Ennepetal. Die Ennepetalerin Britta Kummer ist Kinderbuchautorin. Im Interview der Woche verrät sie, was das Schreiben so besonders macht.

Wenn aus einer Idee im Kopf eine Geschichte wird: eine blühende Fantasie und geschriebene Worte, die den Leser in den Bann einer erfundenen Welt ziehen. Britta Kummer ist 51 Jahre alt, Kinderbuchautorin und eine waschechte Ennepetalerin. Anlässlich des Weltkinderbuchtages am Samstag, 2. April, spricht sie im Interview über ihre Anfänge, Inspiration und gibt Nachwuchsautoren wertvolle Tipps.

Was hat Sie dazu bewogen, Autorin zu werden?

Britta Kummer: Meine Mutter war zur Reha, und damit ihr dort nicht langweilig wird, habe ich Geschichten geschrieben. Besser gesagt: erfunden. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nicht mehr ohne kann.

Und wann war der Startschuss Ihrer Kariere?

Mein erstes Buch „Willkommen zu Hause, Amy“ ist im Februar 2011 erschienen. Dieses Werk gibt es mittlerweile komplett überarbeitet und mit der Fortsetzung im Karina-Verlag – und nur da. Knapp fünf Jahre später wurde es mit dem Daisy-Book-Award ausgezeichnet. Der Kärntner-Lesekreis „Lesefuchs“ vergibt in unregelmäßigen Abständen diese Auszeichnung für gute Kinder- und Jugendliteratur. Es ist ein kleinerer Literaturpreis.

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Jedoch eine Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin, da die Konkurrenz unter den Kinder- und Jugendbuchautoren sehr groß ist. Vor allem wenn man bedenkt, dass Kinder dabei mitentscheiden dürfen. Schließlich sind sie es, die die Bücher lesen und denen sie gefallen müssen.

Warum ausgerechnet Kinderbücher?

Ich lese selber gerne Kinderbücher, und Kinder sind ein tolles und dankbares Publikum. Leider ist es so, dass viele Kinder kein Interesse mehr am Lesen und an Büchern haben. Für sie zählen nur Handy, Computer und TV – und das ist sehr schade.

Welche Genere schreiben Sie noch?

Es gibt noch zwei Bücher zum Thema Multiple Sklerose (MS). Das sind keine Fachbücher, sondern sie erzählen meine eigene Geschichte. Und Kochbücher. Meine Eltern und ich schwingen gerne gemeinsam den Kochlöffel – das ist schon Familientradition. Zusammen macht es schließlich viel mehr Spaß. Wir probieren Rezepte aus, kreieren neue – ganz nach unserem Geschmack – experimentieren, und diese kommen dann in ein Buch.

Was gibt es für Unterschiede zwischen einem Kinderbuch und beispielsweise einem Roman?

Ich weiß nicht, ob es da einen Unterschied gibt. Vielleicht nur das Alter. Letztendlich muss der Leser von der Geschichte begeistert und überzeugt werden. Man sollte als Autor allerdings schon darauf achten, dass ein Kinderbuch auch auf Kinder zugeschnitten ist. Schreibweise, Stil, nicht zu lange Sätze, keine Gewaltverherrlichung. Es gibt bei Büchern ja kein Mindestalter oder FSK wie bei Filmen. Bei Kinder- und Jugendbüchern wird meist nur eine Altersempfehlung angegeben, weil es für diese Zielgruppe keine festen Vorschriften gibt.

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Wie findet man einen Verlag?

Das kommt ganz darauf an. Zuerst informiert man sich natürlich, was der Verlag für Bücher führt und ob das eigene Buch in das Genre passt. Danach heißt es, fleißig anschreiben und hoffen, genommen zu werden.

Und wie schwer ist es dann, bei einem Verlag unterzukommen?

Das hängt von der Größe ab. Ein kleiner Verlag hat natürlich wesentlich geringere Ansprüche und kostet auch weniger. Aber die Anforderungen variieren stetig. Manche verlangen eine Leseprobe und das gesamte Skript. Dazu kommt, dass die großen Verlage überwiegend nur bekannte Gesichter unter Verlag nehmen.

Was sind Ihre eigenen persönlichen Lieblingsbücher?

Harry Potter und alle drei Teile von Philip Pullmann: Der Goldene Kompass, Das Magische Messer und Das Bernstein-Teleskop.

Wovon lassen Sie sich für die Kinderbücher inspirieren?

In meinen Kinderbüchern spielen Tiere meist eine sehr große und zentrale Rolle. Ich bin tierverrückt. Diese Lebewesen sind für mich einfach besonders.

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Was bereitet Ihnen am meisten Freude beim Schreiben?

Sich immer wieder neue Geschichten auszudenken und sich darauf einzulassen.

Und wie lange dauert es, bis das Buch dann im Handel ist?

Ich nutze überwiegend Books on Demand, kurz BoD. Dort muss ich mich zwar selbst um das Layout, Cover und alles, was dazu gehört, kümmern, aber das sind insgesamt vielleicht 14 Tage vom Schreiben bis zum Verkauf. Das Buch wird allerdings auf Bestellung gedruckt und ist nicht vorrätig. Deshalb kann es ein paar Tage dauern, bis es beim Kunden zu Hause ankommt.

Und was ist das schönste des Schriftsteller-Daseins?

Zur Person

Britta Kummer wurde am 2. Oktober 1970 in Hagen geboren und lebt jetzt in Ennepetal. Die 51-Jährige, die aufgrund ihrer MS-Erkrankung auf Rollator und Rollstuhl angewiesen ist, die ihre ersten Werke lediglich im Bekanntenkreis vorstellte, ist gelernte Versicherungskauffrau, jetzt aus gesundheitlichen Gründen Rentnerin.2007 entdeckte sie für sich das Schreiben. Britta Kummer ist nicht verheiratet und hat keine Kinder.

Wenn aus einer Idee im Kopf eine Geschichte wird. Wenn man miterleben darf, wie sich die Hauptfigur und Geschichte entwickeln. Meist entwickelt sie sich ganz anders, als sie vorher im Kopf war. Kurz gesagt: Wie das Baby groß wird, und was am Ende daraus wird. Und natürlich, wenn man andere Menschen mit seinen Texten eine kleine Freude machen kann – ihnen ein paar unvergessliche Stunden bereiten kann.

Vor welchem Publikum lesen Sie besonders gerne vor?

Kinder sind mir am liebsten. Sie sind ehrlich, und man weiß bei ihnen nie, wie die Lesung läuft oder was passiert. Bei ihnen muss man immer mit allem rechnen, und das macht es spannend und interessant.

Was möchten Sie Nachwuchsautoren auf den Weg geben?

Wenn ihr eine tolle Geschichte habt, schreibt sie auf. Macht es einfach, egal was andere sagen. Lasst eurer Fantasie freien Lauf und bringt es zu Papier. Wenn der Text dann noch zu einem Buch wird, ist das unbeschreiblich. Es ist so ein tolles Gefühl, sein eigenes Werk das erste Mal in Händen zu halten – das vergisst man nie. Und wenn man mit seiner Geschichte anderen Menschen auch noch eine Freude bereiten kann, ist das doppelt gut.