Schwelm. Als wäre Corona nicht genug, spielte auch das Wetter nicht mit. Der Trägerverein Schwelmebad blickt auf sein schwerstes Jahr zurück.
"Einfach nur katastrophal", schießt es Ernst-Walter Siepmann aus dem Mund, als unsere Redaktion ihn bittet, ein Fazit der zurückliegenden Badesaison zu ziehen. Konkrete Besucherzahlen könne er zwar noch nicht liefern. Er sei gerade dabei, alles zusammenzurechnen, wozu er jetzt erst komme, weil er nach dem Saisonende viele Wochen gesundheitsbedingt ausfiel. "Aber ich denke nicht, dass wir über 20.000 Besucher kommen", sagt Siepmann und macht damit klar: Es war eine Saison zum Vergessen.
Dass sie ewig in Erinnerung bleiben wird, hat aber nicht nur mit den schlechten Besucherzahlen, sondern vor allem mit Corona zu tun. Und nicht zu vergessen ist auch die lange und nervenaufreibende Ungewissheit darüber, wie es nach dem Auslaufen des Vertrages zwischen Trägerverein und Stadt Ende 2020 weitergeht. Erst im Spätsommer und nach langem Hin und Her war es gelungen, eine Lösung für den Weiterbetrieb des Schwelmebades zu finden, mit der sowohl die Stadt wie auch die ehrenamtlichen Badbetreiber leben können. Hier mehr dazu
Corona verschlimmert Lage
Doch insbesondere Corona hatte dem Trägerverein vergangenes Jahr schmerzlich zugesetzt. 8000 bis 10.000 Euro habe man allein dafür aufbringen müssen, die Hygieneauflagen zu erfüllen und so den Besuchern einen sicheren Besuch des Freibades zu ermöglichen. Beziehungsweise um ihnen überhaupt den Besuch zu ermöglichen. Schilder mussten im Bad aufgestellt werden, alles musste immer wieder neu desinfiziert werden, und die überschaubare Zahl der Helfer hatte plötzlich noch mehr zu tun, als es ohnehin schon der Fall ist. Wer ins Schwelmebad wollte, musste sich vor seinem ersten Besuch vorab entweder im Internet oder vor Ort persönlich registrieren lassen. "Annähernd 5.000 Dokumente mit insgesamt fast 15.000 Kontaktdaten wurden erstellt und entsprechende Identausweise gedruckt und verteilt", teilte Ernst-Walter Siepmann auf der Facebook-Seite "Freunde des Schwelmebades" mit und vermittelt eine Ahnung davon, wieviel Zusatzarbeit die vergangene Saison gekostet hat. "300 Leute, die ins Bad kamen, machten plötzlich soviel Arbeit wie sonst 1500", erklärte Ernst-Walter Siepmann.
Becken verlieren Wasser
Zusätzliche Arbeit für jeden Besucher mehr, der ins Schwelmebad will, nehmen die Ehrenamtlichen jedoch gerne in Kauf. Worauf der Trägerverein aber gut verzichten kann, sind unerwartete Reparaturen, die in dem in die Jahre gekommenen Bad immer wieder anfallen. 2020 fiel auf, dass das Sprungbecken und das Schwimmerbecken undicht sind und Wasser verlieren. 2018, während der Saison mit den mehr als 30.000 Badegästen, habe man weniger Wasser verbraucht als vergangenes Jahr, berichtet Siepmann. "Da müssen wir jetzt dran".
"Das schwerste und anstrengendste Jahr in der 13-jährigen Geschichte des Bürgerbades", wie es der Trägerverein selbst bezeichnet, ist nun zum Glück aber vorbei. Die Zeit ist an Ernst-Walter Siepmann und den Ehrenamtlichen zwar nicht spurlos vorbeigegangen, wie er selbst sagt. Die Truppe blickt aber entschlossen wieder nach vorne und hatte vor Tagen bereits angekündigt, wann das Schwelmebad 2021 seine Pforten öffnen soll. Angepeilt ist der 15. Mai -- sofern das Wetter und die Umstände mitspielen.
Gästeverwaltung wird optimiert
Die Erfahrungen aus dem Corona-Jahr will man sich zunütze machen, sollte auch die kommende Badesaison nur unter Auflagen laufen können, wovon erst einmal auszugehen ist. "Wir werden die in der vergangenen Saison geschaffenen Abläufe zur Gästeverwaltung in einer optimierten Version konsequent zum Einsatz bringen und hoffen, dass wir auch in der kommenden Saison ohne nennenswerte Probleme mit den Ordnungsbehörden geordnete Verhältnisse aufrecht erhalten können", teilte Siepmann im Namen des Trägervereins auf Facebook mit.
Sein Dank zum Jahreswechsel gilt neben den vielen ehrenamtlichen Helfern im und fürs Schwelmebad insbesondere der Berning-Stiftung, deren "großzügige Unterstützung kurz vor dem Jahresende das Überleben des Trägervereins und somit auch die Grundlage für die Vertragsverlängerung bis 2023" ermöglicht habe, wie Siepmann mitteilt.
Dr. Klaus Berning hatte auch im vergangenen Jahr wie schon in der Saison 2019 den kostenlosen Besuch des Schwelmebades für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 17 Jahren ermöglicht. "Vielleicht gibt es in Schwelm weitere Bürger, Unternehmen oder Stiftungen, die uns auf dem zu erwartenden schweren Weg durch die Saison 2021 in ähnlicher Form unterstützen können", hofft Ernst Walter Siepmann auf weitere Hilfe.
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