Ennepetal. Der Nachfolger von Florian Englert als Geschäftsführer der Klutertwelt Ennepetal steht so gut wie fest. Es läuft auf eine interne Lösung hinaus.
Der Nachfolger für den scheidenden Geschäftsführer der Klutertwelt GmbH & Co. KG, Florian Englert, der zum 1. Juli nach Rosenheim wechseln wird (wir berichteten), kommt voraussichtlich aus den eigenen Reihen. Der bisherige Prokurist Sven Twork wird, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Gesellschafterversammlung des städtischen Tochterunternehmens, die Aufgabe übernehmen. Auf eine externe Ausschreibung wurde verzichtet – und zwar nicht zuletzt deshalb, weil die Klutertwelt in ihrer derzeitigen Form möglicherweise nicht mehr lange bestehen wird.
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„Wir haben uns darauf geeinigt, erst einmal keinen neuen Geschäftsführer von außen zu suchen“, erklärte Wolfgang Schrey, Leiter des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates in der Stadtverwaltung. „Zum einen ist Sven Twork gut geeignet für die Aufgabe, zum anderen soll bis Herbst eine Entscheidung vorbereitet werden, wie es mit der Gesellschaft weitergeht.“ Man wolle vermeiden, eine Geschäftsführerin oder einen Geschäftsführer einzustellen, die oder der nach kurzer Zeit als Fachbereichsleitung in die Verwaltung integriert werden müsste. Am 9. Juni wird die Gesellschafterversammlung der Klutertwelt – die personenidentisch mit dem Rat ist – über die Personalie entscheiden.
Die Überlegung, die Klutertwelt GmbH & Co. KG aufzulösen und in die Stadtverwaltung einzugliedern, hat nach Darstellung von Wolfgang Schrey finanzielle und steuerrechtliche Gründe. So sind größere Bauvorhaben vorgesehen. Für das Haus Ennepetal, das 2024 abgerissen werden soll, muss zumindest in Teilen Ersatz geschaffen werden. Es werden Räume für die Kluterthöhle (Info, Kasse, Verwaltung, Geopark-Center) benötigt, auch eine neue Verbindung zum Höhleneingang wäre zu errichten. Darüber hinaus ist noch die Frage offen, wo und in welcher Größenordnung Veranstaltungen durchgeführt werden können. Geprüft wird derzeit, was in einem Multifunktionsgebäude auf dem Hesterberg-Gelände, auf dem Betriebshof und Technisches Rathaus errichtet werden, möglich wäre. In jedem Fall stünden auch dafür Investitionen an. Hinzu kommt das Klutertbad, für das der Einbau eines Solebeckens im Herbst geplant ist und das außerdem eine neue Heizungsanlage benötigt, die möglichst viel erneuerbare Energie nutzen soll.
Seit 2021 als Prokurist angestellt
Sven Twork, der vorher 24 Jahre lang bei der Stadtsparkasse Wuppertal in verschiedenen Funktionen und Führungspositionen tätig war, ist seit dem 1. Juni 2021 bei der Klutertwelt angestellt. Er ist Prokurist und insbesondere für den Bereich Finanzen und Buchhaltung, aber auch für die Betreuung des Gebäudemanagements, der Bauunterhaltung und der Bauprojekte verantwortlich.Der 44-Jährige ist Ennepetaler, verheiratet und Vater zweier Söhne. Von November 2020 bis April 2021 gehörte er als Mitglied der CDU-Fraktion, für die er zuvor schon einige Zeit als sachkundiger Bürger tätig war, dem Rat der Stadt Ennepetal an.
Die GmbH & Co. KG als privatrechtliche Gesellschaft tue sich schwerer als eine Stadt, Darlehen zu bekommen, erläutert Wolfgang Schrey. Aufgrund des in den vergangenen Jahren immer restriktiver gewordenen EU-Rechts könne die Stadt auch nicht in beliebiger Höhe bürgen, die Bürgschaftshöhe müsse im angemessenen Verhältnis zum Eigenkapital der Gesellschaft stehen. Und interne Darlehen von der Stadt an die Klutertwelt könnten im Sinne des EU-Rechts als unzulässige Beihilfen eingestuft werden.
Rechtslage immer komplexer
Zu all dem kommen laut Schrey verschärfte steuerrechtliche Vorgaben. Zum einen geht es dabei um die Mehrwertsteuerpflicht für Dienstleistungen der Klutertwelt für die Stadt. Das war bereits ein wesentlicher Grund, die Stadtbetriebe Ennepetal zu rekommunalisieren. Zum anderen geht es um Vorteile bei der Besteuerung der Erträge aus den AVU-Aktien, die die Stadt Ennepetal hält, sowie die Anteile der Stadt an der Netzgesellschaft Ennepetal mbH & Co. KG (ihr gehört das Strom- und Gasnetz im Stadtgebiet) und der Wassernetz Ennepetal GmbH (ihr gehört das Trinkwassernetz), die allesamt bei der Klutertwelt liegen. Auch auf diesem Gebiet werde die Rechtslage immer komplexer, erklärt Wolfgang Schrey. Selbst der Betriebserhaltungszuschuss, den die Stadt der Klutertwelt für Haus Ennepetal, Klutertbad und Kluterthöhle gewährt, unterliege der Prüfung des Finanzamtes, ob es sich nicht um eine unzulässige Beihilfe handelt.
Man werde die mögliche Rekommunalisierung der Gesellschaft durch Steuer- und Wirtschaftsprüfer noch genauer begutachten lassen, betont Wolfgang Schrey. Natürlich werde man in der Angelegenheit die Politik ins Boot holen, im Herbst solle es eine Entscheidung über die Zukunft der Klutertwelt geben.