Schwelm/Dortmund. Die Schwelmer Sängerin ist erneut bei Symphonic Floyd dabei - einer gigantischen Pink Floyd-Produktion in der Dortmunder Westfalenhalle.
Diesen Moment hat die Kamera exakt festgehalten, als Lea Bergen die Augen aufschlägt und ohne zu wissen, was kommt, in die Richtung ihrer vielen tausend Zuhörer blickt. Eine Millisekunde herrscht absolute Stille, dann fegt ein Applaus durch die Dortmunden Westfalenhalle, wie er an diesem Abend noch nicht zu hören war. Der Schwelmer Sängerin fallen nicht nur Steine, sondern ganze Gebirgsketten vom Herzen, ein Strahlen erobert ihr Gesicht, das auch heute noch leuchtet, wenn sie sich an den größten Moment ihrer bisherigen Karriere erinnert: Symphonic Floyd. Dieser Moment kehrt jetzt nach drei Jahren Wartezeit zurück. Am Samstag, 7. Mai, wird die Schwelmerin Lea Bergen erneut zu einem zentralen Baustein der grandiosen Pink Floyd-Show in der Dortmunder Westfalenhalle.
+++ Das erste Mal: Lea Bergen singt Pink Floyd in Dortmund +++
Hagener Musiklegenden von Extrabreit, Grobschnitt und Green haben diese Huldigung an die Musik von Roger Waters, David Gilmour und Co. erschaffen, eine gigantische Produktion mit den Hagener Symphonikern sowie Chören auf die Beine gestellt. Von der optischen Opulenz her ragen sie mit Licht- und Videoeffekten ebenfalls an die britischen Legenden heran. Mitten drin Lea Bergen, die im Jahr 2019 per Zufall zu der Truppe stieß und gleich einen Hammeraufgabe bekam.
Der Verzweiflung nahe
Das Stück „The Great Gig in the Sky“ von der Platte „The Dark Side of the Moon“ ist etwas länger als vier Minuten und stimmlich vor einem herausragenden Tonumfang. Doch den hatte die Schwelmerin schnell gemeistert. Die größte Schwierigkeit: Die Nummer hat keinen Text. Mit „Ooohhs“ und „Aaahhhs“ und „Heyyys“ schraubt die Profisängerin sich durch die Tonlagen und erinnert sich noch bestens daran, wie viel Zeit, Kraft und Nerven sie seinerzeit in die Vorbereitung steckte. „Ich war manchmal der Verzweiflung nahe.“
Ein wenig fiel die Nervosität von ihr ab nachdem sie mit dem Rest der Truppe mit stehen Ovationen in die Pause verabschiedet worden war. „Ich hatte ja schon einige Stücke Background gesungen und war kurz vor dem Auftritt ganz allein im Backstage-Bereich. Ich bin sehr ruhig geworden und habe mir gesagt, dass ich das genießen muss, weil es eine einmalige Chance ist.“
Diese hat sie zweifelsfrei ergriffen. Und das Wort einmalig haben die Hagener Musiker auch bald gestrichen, als die Anfragen sich häuften, ob sie im ISS-Dome in Düsseldorf und noch einmal in der Westfalenhalle in Dortmund auftreten wollten. „Das Konzert in Dortmund war bereits terminiert. Dann kam die Pandemie“, erinnert sich die Schwelmer, die davon lebt, vor anderen Menschen und für andere Menschen zu singen. Plötzlich war nichts mehr davon erlaubt, die Einnahmen brachen weg.
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Sie intensivierte ihren Gesangsunterricht, nahm mehr und mehr Schüler an, die sich von ihre auch auf digitalem Wege zeigen ließen, wie sie Töne treffen und mit der richtigen Technik dabei gut klingen. „Dazu habe ich viel aufgenommen, zum Beispiel individualisierte Geburtstagsgrüße.“ Ab dem vergangenen Sommer und den Lockerungen besserte sich die Lage in ihren Auftragsbüchern allerdings wieder. „Es war einfach schön, wieder auf der Bühne zu stehen.“
Plattenproduktion läuft
Allerdings: Mit der Zeit vor Corona ist das noch lange nicht vergleichbar. „Einige Veranstaltungen, vor allem Hochzeiten, wurden immer und immer wieder verschoben“, erinnert sie sich an den Sommer – und dann war es auch schon wieder Herbst und die Veranstaltungen wieder vorbei. Mittendrin bekam die Schwelmerin allerdings ein Stipendium des Landes NRW. Mit Gitarrist Hanno Busch (Jan Delay, Heavytones, Angelo Kelly, Sasha), Bassist Armin Alic (Royal Street Orchestra, Söhne Mannheims) und Schlagzeuger Tobias Held (Max Mutzke) komponiert sie ihr erstes eigenes Album. „Es ist etwas ganz anderes, als das, was ich sonst so mache“, sagt sie. „Aber das macht mir unglaublich viel Spaß und ich freu mich riesig auf die Video-Drehs, den Release und alles, was da noch folgt“, sagt sie.
Zunächst einmal liegt ihr Fokus aber voll auf dem kommenden Samstag, sie sagt Termine ab in der Woche vor dem großen Gig, denn die Proben in Hagen ziehen an und werden immer intensiver. „Das Stück hat seinen Schrecken ein Stück weit verloren, Respekt habe ich allerdings immer noch davor und will eine Top-Leistung abliefern“, sagt die Schwelmerin die sich noch genau an diesen Moment erinnern kann, als sie nach einer Millisekunde Stille die Augen öffnete und tausende Leute ihr zujubelten, weil sie es schaffte, ihnen mit ihrer Stimme und ihrer Hingabe eine Gänsehaut auf den Körper zu zaubern, die sie an diesem Abend so nicht hatten.