Gevelsberg. Der bekannte und beliebte Gevelsberger Pfarrer Thomas Werner geht vorzeitig in den Ruhestand. So lief sein emotionaler Abschied.
Für viele Menschen in Gevelsberg hat Thomas Werner eine ganz besondere Rolle im Leben gespielt. Seit dem 1. September 1987 war er dort als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde tätig, hat für viele Paare den Bund der Ehe geschlossen, unzählige Kinder getauft, Konfirmanden unterrichtet und Familien auf ihrem Weg begleitet – bis zum Tod und den Abschied.
Er sei, wie es Superintendent Andreas Schulte am Sonntagnachmittag bei Werners feierlichen Entpflichtung so trefflich formulierte, „Pfarrer mit Leib und Seele“ und habe in über 30 Jahren sehr viel bewegt. Doch nun hieß es Abschied nehmen von jenen Aufgaben, die ihm stets am Herzen lagen.
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„Ungewollt“, wie der Schalke 04-Fan mit leiser Stimme sagt. Im September 2019 erlitt Thomas Werner nämlich einen Schlaganfall. Etwas, womit er so gar nicht rechnete und was voll in seinen „theologischen Werkzeugkasten schlug“.
Entscheidung nicht leicht gefallen
Auch wenn er sich wieder zurück ins Leben kämpfte und sein Gesundheitszustand einigermaßen stabil ist, so fühlt er sich dennoch stark eingeschränkt, um seinen Dienst weiter auszuüben. „Jeder der mich kennt, der weiß, dass mir die Entscheidung, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, wahrlich nicht leichtgefallen ist.“ Aber es ginge nicht mehr alles so, wie man es gewohnt ist, fügt er mit leicht feuchten Augen hinzu. „Man muss es mit der Gesundheit erst einmal akzeptieren.“ Denn die geht natürlich vor.
Aber er schaut auf die hinter ihm liegende Zeit zufrieden zurück. Sagt, dass es ein abwechslungsreicher Beruf gewesen sei, bei dem sich Trauer und Freude im ständigen Wechsel befunden und man Menschen verschiedensten Alters und Herkunft kennengelernt hätte. „Ich hätte mir beileibe keinen besseren Beruf vorstellen können.“
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Eine Aussage, deren Wahrheit bereits seine Großmutter beim Blick ins Kinderbettchen erkannte und damals sagte: „Der Junge wird einmal Pfarrer“. Eine Anekdote, die ihn jedes Mal zum Schmunzeln bringt, wie er fröhlich schildert. Schließlich hatte sie damit ja recht behalten. Was er besonders mochte, dass waren die vielen Begegnungen und Gespräche.
Arbeit mit vielen Jugendlichen
Wenn er heute durch die Stadt gehen würde, dann träfe er immer wieder Leute, mit denen er in all den Jahren auf irgendeiner Weise in Kontakt stand. Er erzählt von einer Konfirmandengruppe mit denen er auf Freizeit war und dabei einige Jungs, aufgrund ihres Verhaltens, wieder nach Hause schicken musste. „Wenn ich sie heute irgendwo treffe, dann sagen sie mir, ich hätte damals genau richtig gehandelt.“
Denn mittlerweile seien sie selbst Eltern und wüssten um die Erziehung ihrer Kinder. Bei diesem Thema blickt er dann auch noch einmal kurz zurück auf die 90er-Jahre, als er nämlich mit Ralf Bödeker und Harry Bertermann das Modell des Samstagsunterrichtes für Konfirmandinnen und Konfirmanden entwickelte. „Den Unterricht haben wir von Anfang an im CVJM in der Südstraße organisiert.“
„Keine Verabschiedung“
Aus gesundheitlichen Gründen überließ Thomas Werner die Predigt beim Gottesdienst seinem Kollegen Pfarrer Thomas Weber. Weber sagte, dass Thomas Werner ein Mensch sei, der stets die Gemeinschaft mit anderen braucht und sucht, privat und beruflich. Und die bliebe auch weiterhin bestehen, denn es sei ja „keine Verabschiedung“, die man heute begehe, da „Thomas und seine Frau Inke, mit der er seit 40 Jahren verheiratet ist, in Gevelsberg wohnen bleiben“. Gemeinsam haben sie zwei Kinder und drei Enkel.
Es hätte Jahre gegeben, wo man über 50 Jugendliche in einer Gruppe gehabt hätte, „sodass wir den Gemeindesaal in der Sudfeldstraße und den großen Saal mit nutzen mussten“. Durch die Gemeindearbeit sind viele Freundschaften entstanden, die noch heute Bestand haben. Thomas Werner erinnert sich diesbezüglich oftmals an Familie Okunneck. An deren Beispiel ließe sich letztendlich auch der Wechsel zwischen Trauer und Freude sehr gut definieren.
Hatte er die Familien während eines Trauerfalls begleitet, so wäre es heute schön zu lesen, dass sich beispielsweise Christine Okunneck ehrenamtlich im Hospiz engagiere und sich als Onkolotsin für krebskranke Menschen einsetzt. „Das sind Momente, die mich glücklich machen“, sagt er und fügt hinzu, dass ihm zuletzt vor allem die Donnerstage besonders wichtig gewesen seien. Denn da hätte er morgens im Kindergarten Haufe mit den Kindern Gottesdienst gefeiert und am Nachmittag „war ich dann im Seniorenzentrum in der Kampstraße und habe dort die Bewohnerinnen und Bewohner besucht“.
Erinnerung an Gemeindefahrten
Thomas Werner konnte vieles umsetzen und war nicht festgelegt auf eine Aufgabe oder einen Stadtteil. Und doch erlebte er auch eine starke Veränderung, was die Arbeitsmethoden betraf. Während früher die Kirchengemeinden eher separat gearbeitet hätten, sei nun das Gegenteil der Fall. Frei nach dem Motto „Gemeinschaft und Miteinander für die Menschen“.
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Auf die Frage, was die weitere Zukunft der Kirche beträfe, da wolle und könne er keine Antwort drauf geben. Lieber denke er da an Gemeinschaftserlebnisse wie zum Beispiel die zahlreichen Gemeindefahrten zurück. „Zweimal waren wir in Ostpreußen und einmal im Riesengebirge mit einem Besuch unserer Partnerstadt Sprottau“, erzählt Werner. „Ein besonderer Höhepunkt war unsere Fahrt nach Butera auf Sizilien. Dort haben wir so viel Gastfreundschaft erfahren. Das war wirklich toll.“
Er kann eine Menge erzählen, doch man merkt es Thomas Werner an, wie schwer es ihm fällt. Wofür er sich auch entschuldigt. Was er aber gar nicht muss, wenn man einen Blick auf seinen Gesundheitszustand wirft.