Schwelm. Internet: Telekom will bis Ende 2022 in Schwelm tausende Häuser an Glasfaser anschließen und übernimmt die kompletten Kosten für die Verlegung.

Wer nicht so genau hinschaut, könnte die Meldung schnell als das nächste Versprechen abtun, die Internetverbindungen ein wenig zu beschleunigen. Ein paar Gespräche später steht jedoch fest: In Schwelm beginnt die digitale Revolution. Für 7150 Haushalte sollen bis Ende 2022 quasi unbegrenzte Übertragungsraten möglich sein. Denn sie bekommen ein Glasfaserkabel als Hausanschluss. Auf Kosten der Telekom. Während die Nachbarkommunen skeptisch sind oder ganz abgewunken haben, als die Telekom auch ihnen diese Ausbaupläne angeboten hat, ist die Stadt Schwelm sicher, alle Klippen zu umschiffen.

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Und die befinden sich vornehmlich im Boden. Denn: Die Telekom will in den Gebieten, in denen sich dies wirtschaftlich rentiert, im mindertiefen Ausbau die Glasfaserkabel verlegen – von den Verteilerkästen bis zu jedem einzelnen Haus. Grund: Erstens ist diese Art des Verlegens deutlich günstiger, zweitens sind Tiefbauunternehmen mit freien Kapazitäten kaum zu finden. Aktuell kostet der Meter Tiefbau etwa 170 Euro. Damit wäre das Versprechen des Telekommunikationsunternehmens, die Anschlüsse komplett zu bezahlen, wenn die Eigentümer rechtzeitig mitteilen, dass sie einen solche Anschluss haben wollen, nicht zu halten. 800 Euro, so offeriert die Telekom, würde jeder Hausbesitzer sparen.

Telekom übernimmt Anschlusskosten

Unternehmenssprecher Pascal Kiel erläutert auf Nachfrage der Redaktion: „Die 800 Euro decken vereinfacht gesagt folgendes ab: Beim Glasfaserausbau verläuft die Glasfaser in der Regel an den Grundstücksgrenzen. Sie muss also von dort noch in das Innere des Gebäudes gelegt werden – der sogenannte Hausanschluss. Dafür sind Bautätigkeiten nötig. Entscheiden sich Kunden also bis zum 31. Dezember 2022 für einen Glasfaser-Anschluss, sparen sie sich die Gebühr für diese Arbeiten.“ Zum Hintergrund: Die Telekom darf die Glasfaser nicht einfach so in die Gebäude verlegen, weil sie Privatgrundstück betreten muss. Deswegen ist es wichtig, dass die Eigentümer ihre Zustimmung dafür erteilen.

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Doch zunächst laufen noch Gespräche mit der AVU und den Technischen Betrieben Schwelm, wie Simon Nowak, für diesen Bereich im Rathaus zuständig, mitteilt. „Wir müssen natürlich schauen, wie die Leitungen verlegt werden, damit die Stadt und das Versorgungsunternehmen noch an ihre eigenen Leitungen problemlos im Störfall herankommen, ohne die Glasfaser zu beschädigen.“ Als nächstes fahren Kamera-Wagen durch die betreffenden Straßen im Innenstadtbereich, anhand dieser Bilder legen Telekom, Technische Betriebe und AVU dann fest, wo die neuen Leitungen verlegt werden können, ohne andere Infrastruktur zu überbauen.

Nachbarn schauen ganz genau hin

„Genau dies ist jedoch der Grund, weshalb andere Städte im Kreis das Angebot von der Telekom, auch bei ihnen auszubauen, abgelehnt haben oder erst einmal schauen wollen, wie dies in Schwelm läuft. Das hat Modellcharakter“, sagt Ulrich Schilling, Breitbandbeauftragter des Ennepe-Ruhr-Kreises, der diesen Eigenausbau als weiteren wichtigen Baustein in der Infrastruktur für den Kreis sieht. Die Bedeutung für die Stadt Schwelm streicht Bürgermeister Stephan Langhard heraus: „Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig schnelles Internet ist. Es braucht eine stabile und leistungsfähige Verbindung, wenn Eltern virtuell an Meetings teilnehmen und Kinder im Home-Schooling lernen. Ich begrüße es daher sehr, dass die Telekom den Glasfaser-Ausbau in Schwelm vorantreibt.“

Wichtig: Das Angebot richtet sich nicht nur an Telekom-Kunden. Denn in der Absichtserklärung hat das Unternehmen deutlich gemacht, dass über ihre Glasfaser auch die Angebote anderer Anbieter laufen können. Zu den Möglichkeiten: Gegen Geld ist grundsätzlich mit dieser Technologie fast alles möglich. zehn Gigabit pro Sekunde und zwar symmetrisch im Up- wie Downloadbereich? Kein Problem, das kostet aber. Der für Privatkunden interessante Tarif der Telekom verfügt über ein Gbit/s im Download und 200 Mbit/s im Upload und kostet derzeit 79,95 Euro pro Monat.

Ulrich Schilling macht zudem deutlich: „Ich muss die Tarife ja nicht nutzen, aber ich kann jedem nur raten, sich die Glasfaser ins Haus legen zu lassen. Das ist ein Anschluss an die Zukunft.“ Ein Anschluss mit Modellcharakter, auf den die Nachbarschaft ganz genau schaut.