Ennepe-Ruhr. Wer einen Kaminofen kaufen will, muss einiges beachten: Schwelmer Bezirksschornsteinfeger Heiko Galle gibt entscheidende Tipps.

Die Sorge davor, diesen Winter in der Kälte zu stehen ist groß. Wird es weiter ausreichend Gas geben? Wird Heizen noch bezahlbar sein? Welche Alternativen gibt es? Und wie kann ich trotz allem Energie sparen? Schornsteinfegermeister Heiko Galle muss in diesen Tagen viele Fragen beantworten.

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Der Schwelmer ist für weite Teile in Schwelm und Gevelsberg als Bezirksschornsteinfeger zuständig. Zu seinen Aufgaben gehört viel mehr als Kehren und Fegen: die gesetzlich vorgeschriebene Feuerstättenschau, die Abnahme einer neuer Heizung. Ohne sein Okay, dürfen keine Kaminöfen in Betrieb genommen werden. Und so viele Anrufe in dieser Sache hatte er noch nie, alleine fünf bis sechs pro Woche. „Die Leute wollen sich vorbereiten, haben Angst davor zu frieren“, sagt Heiko Galle. Als zertifizierter Energieberater, weiß er, worauf man achten muss.

Lagerraum und Kosten

Seit 2017 Bezirksschornsteinfeger

Heiko Galle hat 1994 seine Schornsteinfegerlehre begonnen. Nach den drei Jahren Ausbildung. 2003 hat er den Meister gemacht. Seit 2017 ist er Bezirksschornsteinfeger für Teile Schwelms und Gevelsbergs. Allgemein gilt, dass jeder seinen Schornsteinfeger auswählen kann, für bestimmte Tätigkeiten wie Abnahmen und Feuerstättenschau (2 mal in 7 Jahren) ist jedoch der Besuch des Bezirksschornsteinfegers notwendig. Früher wurden die Kehrbezirke zugeteilt, heute muss man sich bewerben und hat den Bezirk dann sieben Jahre inne.

Entscheidend ist, ob es noch einen freien Kaminzug gibt, den benötigt der Kaminofen nämlich zusätzlich zum Kaminzug, der für die Zentralheizung genutzt wird. „Viele ziehen gerade ihre Kabel aus den Schornsteinen, um Platz zu schaffen“, weiß Heiko Galle. Netzwerkkabel, Telefon, oft würden Schächte dafür benutzt, die Etagen im Haus zu verkabeln. Gibt es gar keinen Kamin, sei es unter Umständen möglich, einen Edelstahlkamin an der Außenwand zu montieren.

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Sind die Voraussetzungen gegeben, einen Kaminofen zu betrieben, geht es um die Frage, welcher es sein soll. Pellet- oder Holzkamin? Der Tipp von Heiko Galle: „Man sollte sich überlegen, an welchen Brennstoff man gut rankommt und wie die Lagermöglichkeit ist.“ Holz braucht draußen viel Platz (siehe Zweittext), Pelletsäcke seien gut zu händeln. Doch wie bei vielen Rohstoffen gilt: „Die Preise für Scheitholz sind durch die Decke gegangen“, weiß Galle. Auch ein Sack Pellets sei teurer geworden, doch nicht so extrem. Und noch ein Hinweis vom Fachmann, den es zu bedenken gilt: Holzkamine hätten die schönere Flamme, ein Pelletofen sei komfortabler zu bedienen. Er hat mehr Technik und sei wartungsintensiver, aber die Verbrennung sei sauberer.

Wichtige Kennziffern

Die Abgaswerte sind nämlich entscheidend, sagt Galle. Und die sind durch die Bundes-Immissionsschutzverordnung vorgeschrieben. Worauf man beim Kauf unbedingt achten sollte: Kaminöfen müssen nach DIN 18891 sein oder nach DIN EN 13240, „auch das CE-Kennzeichen muss unbedingt vorhanden sein“, sagt Galle. Und noch eine Zahl, die stimmen muss, wenn man kaufen will. Der Kamin darf maximal 1,25 Gramm Kohlenmonoxid pro Kubikmeter ausstoßen. Und: 0,04 Gramm Staub je Kubikmeter. Auf diese Werte achte der Bezirksschornsteinfeger bei der vorgeschriebenen Abnahme. Bei deutschen Herstellern würden diese gesetzlichen Vorgaben meist erfüllt, nur beim Kauf im Ausland sei das nicht immer so, weil dort eben auch andere Regelungen gelten.

