Ennepetal. Im Ennepetaler Platsch können in den Sommerferien 120 Kinder im Alter von 5 bis 8 Jahren schwimmen lernen – und das kostenlos.
Zu den gravierenden Folgen der Corona-Pandemie gehört, dass Kinder nicht schwimmen lernen konnten. Um diesem ernstzunehmenden Problem zu begegnen, macht das Freizeitbad „Platsch“ mit kräftiger finanzieller Unterstützung der Reichert-Alanod-Stiftung ein besonderes Angebot: In den Sommerferien finden im Hallenbad 24 jeweils zweiwöchige Intensiv-Schwimmkurse für Kinder von 5 bis 8 Jahren statt – und das kostenlos. Insgesamt 120 Kinder erhalten so die Möglichkeit, das Seepferdchen zu erwerben. Ab Montag, 14. Juni, ist die Anmeldung möglich.
Die beiden Schwimmtrainerinnen Anja Becker und Annika Stindt werden die gesamten sechs Wochen lang montags bis freitags jeweils acht Gruppen mit je fünf Kindern betreuen. Jede der täglichen Einheiten dauert 45 Minuten, nach zwei Wochen kann jedes Kind die Seepferdchen-Prüfung ablegen. Buchbar sind Kurse für die erste und zweite, die dritte und vierte sowie die fünfte und sechste Ferienwoche. Acht verschiedene Anfangszeiten zwischen 9 und 17.30 Uhr stehen zur Auswahl.
Eltern müssen in Vorleistung treten
Die Kursgebühr von 70 Euro muss mit der Buchung gezahlt werden, ebenso der tägliche Eintritt von zwei Euro. Hinzu kommt die Prüfungsgebühr für das Seepferdchen (die Abzeichen und Urkunde beinhaltet) in Höhe von 5 Euro. Der Gesamtbetrag von 95 Euro wird aber nach Kursende zurückgezahlt, wenn das Kind mindestens acht der zehn Termine wahrgenommen hat. „Es gibt ja oft den Gedanken: ,Was nichts kostet, ist auch nichts’“, so Florian Englert, Geschäftsführer der Kluterthöhle & Freizeit GmbH & Co. KG. „Durch die Vorleistung haben wir die Sicherheit, dass die angemeldeten Kinder auch wirklich teilnehmen. Ansonsten könnte vielleicht jemand den Termin blockieren, dann aber nach ein, zwei Malen nicht mehr kommen. Das wollen wir so aushebeln.“
Anmeldung ab Montag, 14. Juni, 9 Uhr
Die Sommerferien-Kompaktkurse können online über die Homepage „www.platsch-en.de“ gebucht werden. Freigeschaltet werden die Termine am Montag, 14. Juni, ab 9 Uhr.Bereits jetzt ist eine Übersicht über die Kurstermine und Anfangszeiten einsehbar. Außerdem können Interessierte bereits die Registrierung für das E-Ticketsystem vornehmen, die für die Kursanmeldung erforderlich ist.Badleiter Volker Külpmann kündigte an, dass man nach den Sommerferien auch die regulären Schwimmkurse wieder aufnehmen wolle.
„Die Corona-Lage hat viele Familien schlimm getroffen“, erklärt Bürgermeisterin Imke Heymann die Idee hinter der Aktion. Das gelte besonders auch für das Schwimmen lernen. „Schwimmkurse sind im Jahr 2020 ja praktisch hinten runter gefallen.“ Im Aufsichtsrat der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG sei man sich einig gewesen, dass etwas passieren müsse. „Wir haben die Ferienzeit und ein tolles Schwimmbad“, so die Bürgermeisterin. Also habe man sich überlegt Schwimmkurse anzubieten. Als Sponsor habe man die Reichert-Alanod-Stiftung gewinnen können, die in den vergangenen Sommerferien schon Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahre freien Eintritt in das damals ganz neu eröffnete Naturfreibad ermöglicht hatte.
Stiftungsvorstand Manfred Kartenberg erläuterte, dass die Stiftung, die 2017 vom inzwischen verstorbenen Alanod-Mitgesellschafter Werner Reichert und seiner Ehefrau Regina gegründet wurde, den Zweck habe, Kinder und Sport in Ennepetal zu unterstützen. „Dieses Angebot trifft beide Zwecke, daher unterstützen wir das selbstverständlich“, so Kartenberg. Die Stiftung wird sämtliche Kosten für alle Kinder tragen, die das Angebot nutzen.
Nachdem der Aufsichtsrat die Idee, Extra-Schwimmkurse anzubieten, aufgebracht habe, so Florian Englert, habe sich Badleiter Volker Külpmann mit seinem Team überlegt, wie das ganze umsetzbar wäre. Dabei sei die Idee für die Kompaktkurse entstanden. „Normalerweise absolvieren in einem ganzen Jahr etwa 270 Kinder unsere Kurse, die dienstags und donnerstags stattfinden. Jetzt werden es 45 Prozent dieser Zahl in nur sechs Wochen sein. Englert betonte, dass Schwimmen zu den Kernkompetenzen wie Gehen und Sprechen gehöre.
Zehn Plätze für Kinderschutzbund
Zehn der zur Verfügung stehenden Plätze sind für Kinder aus sozial schwächeren Familien reserviert. Diese werden vom Kinderschutzbund Ennepetal angesprochen und benannt. Sie werden zwei eigene Gruppen bilden, da es sich um etwas ältere Grundschulkinder handeln wird. In diesen Fällen tritt die Reichert-Alanod-Stiftung sofort mit ihrer Unterstützung ein, so dass die Familien nicht in Vorleistung gehen müssen. „Einige können 95 Euro gar nicht aufbringen, manche kommen auch mit dem Online-Registrierungssystem nicht klar“, erklärt Petra Backhoff vom Kinderschutzbundvorstand. Sie betont, dass ihr Verein jüngst den Fonds „Jedem Kind ein Mittagessen“ erweitert habe und in „Bildungs-Chancen ermöglichen“ umbenannt habe (wir berichteten). „Teilhabe an Bildung ist wichtig, und dazu gehört auch die Möglichkeit, schwimmen zu lernen“, so Backhoff. Für den Fonds hatte die Reichert-Alanod-Stiftung übrigens auch schon 1800 Euro bereit gestellt.
Alle Beteiligten bedankten sich bei der Stiftung, die die Ferienschwimmkurse möglich macht. Volker Rauleff, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kluterthöhle und Freizeit GmbH, betonte, dass man sich im Gremium einig gewesen sei, etwas zu machen. „Da wussten wir noch gar nicht, dass wir so tolle Helfer haben.“ Rauleff richtete seinen Dank auch an die Kursleiterinnen, die in den Sommerferien täglich jeweils sechs Stunden im Wasser verbringen werden.
Badleiter Volker Külpmann vergaß nicht, darauf hinzuweisen, dass das Seepferdchen nicht bedeute, dass ein Kind schwimmen kann. „Wichtig ist, dass sie nach dem Kurs dran bleiben.“ Erst das bronzene Schwimmabzeichens (früher Freischwimmer) sei Nachweis des sicheren Schwimmens.