Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Mega-Hitze hat uns erreicht. Sie ist so groß, dass für die Wälder in EN eine ernsthafte Brandgefahr besteht. Wo es gefährlich werden kann.
Niedergebrannte Flächen, großes Leid für Menschen, die ihr Hab und Gut verlieren, und Einsatzkräfte, die am Limit ihrer Kräfte sind. Nur in Südeuropa möglich? Angesichts der Mega-Hitze, die auch unsere Region erreicht hat, warnen die Feuerwehren in unseren Städten, das Umweltministerium und der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen vor zunehmender Waldbrandgefahr in den nächsten Tagen. Wie schnell es gehen kann, zeigt ein Feuerwehreinsatz am Sonntagabend in Gevelsberg.
+++ Mega-Hitze: Vielen Stadtbäumen droht der Trocken-Tod +++
Der Alarm ging bei der Feuerwehr Gevelsberg am Sonntag gegen 18.30 Uhr ein. Eine Person rief an und teilte mit, dass an der Wittener Straße Rauch aufsteige, dass es dort brenne. Angesichts der Trockenheit der vergangenen Wochen und Tage geht die Wache kein Risiko ein. Mit 15 Einsatzkräften vom Löschzug 1 und der hauptamtlichen Wache rückt die Truppe aus, um dem Feuer möglichst schnell Herr zu werden.
Am Einsatzort stellt sich die Entscheidung als die einzig richtige heraus. Beim Eintreffen am Einsatzort stehen die Kräfte schon vor einem Flächenbrand. Schätzungsweise 50 Quadratmeter Böschung brennen. Die Rettungskräfte machen sich sofort dran, das Feuer zu bekämpfen. Laut Feuerwache handelte es sich um eine Böschung an der Wittener Straße nahe der Straße Alte Geer.
„Vor Ort konnte das Feuer schnell von zwei Seiten aus bekämpft werden“, teilte die Wehr nach dem erfolgreichen Einsatz mit. Doch mit dem reinen Ablöschen war es längst nicht getan. Mit zwei Wärmebildkameras musste der Brandbereich weiter kontrolliert und die gesamte Böschung mit viel Wasser noch kräftig gewässert werden. Zu groß war die Gefahr, dass versteckte Glutnester bei diesem trockenen Wetter einen Folge-Brand auslösen könnten. Erst als sich die Einsatzkräfte ganz sicher waren, rückten sie wieder ab. Da hatten sie schon 70 Minuten kräftezehrenden Einsatz bei großer Hitze in den Knochen. Die Wittener Straße blieb die gesamte Einsatzzeit über gesperrt.
Was den Flächenbrand an der Böschung in der Gevelsberger Innenstadt ausgelöst hat, wird wohl nicht mehr zur klären sein. Es könnte eine weggeworfene Kippe sein oder trockenes Holz oder Gras, was sich entzündet hat. Zur Ursache liegen der Wehr keine Hinweise vor.
Umso eindringlicher fällt die Warnung der drei Feuerwehren in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal vor der aktuell großen Waldbrandgefahr aus. „Bei dieser Trockenheit reicht eine Kippe aus, um einen Brand zu verursachen“, erklärte Jörg Aust von der Feuerwehr Gevelsberg. „Die Vegetation ist momentan so trocken, dass Totholz oder Gras sofort wie Zunder brennen.“
Alle drei Wehren sprechen von einem erhöhtem Risiko in diesen Tagen. Der Deutsche Wetterdienst listet die Regionen in Deutschland im sogenannten Waldbrandgefahren-Index auf. Er beschreibt das meteorologische Potential für die Gefährdung durch einen Waldbrand und hat fünf Stufen. Stufe eins steht für „sehr geringe Gefahr“, Stufe 5 für „sehr hohe Gefahr“. Unsere Region mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis wird für Dienstag in Stufe 4 – hohe Gefahr – aufgeführt. „Wir haben das täglich im Auge“, versichert Schwelms Feuerwehr-Chef Matthias Jansen.
Für die Wehren mindestens genauso wichtig ist der tägliche Blick auf den sogenannten Graslandfeuerindex des Deutschen Wetterdienstes. Er beschreibt die Gefahr von einem Feuer in offenem Gelände mit abgestorbenen Gras, also beispielsweise bei landwirtschaftliche Flächen, wie sie für unsere Region typisch sind. Hier gilt für den westlichen Teil von Nordrhein-Westfalen am Dienstag sogar die höchste Warnstufe. Vorsicht ist also geboten.
Lokal, so warnen die Forstleute, könne die Gefahr zum Beispiel an warmen Südhängen mit trockenem Brandmaterial auch schnell sehr groß werden. Besonders gefährdet sind zudem die Fichten-Schadflächen, auf denen Stürme, Trockenheit und Borkenkäferbefall zu einer Zunahme von trockenen Holzresten geführt haben.
Alle drei Feuerwehren in unseren Städten sind für den Ernstfall gerüstet und stehen in diesen Tagen mit besonderer Aufmerksamkeit Gewehr bei Fuß. In Ennepetal hat man in den letzten Jahren sogar gezielt in die Ausrüstung für anspruchsvolle Einsätze wie einen Waldbrand investiert. „Wir haben beispielsweise hochgeländegeeignete Fahrzeuge angeschafft, die auch über Feuer fahren können“, erklärt Feuerwehr-Chef Frank Schacht. Aus gutem Grund. Fast die Hälfte (43 Prozent) von Ennepetals Stadtfläche (57,77 Quadratkilometer) sind Waldgebiet und 35 Prozent sind landwirtschaftliche Freifläche.
Angesichts der Mega-Hitze richten die Feuerwehren im Ennepe-Ruhr-Kreis auch einen eindringlichen Appell an die Bürgerinnen und Bürger. Er lautet: Vorsichtig sein und alles zu unterbinden, was auch nur das kleinste Feuer auslösen kann. Es wird zu besonderer Vorsicht im Wald aufgerufen:
Hierzu gehört die Beachtung des Rauchverbots im Wald vom 1. März bis zum 31. Oktober. Dies gilt auch für die Autofahrt durch oder entlang eines Waldes! Bitte keine Kippen aus dem Fahrzeug werfen.
Es wird darauf hingewiesen, dass das Grillen (bitte auch Mindestabstand zum Wald 100 Meter beachten, vor allem bei Wind) sowie das Anzünden eines Feuers im Waldgebiet nicht zulässig ist.
Zudem sind Waldwege und Zufahrten dringend für Rettungsfahrzeuge freizuhalten.
Besondere Vorsicht beim Abflammen von Unkraut, insbesondere in der Nähe von Hecken und Buschwerk. Löschmittel bereithalten. Die Feuerwehr empfiehlt die Methode des Unkraut-Abflammens nicht.
Fahrzeuge sollten nur auf befestigten Flächen abgestellt werden, damit heiße Fahrzeugteile kein Gras entzünden. Nicht mit dem Fahrzeug über entzündlichem Untergrund parken. Der Katalysator eines Kraftfahrzeugs erhitzt sich stark und kann einen Brandauslösen. Nur ausgewiesene Parkflächen benutzen.