Schwelm. Neben jeder Menge Schlüsseln und Lesebrillen findet sich auch Kurioses im Fundbüro in Schwelm. So funktioniert das mit dem Finderlohn.
Wenn eine Geldbörse oder ein Schlüssel verloren gehen, merkt man das meistens sehr schnell und versucht sein Möglichstes, diese Gegenstände wiederzubekommen. Eine Anlaufstelle ist dabei das städtische Fundbüro, bei dem ehrliche Finder ihre Fundstücke abgeben. Doch neben Alltäglichem wie Schlüsseln oder Brillen werden dort immer mal wieder auch kuriosere Dinge von Findern hingebracht. Rebekka Lüder und Jan Siepmann vom Bürgerbüro in Schwelm erklären, was im Fundus derzeit schlummert.
Kuriose Fundstücke
Besonders heraus stechen eine weiße Drohne und zwei silberne Stand-Lautsprecher. Aber auch eine Uhr samt Behältnis wurde in das Fundbüro gebracht. Abgegeben werden die Fundstücke von Bürgern oder auch von Polizisten. Die meisten Dinge, die verloren gehen, sind kleinere Gegenstände, also ein Schlüsselbund oder eine Geldbörse. „Aber eine Drohne fällt nicht so leicht aus der Tasche“, erklärt Jan Siepmann mit einem Schmunzeln. Die scheint dem Besitzer vermutlich bei einem Rundflug abhandengekommen zu sein. Auf die Idee, sich im Fundbüro nach dem Gerät zu erkundigen, scheint der Besitzer nicht gekommen zu sein, denn die Drohne steht seit 2022 im Regal des Büros.
Nachdem gefundene Gegenstände bei der Stadt abgegeben werden, läuft eine Frist, denn die gesetzliche Aufbewahrungszeit beträgt sechs Monate. Meldet sich der Eigentümer bis dahin nicht, kann der Finder einen Eigentumserwerb für den Gegenstand anmelden. Bei Abholung der Fundsache muss eine Verwahrgebühr bezahlt werden.
Erfolgt beides nicht, geht der Gegenstand in das Eigentum der Stadt Schwelm über. „Dann wird entschieden, ob wir das noch verkaufen können“, erklärt Siepmann das Prozedere. Gefundene Kleidungsstücke oder auch Rucksäcke, die in keinem guten Zustand sind, werden nach Fristablauf vernichtet. Gut erhaltene Taschen oder Kleidung werden wiederum nach der Frist über einen Kleidercontainer gespendet. Werden allerdings Gegenstände im Bereich einer Bushaltestelle gefunden, liegt die Zuständigkeit bei der VER. „Die betreiben ebenfalls ein Fundbüro“, sagt Rebekka Lüder.
Dass größere Lautsprecher oder eine Drohne verloren gehen, passiere in einer eher kleineren Stadt wie Schwelm eher selten. Ärgerlich dürfte für den oder die Besitzerin auch der Verlust einer Uhr gewesen sein. Die wurde im August 2021 samt Schatulle und Garantieheft in der Schwelmer Innenstadt gefunden – und liegt seitdem im Fundbüro. Der Wert der Uhr beläuft sich laut Jan Siepmann auf etwa 80 Euro. Gemeldet hat sich deshalb aber niemand. Sollte sich der Eigentümer aber melden, muss er den verloren gegangenen Gegenstand genau beschreiben und kann im besten Fall eine Quittung vorlegen. „Wichtig zu wissen ist für uns auch, wo und wann der Gegenstand verloren wurde“, sagt Siepmann.
Gut erhaltene Fundräder werden verkauft
Besonders zu den Zeiten, wenn Veranstaltungen in Schwelm stattfinden, wie der Trödelmarkt oder die Kirmes, gehen viele Fundstücke im Bürgerbüro ein. So verlor beispielsweise eine Dortmunderin ihr Handy beim Street Food Festival auf dem Neumarkt. Die Eigentümerin konnte schnell ermittelt werden, da ein „DeutschlandTicket“ mit Vor- und Nachnamen in der Handyhülle steckte. „Wir haben dann eine Anfrage beim Verkehrsunternehmen gemacht und der Frau einen Brief geschickt“, erklärt Siepmann. Binnen kürzester Zeit kam die Dortmunderin vorbei, um glücklich ihr Handy wieder in Empfang zu nehmen.
Manchmal klappt die Rückführung der Gegenstände sogar noch schneller: Denn kurz nachdem ein gefundener Rucksack im Fundbüro abgegeben wurde, klingelte darin ein Handy. „Da rief der Eigentümer des Rucksacks auf seinem eigenen Handy an und konnte am nächsten Morgen seine Sachen abholen“, erzählt Rebekka Lüder.
Vor allem finden sich aber jede Menge Schlüssel oder Brillen im Schwelmer Fundbüro. Mehr als 50 Fundbrillen und mehr als 100 Schlüssel zählte Jan Siepmann, als er im Sommer die Lagerräume aufräumte. In einem Extra-Raum werden Fahrräder gelagert, die gefunden wurden. Die gebrauchstüchtigen Räder können nach sechs Monaten von der Stadt erworben werden, die schrottreifen werden entsorgt.
Übrigens: Der ehrliche Finder eines Gegenstands kann vom Eigentümer einen Finderlohn verlangen, der zu zahlen ist, wenn der Gegenstand abgeholt wird. Das schreibt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in § 971 vor. Bei Gegenständen mit einem Wert von bis zu 500 Euro, beträgt der Finderlohn fünf Prozent des Wertes. Liegt der Wert bei mehr als 500 Euro, werden 500 Euro mit fünf Prozent Finderlohn honoriert und alles darüber hinaus mit drei Prozent.
Ehrlicher Finder gibt Bargeld ab
Ein ganz besonders ehrlicher Finder ließ dem Bürgerbüro anonym seinen Fund zukommen. Einen 50-Euro-Schein hatte der- oder diejenige gefunden und in einem Umschlag in den Briefkasten des Bürgerbüros geworfen. „Es gab keine Angaben zur Person des Finders, sondern nur zur Fundstelle“, erklärt Rebekka Lüder. „Da sieht man mal die Ehrlichkeit der Schwelmer Bürger. Das fand ich persönlich ganz toll.“ Doch mit einer solchen Ehrlichkeit scheint keiner gerechnet zu haben: Denn auch für den 50-Euro-Schein meldete sich kein Eigentümer.
Doch was passiert dann mit dem Geld? „Wenn Bargeldbeträge gefunden werden, egal, in welcher Höhe, werden sie an die Stadtkasse weitergeleitet“, sagt Jan Siepmann. Meldet sich kein Eigentümer für das Bargeld, gilt wie bei allen anderen Fundsachen auch: Nach sechs Monaten geht es in den Besitz der Stadt Schwelm über.
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