Schwelm. In der Schule Kaiserstraße in Schwelm sind Asylbewerber untergebracht. Doch der Verkauf des Gebäudes könnte auch im zweiten Anlauf scheitern.
Die Tage des Asylbewerberheims an der Kaiserstraße scheinen gezählt. „Wir werden in der ersten Septemberhälfte bezüglich der Auflösung der Kaiserstraße einen ersten runden Tisch einladen“, sagt Schwelms Beigeordneter Ralf Schweinsberg auf Nachfrage dieser Zeitung. Eingeladen würden die Akteure, die der Stadt helfen könnten, das bisher an der Kaiserstraße untergebrachte Klientel mit Wohnraum zu versorgen, so der zweite Mann im Rathaus. Über die Ergebnisse soll der Politik in der Oktobersitzung des Sozialausschusses Bericht erstattet werden. Erklärtes Ziel der Verwaltung ist, das ehemalige Schulgebäude leer zu ziehen und die Klienten anderweitig unterzubringen.
„Wenn wir unseren Ansatz ,Housing first‘ realisiert haben, werden wir die Kaiserstraße aufgeben“, sagt Schweinsberg. Der Beigeordnete sagt aber auch: „Wir werden weiterhin eine Unterkunft bauchen, in der wir Wohnungsnotfälle unterbringen können. Aber die sollte deutlich kleiner sein als die Kaiserstraße.“
Schweinsberg hat bereits eine Alternative ins Visier genommen, will aber nicht konkreter werden. „Zum Jahresende wollen wir der Politik einen Vorschlag machen.“ Schweinsberg betont aber auch, dass diese Herausforderung, einen Ersatz für die Kaiserstraße zu finden, die Stadt nicht allein bewältigen kann. „Wir brauchen die Unterstützung Schwelmer Wohnungsgeber, ohne die können wir das Problem nicht lösen.“
Ziel ist es, die Menschen in einer „kleinen Kaiserstraße“ für normale Wohnungen mit fachlicher Begleitung anzulernen, um sie in einem zweiten Schritt im normalen Wohnungsmarkt unterzubringen – sozialarbeiterisch betreut. Der Fachmann spricht von einer Clearingstelle. „Wir werden uns die Familien anschauen, werden sie fit machen mit dem Ziel, sie möglichst schnell in normalen Wohnraum zu integrieren. Den Auftrag haben wir auch von der Politik.“ In einen Antrag im Januar 2021 hatten die Grünen die Schließung der städtischen Unterkunft für Flüchtlinge und Obdachlose an der Kaiserstraße gefordert und gleichzeitig die Verwaltung aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, um die Menschen, die dort leben dezentral woanders unterzubringen.
Das städtische Gebäude Kaiserstraße spielt auch beim Thema Wohnraumanalyse eine Rolle. Im August/September wird es ein erstes Treffen zwischen Stadt, heimischen Akteuren des Wohnungsmarktes und der Kfd-Bank geben, „um den Wohnungsmarkt zu analysieren und eine verlässliche Prognosen zu entwickeln“, wie Schweinsberg sagt. Ziel sei es, die Kapazitäten und Bedarfe in Schwelm in Einklang zu bringen.
Auswirkungen der Flutkatastrophe
Eine unbekannte Größe ist seit den Starkregenereignissen hinzugekommen. Die Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe auf den Wohnungsmarkt kann Schweinsberg nicht einschätzen. Zwar sei Schwelm nicht betroffen, aber der Beigeordnete denkt auch an Menschen aus den Nachbarstädten, die neuen Wohnraum finden müssen. Aus diesem Grund rechnet er mit Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt im Umfeld der betroffenen Städte. „Wir haben einen Beschluss, die Kaiserstraße aufzugeben. Das würden wir auch gerne, weil wir einfach auch sagen, dass ist keine adäquate Wohnform. Aber wenn uns die Ereignisse überrollen, muss man diese Entscheidung meines Erachtens zumindest noch einmal prüfen.“
Das Thema Kaiserstraße steht zwar noch nicht auf der Tagesordnung des Sozialausschusses, der am 25. August zusammenkommt. Aber die Ergebnisse der Wohnraumanalyse könnten bei den Verkaufsabsichten eine Rolle spielen. „Wenn die Wohnraumanalyse zeigt, das wird einen Engpass haben oder auf uns zukommen sehen, dann muss ich im Sozialausschuss über die Pläne, die Kaiserstraße aufzugeben, zumindest sprechen.“ Für den Sozialausschuss am 27. Oktober rechnet Schweinsberg zumindest mit einem Zwischenbericht der Wohnraumanalyse.
Platz für bis zu 120 Personen
Ursprünglich war der Verkauf der Schule Kaiserstraße zum 31. Dezember 2015 beschlossen. Dann kam die Flüchtlingskrise und die Stadt Schwelm richtete die Immobilie im Jahr 2016 für 260.000 Euro für die Unterbringung von maximal 120 Personen her.
Letzte Woche wurde dort eine sechsköpfige Familien einquartiert, für die die Stadt gerade eine Wohnung sucht. Um die 30 Personen werden dort zurzeit durchschnittlich untergebracht.