Gevelsberg. Der Gevelsberger Arzt Dr. Thomas Heidenreich hat keine einzige Dosis Astrazeneca geliefert bekommen. Ein Problem, das alle Ärzte betrifft.
Dr. Thomas Heidenreich ist stinksauer. „Ich habe neben den Zweitimpfungen ganze zwölf Dosen Impfstoff für die kommende Woche erhalten. Geplant waren mindestens 50“, sagt der Gevelsberger Hausarzt. Kein Einzelfall: Die niedergelassenen Ärzte, die für den rasanten Anstieg der Impfgeschwindigkeit sorgen, haben alle ihren bestellten Impfstoff nicht oder nicht vollständig erhalten. Ein Desaster aus Sicht der Ärzte.
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Der Gevelsberger Heidenreich erläutert: „Ich habe 80 Patienten auf meiner Liste, die ich in dieser Woche hätte impfen können.“ Besonders auffällig: Die Ärzte bekommen keine einzige Dosis Astrazeneca. Doch gerade zu diesem Impfstoff hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mitgeteilt, er sei nun quasi unbegrenzt vorhanden, die Ärzte könnten einfach bestellen, was sie benötigten. Das hatten diese umgesetzt. „Ich hatte 70 Ladungen Astrazeneca bestellt“, sagt Heidenreich, der wie viele andere Ärzte den Patienten Hoffnungen gemacht hat, zeitnah geimpft zu werden. Das wäre im EN-Kreis natürlich eine Punktlandung. Schließlich stehen hier viele Lockerungen an, die für Geimpfte einfacher wahrzunehmen sind. Diese Hoffnungen müssen die Ärzte wieder zerstören, was für mächtig Ärger bei den Patienten sorgt – in Arztpraxen, in denen das Personal ohnehin am Limit arbeitet.
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Fehlkalkulation in Berlin
Die Astrazeneca-Kürzung betrifft laut Kassenärztlicher Vereinigung (KVWL) alle Praxen. „Das ist eine ärgerliche Situation“, sagt Sprecher Andreas Daniel. Zwar hätten bundesweit 1,6 Millionen Dosen zur Verfügung gestanden, aber im Ministerium habe man nicht einkalkuliert, so der Sprecher, „dass die Nachfrage in den Arztpraxen größer wird.“ Hinzu komme: „Der Biontech-Impfstoff wird überwiegend für die Zweitimpfung benötigt und steht nicht mehr in großer Zahl für Erstimpfungen zur Verfügung.“
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Diese Fehlkalkulation des Ministeriums müssten nun die niedergelassenen Ärzte ausbaden – auch durch eine unnötige Mehrbelastung durch die Termin-Absagen.