Schwelm/Hagen/Dortmund. . Schwelmer Sängerin Lea Bergen (24) steht am kommenden Samstag bei Symphonic Floyd auf der Bühne der großen Dortmunder Westfalenhalle.
Zweimal schon hat sich der Vermieter erkundigt, ob denn alles in Ordnung sei. Die Geräusche, die aus dem Haus drangen, das Lea Bergen mit ihrem Lebensgefährten Franz Wüstenberg inmitten der Schwelmer Einöde bewohnt, ließen anderes vermuten. Außer, dass die 24-jährige Sängerin manchmal am Rande der Verzweiflung stand, war jedoch nichts passiert. Sie übte lediglich für den wohl größten Auftritt ihrer Karriere – das bislang schwerste Stück ihres Lebens. Am Samstag, 9. Februar, wird sie in der Westfalenhalle Teil der Symphonic Floyd-Show sein und genau dieses Stück vor vielen Tausend Zuhörern singen.
Extrabreit und Grobschnitt-Musiker
Noch gibt es einige Karten zu kaufen
Symphonic Floyd steigt am Samstag, 9. Februar, ab 20 Uhr in der großen Westfalenhalle in Dortmund.
Tickets für dieses außergewöhnliche Konzert gibt es in vier Kategorien zu Preisen zwischen 41 und 59,50 Euro.
Die Eintrittskarten sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
„Das ist sicher etwas, das ich nur einmal im Leben machen darf“, sagt sie, als sie in ihrer Küche sitzt und am Kaffee nippt. Neben ihr sitzt Milla Kapolke, der ihr diese Chance gewährt. Der Hagener Musiker hatte gemeinsam mit seiner Band Green die Idee zu diesem herausragenden Konzerterlebnis. Die Truppe ist so etwas wie die Elite der Hagener Rockmusik-Szene. Kapolke selbst spielte viele Jahre bei der Krautrock-Legende Grobschnitt Bass und sang. Dazu gesellt sich Extrabreit-Gitarrist Bubi Hönig, am Schlagzeug sitzt Extrabreit-Taktgeber Rolf Möller, der den Job auch schon für Grobschnitt erledigte – dort spielte auch Deva Tattva bereits Keyboards. Dazu kommen Multiinstrumentalist Michi Rolke und Mudita Kapolke die neben dem Gesang für die Percussion verantwortlich zeichnet.
Kapolke erinnert sich an die Anfänge des Symphonic Floyd-Projekts, das in der Hagener Stadthalle an mehreren Abenden bereits 6000 Gäste begeisterte: „Wir wollten gern etwas mit Pink Floyd-Stücken machen, da gibt es aber exzellente Coverbands wie Sand am Meer.“ So passte es hervorragend, dass ohnehin die Idee in den Köpfen der Musiker schwirrte, mal wieder etwas mit den Hagener Symphonikern zu machen. Ein Opern- und ein Kinderchor komplettierten den großen Reigen der Musiker. „Wir hatten echt Schiss, ob die Leute das hören wollten“, erinnert sich Kapolke. Unbegründet. Die Konzerte wurden zu einem so großen Erfolg, dass man diesen in der großen Westfalenhalle fortsetzen wollte. „Weder Grobschnitt noch Extrabreit haben dort bislang allein gespielt. Das ist auch für uns eine große Nummer“, sagt der Bassist.
Zufällig entdeckt
Das alles lief noch ohne Lea Bergen. Wie rutschte die Schwelmerin denn nun in die Truppe? „Es geht in erster Linie um das Stück ,The Great Gig in the Sky’. Unsere etatmäßige Sängerin Vanessa Henning, die unter dem Namen V:Ness als Profi unterwegs ist, hat am 9. Februar schon einen anderen Auftritt“, sagt Kapolke. Michi Rolke erinnerte sich an eine exzellente junge Sängerin, die er im Gevelsberger Bürgerhaus Alte Johanneskirche gehört hatte.
Daraufhin klingelte das Handy der 24-Jährigen. Sie solle doch mal zwei Nächte darüber schlafen und dann schauen, ob sie sich das extrem anspruchsvolle Stück, das im Original Claire Torry singt, zutraue.
„Ich hatte das Lied noch nie gehört, aber von meinen Eltern das Album Dark Side of the Moon als Schallplatte bekommen“, sagt die Schwelmerin und traute ihren Ohren nicht, als die Platte sich drehte. Denn: „The Great Gig in the Sky“ hat keinen Text. Etwa fünf Minuten schwebt die Stimme mit „Ahs“ und „Ohs“, „Wooohooos“ und „Heyyyyeahs“ durch diverse Oktaven über den sphärischen Klängen der Musik. „Ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas überhaupt gibt“, lautete ihr erstes Fazit, bevor sie sich langsam an diese Aufgabe herantastete.
Körperlich extrem anstrengend
Die Aufzeichnungen, die sie sich machte, nachdem feststand, dass sie dem Tonumfang gewachsen ist, wirken wie Hieroglyphen. Die größte Herausforderung: Fünf Minuten Gesang ohne Text kann man sich kaum merken. „Ich habe noch niemals mit einem Lied eine solche Odyssee erlitten“, sagt sie lachend. Dann die Probe. Lea Bergen durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, als sie das Stück vor der aufmerksam lauschenden Profi-Truppe intoniert. „Mein Glück war unbeschreiblich, als sie sagten, dass meine Version echt zu gebrauchen ist“, sagt die 24-Jährige, die bei weiteren Stücken beim Background-Gesang mitmacht.
Vor allem das Aufwärmprogramm für die Stimme ist extrem, das Stück körperlich sehr anstrengend. Das haben auch die Vermieter der Schwelmerin gehört. Doch all das macht Lea Bergen gern für den wahrscheinlich größten Auftritt ihrer Karriere in der großen Dortmunder Westfalenhalle.