Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Das ändert sich für Sparer in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal: Eine Bank verzichtet zukünftig ganz auf Negativzinsen.
Gute Nachrichten für die Kunden der Sparkasse an Ennepe und Ruhr. Das Geldinstitut wird zum Ende diesen Monats auf die Berechnung von sogenannten Verwahrentgelten verzichten. Kunden müssen dann für ihr Geld, egal in welcher Höhe, keine Negativzinsen mehr zahlen. Diese Entscheidung sei gefallen „vor dem Hintergrund unserer Einschätzung der Entwicklung der Kapitalmärkte und unabhängig von möglichen geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage dieser Zeitung mit.
Mit Spannung wird der für Donnerstag, 21. Juli, angekündigte Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet. Auch wenn diese schon vor Wochen angekündigt hat, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte anzuheben, blicken viele auf die endgültige Entscheidung des obersten geldpolitischen Gremiums der Notenbank. Aktuell müssen Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB einlagern. Die Kosten dafür geben die Institute an ihre Kunden als Negativzinsen weiter, offiziell ist von Verwahrentgelt die Rede. Wir haben vor der Entscheidung der EZB-Bank bei den heimischen Kreditinstituten angefragt, wie sich die Erhöhung des Leitzinses auf den Negativzins auswirken wird. Schon jetzt steht fest: Es zeichnet sich eine Wende in der Zinspolitik ab.
Sparkasse an Ennepe und Ruhr
Am deutlichsten ist das bei der Sparkasse an Ennepe und Ruhr zu sehen: Sie hat sich ganz klar gegen die weitere Erhebung von Negativzinsen ausgesprochen. „Damit würden individuell getroffene Vereinbarungen zur Berechnung von Verwahrentgelten ihre Gültigkeit verlieren“, teilt Sparkassensprecher Thomas Theile mit. Bislang wurden Verwahrentgelte nur nach individueller Vereinbarung mit den Kunden erhoben. Sparkassenvorstand Thomas Biermann erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Hierbei besteht ein Freibetrag für unsere Bestandskunden in Höhe von insgesamt 200.000 Euro für Eheleute.“ Doch das gehört nun der Vergangenheit an. Die Ankündigung des Kreditinstituts die Strafzinsen zu erlassen, kam Tage vor der endgültigen EZB-Entscheidung. Thomas Biermann ist sich sicher: „Sofern in den kommenden Monaten weitere Leitzinserhöhungen durch die EZB erfolgen, wird dies dazu führen, dass auch die Zinsen für kurzfristig verfügbare Geldanlagen wieder steigen werden. Die Kreditzinsen für Finanzierungen mit längeren Laufzeiten sind bereits seit Ende letzten Jahres wieder deutlich gestiegen.“ Der Zinssatz für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Zinsbindung liege je nach Beleihungshöhe aktuell bei rund drei Prozent.
Sparkasse Schwelm-Sprockhövel
Die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel erhebt derzeit ein Verwahrentgelt ab einer Einlagesumme von 100.000 Euro. Die Höhe des Entgelts beträgt derzeit 0,5 Prozent pro Jahr. „Sobald die EZB die Zinsen entsprechend erhöht, schaffen wir das Verwahrentgelt ab“, teilt Christoph Terkuhlen, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende mit. Und wie können Anleger von steigenden Zinsen außerdem profitieren?
Lesen Sie auch: Pläne der Stadtwache Gevelsberg werden konkreter
Dazu gibt die Sparkasse folgende Antwort: „Grundsätzlich ist es erstmal schön, dass wieder positive Zinsen für liquide Geldanlagen in Aussicht stehen. Dagegen stehen die aktuellen Inflationstendenzen, die deutlich höher liegen als die Zinsen. Eine liquide Geldanlage mit einem Zins wird aller Voraussicht nach auch weiterhin aus Renditegesichtspunkten nachteilig sein. Daher sollte jeder Kunde seine Anlagemittel auf verschiedene Anlageinstrumente verteilen.“
Commerzbank
„Wir begrüßen, dass die EZB die Zinswende eingeleitet hat. Das ist gut für unsere Kunden, und das ist auch gut für uns. Wenn die EZB die negativen Einlagensätze zurückfahren sollte, werden wir das Guthabenentgelt für Kundeneinlagen entsprechend reduzieren“, teilt die Commerzbank auf Nachfrage mit. Nach Auskunft des Unternehmens werden seit dem 1. August 2021 für Neukunden ab einer Einlagenhöhe von 50.000 Euro ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent pro Jahr erhoben. Bei Bestandskunden werden Vereinbarungen individuell vereinbart.
Deutsche Bank
Die Deutsche Bank teilt auf Anfrage mit, dass sie die Erhöhung des Leitzins direkt an die Kunden weitergebe, und das Verwahrentgelt um 0,25 Prozentpunkte kurzfristig reduzieren wird. „Wenn der Satz der Einlagenfazilität in einem zweiten Schritt auf null oder in den positiven Bereich angehoben wird, werden wir im Privatkundengeschäft kein Verwahrentgelt mehr erheben.“ Der zweite Schritt der EZB werde für September erwartet, so dass Deutsche Bank und Postbank voraussichtlich im Oktober vollständig auf die Erhebung des Verwahrentgelts für ihre Privatkunden verzichten werden, heißt es von dem Unternehmen.
Targobank
Auch interessant
Auch die Targobank kündigt an: „Sollten uns durch den Entfall des Negativzinses zukünftig keine Kosten mehr durch die Verwahrung von Kundeneinlagen entstehen, werden wir selbstverständlich davon absehen, Verwahrentgelte zu erheben.“ Aktuell wird ein Verwahrentgelt für Privatkundinnen und -kunden erhoben, die der Erhebung zugestimmt haben und eine Freibetragsgrenze von 50.000 Euro überschreiten. Bis 75.000 Euro sind 5 Euro pro Monat zu zahlen. Die Entgelthöhe richtet sich jeweils nach einer Preisstaffel, die abhängig von der Einlagenhöhe ist.
Märkische Bank
Im Neukundengeschäft und bei Kontoneueröffnungen erhebt die Märkische Bank derzeit ein Verwahrentgelt für Guthaben auf Girokonten mit einem Volumen ab 100.000 Euro. Bei ihren Bestandskunden und bereits bestehenden Konten werden individuelle Vereinbarungen getroffen (ab 250.000 Euro). „Die Märkische Bank wird in Abhängigkeit der Ergebnisse der EZB dementsprechend über die Verwahrentgelte neu entscheiden“, kündigt das Institut an.