Ennepe-Ruhr. Die VER hat angekündigt, im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis ein „Bus-On-Demand-System“ auf bestimmten Linien zu testen. So soll es ablaufen.
So effizient wie Bus und Bahn, so flexibel wie Taxi oder der private Pkw – die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) möchte in Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld ein sogenanntes Ridepooling-Modell testen. Ridepooling bedeutet auf Deutsch sehr wörtlich übersetzt so etwas wie Fahrt-Zusammenlegung. Dahinter steckt die Idee, dass die VER Passagiere auf deren Anfrage hin flexibel zwischen festgelegten Haltepunkten hin- und herbefördert. Im Sommer 2022 soll eine zweijährige Testphase starten.
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„Was bieten wir an, so dass es wirtschaftlich ist? Und wie bringen wir mehr Leute dazu, den ÖPNV zu nutzen?“, bringt VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter die beiden Kernfragen vor dem Hintergrund der Verkehrswende auf den Punkt. Mit Ridepooling soll die Lösung dafür möglicherweise gefunden sein.
Das ist der Ablauf
Die Grundidee erklärt Bökenkötter dabei wie folgt: Per App können mehrere Fahrgäste unabhängig voneinander einen Bus buchen. In diesem Fall geht es um keinen der großen Linienbusse, wie sie sonst unterwegs sind, sondern um kleinere sogenannte Midi-Busse. Auch der Busfahrer hat eine App. Anhand der Buchungen wird überlegt, was die beste Route ist, die er fahren kann. Wo steigen die Passagiere zu? Wo wollen sie aussteigen?
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Der Bus sammelt sie dann an bestimmten Haltepunkten ein und lässt sie an bestimmten Punkten auch wieder aussteigen. Ihre Tickets können die Fahrgäste per App lösen. Über die App sollen sie auch in Echtzeit Informationen bekommen, wo sich das gerufene Fahrzeug gerade befindet.
Bökenkötter betont: „Auch für Menschen ohne Smartphone ist das Angebot telefonisch buchbar.“ Sie würden dann ebenfalls per Telefon zum entsprechenden Aufnahmepunkt gelotst. „Das Pooling soll natürlich mit möglichst vielen Leuten und nicht nur mit einzelnen Personen gemacht werden“, so der VER-Geschäftsführer.
Das sind die Vorteile
„Ich glaube, dass wir so Kosten sparen und unser Angebot erweitern können“, fasst Peter Bökenkötter die Vorteile des Modells aus seiner Sicht zusammen. „Wegen der Pandemie und der Flutereignisse ist kaum noch Geld da.“ Die Fahrgastzahlen seien im Zuge von Corona prozentual gesunken. Damit verbunden ist für den Geschäftsführer die Frage: „Wie können wir die Mobilitätswende auch im ländlichen, kleinstädtischen Bereich stemmen?“
Die VER erhofft sich durch das Ridepooling eine Erschließung von Lücken und neuer Gebiete durch ein flexibles Mobilitätsangebot. Dabei könne dieses Angebot durch die Erhebung anonymer Daten und Erfahrungen – zum Beispiel wie viele Leute ein- und aussteigen – jederzeit flexibel angepasst werden.
Als weiteren Vorteil führt Bökenkötter die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs an, da durch das Modell automatisch eine Bildung von Fahrgemeinschaften passiere. Alles in allem würde durch dieses individuelle, digitale und ökologische System die Qualität des ÖPNV steigen.
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Ganz praktischer Vorteil für die Fahrgäste: Durch das neue Angebot soll sich der durchschnittliche Weg zu einer Haltestelle von 150 bis 400 Metern auf circa 150 Meter verringern. Die maximale Wartezeit soll 45 Minuten betragen, die maximale Umwegzeit 20 Minuten. Das Angebot soll ebenfalls barrierefrei sein.
Hier soll der Test starten
Die drei Städte Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld sollen über das Ridepooling-Modell samstagabends, sonntags und feiertags tagsüber sowie am Wochenende nachts miteinander verbunden werden und die aktuellen Linien 550 und NE1 zu den gegebenen Zeiten ersetzt und digitalisiert werden.
Statt wie bislang 40 Haltestellen soll es zwischen den drei Städten künftig rund 400 Haltepunkte geben. „In Breckerfeld bedienen wir auch die Glörtalsperre mit, das ist also auch gut für den Freizeitbereich“, so Bökenkötter. In Anlehnung an das existierende Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs soll das On-Demand-Angebot samstags ab 18 bis 24 Uhr und sonn- und feiertags 9 bis 22 Uhr sowie am Wochenende nachts von 0 bis 4 Uhr verfügbar sein.
Die VER plant dabei mit einer Fahrzeug-Flotte von fünf Fahrzeugen tagsüber und drei Fahrzeugen nachts. Jeden Fahrzeug soll eine Kapazität von acht Sitzplätzen haben.