Schwelm. Nachdem hunderte Kindergarten-Kinder Stunden in Regen, Wind und Kälte auf ihren PCR-Test warten, überarbeitet der EN-Kreis die Teststrategie.
Nachdem der größte Massentest seit Pandemie-Beginn im Ennepe-Ruhr-Kreis organisatorisch an einigen Stellen so gründlich in die Hose gegangen war, dass Eltern mit ihren vollkommen durchgefrorenen Kindern entweder ihrem Ärger lautstark Luft gemacht hatten, oder bereits vor dem PCR-Test wieder nach Hause gefahren waren, reagiert die Kreisverwaltung nun auf die Berichterstattung dieser Zeitung: „Massentests in diese Größenordnung werden in Zukunft nicht mehr stattfinden“, teilt Lisa Radtke, Pressesprecherin des EN-Kreises am Freitag im Gespräch mit dieser Zeitung mit.
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Als Reaktion auf die zahlreichen, massiven Ausbruchsgeschehen mit dem Corona-Virus in allen neun Städten des Kreisgebiets sollten am vergangenen Samstag Kinder aus den Einrichtungen zentral in der Teststelle an der Schwelmer Lessingstraße per PCR-Test überprüft werden, in deren Kitas aus logistischen Gründen keine mobilen Testeinheiten vorbeifahren konnten. Insgesamt waren an besagtem Tag laut Aussage der Kreisverwaltung 420 Testungen geplant.
Ennepe-Ruhr-Kreis zieht Konsequenzen
Das Gesundheitsamt, das beim Ennepe-Ruhr-Kreis angesiedelt ist, hat zur Durchführung der Tests ein Team vom Deutschen Roten Kreuz Witten beauftragt. Ein Team für de PCR-Tests besteht aus vier Personen – zwei Tester, die in diesem Fall die Abstriche in den Nasen der Kinder zwischen drei und sechs Jahren vornehmen, einem Anreicher sowie einer Empfangsperson, die die Kinder und Eltern – wie der Name bereits sagt – am Eingang in Empfang nimmt. „An jenem Samstag war zusätzlich ein Praktikant dabei. Somit kann ich bestätigen, dass fünf Mitarbeiter vor Ort waren, von denen zwei abgestrichen haben“, teilt Lisa Radtke auf Nachfrage der Redaktion mit. Alle Eltern erhielten eine Einladung und eine weitere E-Mail mit einer festen Uhrzeit, zu der sie sich am Testzentrum einfinden sollten.
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Dort warteten die Eltern mit ihren kleinen Kindern zwei Stunden bei Temperaturen unter fünf Grad, Nieselregen, Wind. Die Eltern hatten mit derartigen Wartezeiten unter freiem Himmel nicht einmal ansatzweise gerechnet. Dementsprechend waren die Kinder – und auch die Erwachsenen – nicht wetterfest genug angezogen. Sie hatten für die Kleinen nichts zu essen oder zu trinken dabei. Ob eine Toilette genutzt werden konnte, war auch nicht klar, so dass die Eltern ihre Kinder im Rinnstein abhielte.
Chaos beginnt bereits am Morgen
„Das Chaos begann gleich am Morgen“, beginnt Lisa Radtke die Aufarbeitung des Tags. Wesentlich dazu beigetragen habe, dass von Beginn an Eltern und Kinder deutlich zu früh in Schwelm aufgelaufen waren. Gleichwohl habe sich die Situation im Laufe des Tages immer weiter verschlimmert. „Wir hätten in der Mail vielleicht noch eindringlicher darauf hinweisen können, auch nicht zu früh zu kommen und dass unter freiem Himmel gewartet wird“, räumt die Sprecherin der Verwaltung ein. Vielleicht hätte auch das Test-Team aus mehr Personen bestehen müssen.
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Konsequenz: „Wir werden nicht mehr alle Leute nach Schwelm kommen lassen“, sagt Lisa Radtke. Künftig würden beispielsweise Kitas aus dem Nordkreis auch dort zusammengefasst getestet. Und: Ein Test in diesen gewaltigen Größenordnung mit mehr als 400 kleinen Kindern werde es nach diesen Erfahrungen ohnehin nicht mehr geben.