Schornsteinfegermeister Heiko Galle aus Schwelm, er ist Bezirksschornsteinfeger für Teile in Schwelm und Gevelsberg, gibt Tipps zum Energiesparen und was man beim Kauf eines Kaminofens beachten muss.
Schornsteinfegermeister Heiko Galle aus Schwelm, er ist Bezirksschornsteinfeger für Teile in Schwelm und Gevelsberg, gibt Tipps zum Energiesparen und was man beim Kauf eines Kaminofens beachten muss. © WP | Privat

Von der Hoffnung, die gesamte Wohnung mit einem Kaminofen zu heizen, davon müsse man sich verabschieden. Außer die Wohnung ist komplett offen, oder man stellt Ventilatoren auf, die die Wärme verteilen. „Ist der Kamin zu überdimensioniert, wird das Wohnzimmer schnell zur Sauna“, sagt Galle. Die Faustformel sei: 1 Kilowatt Heizleistung für 10 Quadratmeter.

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Die entscheidende Frage ist aber: „Kriegt man noch einen Kaminofen? Heiko Galle kennt Kunden, die Ende 2021 einen Kaminofen bestellt haben und jetzt eine Stornierung erhalten hätten. Rohstoffmangel, Lieferschwierigkeiten, die große Nachfrage: Es sei schwieriger geworden, einen Kaminofen zu kaufen.

Nicht gebraucht kaufen

Von gebauchten Kaminöfen sollte man lieber die Finger lassen. „Dort, wo der Kamin verbaut ist, darf er betrieben werden, wenn er an einer anderen Stelle eingebaut wird, kann es gut sein, dass es nicht mehr erlaubt ist.“ Das sei nicht böser Vorsatz, sondern weil sich die Vorgaben geändert hätten. Mittlerweile gelte Stufe zwei der Bundes-Immissionsschutzverordnung. Wer doch gebraucht kauft, sollte sich das Typenschild des Ofens anschauen.

So muss Holz gelagert werden

„Holz sollte immer draußen gelagert werden, weil es im Keller nicht abtrocknen kann“, sagt Heiko Galle und erklärt. Holz könne an der Luft viel besser trocknen. Die Gefahr bestehe auch, dass sich im Keller Feuchtigkeitsschäden bilden können oder sogar Schimmel entsteht. Eine Bedachung schützt vor Schlagregen, Planen sollten nicht verwendet werden. Beim Holzlagern gilt: „Die Luft muss von allen Seiten dran.“ „Holz sollte auch nicht wie Legosteine passgenau gestapelt werden“ Buchenholz zum Beispiel benötige zwei, drei Jahre, bis es nutzbar ist.Der Bezirksschornsteinfeger rät: Kaminbesitzer sollten sich ein Holzfeuchte-Messgerät kaufen, diese würden meist nicht mehr als 20 Euro kosten, so könne man den Zustand des Holzes prüfen, auch die Qualität von gelieferten Holz, da diese leider auf Grund der enormen Nachfrage schon mal schwanken könne. Hat das Holz eine Restfeuchte von mehr als 25 Prozent, so darf es gemäß des Bundes-Immissionsschutzgesetzes nicht verbrannt werden. Heiko Galle weist darauf hin, dass behandelte Hölzer z.B gestrichener Holzzaun, beschichtete Bretter nichts in Kaminöfen zu suchen haben. „In diesem Fall handelt es sich um Brennstoffmissbrauch, welches eine Ordnungswidrigkeit darstellt und mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro geahndet werden kann.“

Wären Ölradiatoren, mobile Heizlüfter oder Elektro-Infrarotheizungen Alternativen zum Kaminofen? Heiko Galle sagt, dass hier der Stromverbrauch entscheidend sei. Wenn er müsste, würde er zu einer Infrarotheizung raten, weil die am wirkungsvollsten sei. „Ölradiatoren sind Stromfresser.“ Steigende Stromkosten würden in Zukunft nämlich auch ein Thema. Heiko Galle warnt davor, mit einem Gasofen zu heizen, die seien meist nicht für den Innenraum geeignet und das könne schnell gefährlich werden. „Wer mehr Fragen in Sachen Kaminofen hat, sollte seinen Schornsteinfeger ansprechen.“