Gevelsberg. Klimawandel, Trockenheit und die Februarstürme: Immer mehr Bäume sind instabil. In Gevelsberg Am Werde sind zwei 30 Meter hohe Eichen umgestürzt.
Zwei mächtige Eichen sind am Donnerstagabend in Gevelsberg plötzlich umgestürzt. Die tonnenschweren Bäume waren auf die Straße Am Werde gekracht, nur durch großes Glück wurde dabei niemand verletzt. Für die Feuerwehr Gevelsberg wurde es jedoch ein Einsatz, der bis in die Nacht andauerte. Ein Anwohnerin meldete sich gegen 21.30 Uhr unter dem Notruf 112, weil die Bäume die Straße zu ihrem Haus versperrten.
Das hätte jedoch auch ganz anders ausgehen können. Denn der Fuß- und Radweg ist ein beliebtes Ausflugsziel und gut besucht. Der Vorfall geschah auf dem Weg, der unterhalb der Bahnstrecke Wuppertal-Hagen durch ein Waldstück führt, kurz hinter der Einfahrt an der AVU. Der S-Bahnverkehr war nicht betroffen, jedoch seien einige Wohnhäuser, die über die Straße angeschlossen sind, für einige Stunden nicht erreichbar gewesen.
Bäume stürzten auf Straße: Folgen von Trockenheit und Unwettern vermutet
Der umgestürzte Baum wurde von den Gevelsberger Einsatzkräften auf etwa 30 Meter Höhe geschätzt. Die Eiche stand an einem steilen Hang und riss wohl noch einen weiteren Baum mit sich, hieß es auf Nachfrage bei der Feuerwehr.
Lesen Sie auch: Abendmarkt startet mit neuem Konzept in Gevelsberg
Die Feuerwehrleute mussten die Bäume zersägen. Der Einsatz dauerte dreieinhalb Stunden. Die Feuerwehr Gevelsberg war mit fünf Einsatzkräften und zwei Fahrzeugen vor Ort. Der Löschzug 1 der Freiwilligen Feuerwehr war wegen des Einsatzes in der Stadt in Bereitschaft gesetzt worden, teilte die Feuerwehr mit. Die Technischen Betriebe kümmern sich nun um die restliche Beseitigung der Bäume.
Die Feuerwehr vermutet, dass die beiden umgestürzten Bäume wohl den Halt verloren hatten. Die Wurzeln seien vermutlich durch Unwetter und Trockenheit freigelegt und geschwächt gewesen hieß es. „Wir beobachten deutschlandweit, dass sich die Baumeinsätze in der letzten Zeit häufen“, sagt Feuerwehrchef Falk Ramme und nennt den Klimawandel und die Stürme als Grund.
Forstamt: „Wälder sind extrem vorbelastet“
„Die Wälder sind extrem vorbelastet, durch die Dürren der vergangenen Jahre“, erklärt auch Peter Bergen, Chef des zuständigen Regionalforstamts Ruhrgebiet. Nicht nur Fichten seien dadurch stark geschwächt, auch bei Buchen etwa gebe es erhebliche Probleme. So könne es zu plötzlichen Ast-Abbrüchen kommen, „die vorher äußerlich nicht erkennbar sind“, sagte Bergen. Damit von umstürzenden Bäumen kein Schaden ausgehe, obliege den Waldbesitzern die Verkehrssicherungspflicht, wer das im betreffenden Fall sei, wisse man beim Forstamt nicht. Dies müsse erst über das Kataster erfragt werden, wozu beim Forstamt nur bestimmte Mitarbeiter die Berechtigung hätten.
Waldbrand auf 300 Quadratmetern Fläche
Die Feuerwehr musste kurz nach den Arbeiten Am Werde zum nächsten großen Einsatz ausrücken. In der Nacht zu Freitag, gegen 3.15 Uhr, wurden sie in den Twiesack alarmiert. Dort hatte eine Fläche von etwa 300 Quadratmetern Feuer gefangen. Falk Ramme erklärt, dass sich der Brand etwa 100 Meter vom Ehrenmal entfernt entwickelt hatte. Die Flammen seien bis zu sechs Meter hoch geschlagen, auch weil dort Holz gelagert war. Nur weil der Brandherd schnell entdeckt worden und beherzt eingegriffen werden konnte, sei schlimmeres verhindert worden.Einsatzkräfte aller drei Löschzüge waren im Einsatz, die Feuerwehr Ennepetal unterstütze den Einsatz, der bis 6.30 Uhr die Feuerwehr in Atem hielt.Feuerwehrchef Falk Ramme bittet Waldbesucher zu besonderer Vorsicht. Die Trockenheit der vergangenen Wochen habe das Risiko für Waldbrände massiv erhöht. Er bittet darum, kein offenes Feuer zu machen, keine Zigarettenstummeln wegzuwerfen und achtsam zu sein.
Die Behörde selbst werde in dem Fall jedenfalls laut Bergen nicht aktiv. Aber es liege „in der Natur der Sache“, dass der Besitzer nun schauen sollte, ob auch andere Bäume an der Stelle womöglich nicht mehr standsicher sind, meinte Berger. Dass Bäume umstürzen, komme im Wald immer wieder vor; beim Waldbesuch müsse man mit solchen „waldtypischen Gefahren stets rechnen“.
Umsichtig unterwegs sein
Auch der Regionalverband Ruhr Grün, einer der größten Waldbesitzer der Region, weiß von der aktuellen Gefahr. Carla Paul erklärt, dass die Februarstürme viele Bäume angeschoben und gelockert hätten. „Viele sind instabil geworden“, erklärt die Försterin. Betroffen seien immer mehr Bäume, die dem Klimawandel und der langen Trockenheit nicht mehr stand halten. Derzeit seien viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Wäldern des RVR unterwegs und sicherten die Wege und die Orte, an denen sich Menschen aufhalten, etwa an Schutzhütten, Bänken und Plätzen. „Überall ist es unmöglich für Sicherheit zu sorgen“, auch weil Gefahrenbäume nicht immer zu erkennen seien. Der RVR Ruhr-Grün kümmert sich um 16.300 Hektar Wald. Von Süden nach Norden erstreckt sich die Fläche vom Ennepe-Ruhr-Kreis bis nach Haltern, und von Ost nach West von Hamm bis nach Xanten. Carla Paul macht deutlich, dass sich Waldbesucher immer darüber im klaren sein sollten, dass es im Wald gefährlich sein kann und dass ein Betreten auf eigene Gefahr sei. „Man sollte immer umsichtig unterwegs sein.“