende Stipendium wurde die Basis zur Weiterbildung gelegt, an der Uni in Hagen ein Lehramtsstudium begonnen. Über den Umweg Gesamtschule führte der Weg nach Billmerich in die dortige Grundschule: „Das war meins, das lag mir.“ Der Sprung zum Schulleiter folgte und er wurde Sprecher der Grundschulen im Rat der Stadt Unna. Er hatte ein so enges Verhältnis zu seiner Beschäftigung, dass er die Lebensarbeitszeit um zwei Jahre verlängerte. Stolz ist aus der Stimme herauszuhören: „In 40 Jahren war ich nicht einen Tag krank.“

„1972 fanden die Olympischen Spielen im eigenen Land statt, da sollten die besten Amateure starten, Profis waren nicht zugelassen. “

Hans Kuhn
Ehemaliger erfolgreicher Rennradfahrer

Den Einstieg ins Moderieren fand er durch Reinhold Böhm, einem weiteren Mentor, der den RSV Unna gründete, weil es im Radsport in Fröndenberg bergab ging. „Ich habe ihm bei Jugendrennen, die er moderierte, zugearbeitet, dabei Spaß am Reden bekommen“, war der Ehrgeiz schnell geweckt. Seinen ersten Soloeinsatz hatte Hans Kuhn bei einem Rennen in Hamburg. Schnell sprach sich sein Talent herum, er war bei der GSF-Sportshow im Einsatz, bei den Events des Stadtsportverbandes (mehr als 40 Jahre). Dann ging es schnell, durch sein Radsport-Insiderwissen folgten die großen Rennen, manchmal mit zigtausenden Zuschauern: „Ich hatte die Verbindung zu Veranstaltern, Sponsoren, Sportlern.“

Den Terminkalender ein bisschen abgespeckt

Verbindungen sind immer gut, Werner Hansch, bekannt aus dem TV, begleitete jahrelang die Sportlerehrung im Märkischen Kreis, konnte aber mal nicht. Also traute sich der Fröndenberger und weiß heute noch: „Einer der Geehrten war Nuri Sahin.“ Inzwischen hat er prominente Namen vorgestellt, Ulrike Meyfarth, Henry Maske, Jochen Behle, Zehnkämpfer Kurt Bendlin, Tour-de- France- und Olympiasieger, Deutsche Meister, Weltmeister, viele haben ihm am Mikro Rede und Antwort gestanden.

Hans Kuhn
Hans Kuhn interview nicht nur Sportler, er scheut sich nicht, auch mal einen Politiker auf die Bühne und vor sein Mikrofon zu holen, wie hier Karl-Josef Laumann. © WP Menden | Peter Benedickt

2024 hat er einen gut gefüllten Terminkalender, aber: „Meiner Frau zuliebe habe ich abgespeckt.“ Der Laie wundert sich, denn auf der Liste stehen immer noch fast 30 Punkte. Einige wie die Deutschen Meisterschaften im Radcross, das Finale der Country-Touren-Fahrten oder die Fröndenberger Sportlerehrung liefen bereits. Fest eingeplant sind in der Ruhrstadt der Frühlingsmarkt, die Ehrenamtsehrung, das Volksradfahren, das Integrationsturnier, der Bauernmarkt, „Fröndenberg macht an“ und der Christkindelmarkt.

„Meiner Frau zuliebe habe ich abgespeckt.“

Hans Kuhn
Moderator

Dazu kommen Highlights wie das Radrennen in Eschborn, das traditionelle „Altprofitreffen“ in Dortmund, das Rennen in Hombruch, die Deutschen Meisterschaft der Junioren in Baden. Besonders am Herzen liegt dem Moderator das Treffen der Rad-Oldtimer im Technik Museum Sinsheim, der Münsterland Giro Profis sowie die Rennen im Sauerland.

Hans Kuhn
Hanka Kupfernagel, eine erfolgreiche deutsche Radsportlerin, wird von Hans Kuhn beim Cross-Entega City Cup interviewt. © WP Menden | Peter Benedickt

Ganz am Ende verrät Hans Kuhn bisher noch in den Kinderschuhen steckende Planungen: Am Samstag, 20. Juli, etwa 11 bis 13 Uhr, kommt eine rund 1400 Köpfe starke Rad-Karawane in den Himmelmannpark. Der WDR 4 lädt dann wieder zu seiner bekannten „NRWRadtour“ ein, eine Etappe führt in die Ruhrstadt: „Noch wissen wir nicht, wie wir die Stunden gestalten, ich weiß nur, dass mir sicherlich zur Moderation etwas einfällt.“