Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Nach kurzfristig bekannt gegebenen Regeln richten sich Schulen im Südkreis darauf ein. Selbsttest für Kinder sind noch nicht geliefert.

Die Unvorhersehbarkeit, wann welche Kinder und Jugendlichen nun wieder zur Schule dürfen, hat etwas von Roulette. Wer zu genau plant, der kann sich schnell verzocken. Die bereits zum Zeitpunkt der Ankündigung als illusorisch geltende Schulöffnung für alle nach den Osterferien ist nun doch wieder vom Tisch. Mit Ausnahme der Abitur- und Abschlussjahrgänge bleiben alle zu Hause. Die Verantwortlichen in den Schulen sind bemüht, alle Vorgaben umzusetzen, doch der Schlingerkurs aus Düsseldorf sorgt bei den Verantwortlichen in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal zunehmend für Frust.

Reaktionen aus dem Kreishaus

„Für unsere Schulen sind noch keine Schnelltests angekommen“, lautet die Auskunft aus dem Kreishaus am Freitag Nachmittag. Gemeint sind die sechs Schulen in Trägerschaft des Ennepe-Ruhr-Kreises inklusive Berufskolleg Ennepetal und Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel. Laut Schulamt des Ennepe-Ruhr-Kreises läuft die Verteilung der Schnelltests für Grundschulen städteweise ab. Am Freitag seien Schulen mehrerer Städte – genannt wurden Witten, Wetter und Herdecke – beliefert worden. Wo das noch nicht geschehen ist, soll dies laut Kreis-Pressestelle bis Samstag zwischen 7 und 18 Uhr erledigt sein. So laute die aktuelle Ansage vom Land, nachdem die Zeiträume dafür in dieser Woche aus Düsseldorf mehrmals neu durchgegeben wurde. Wer an den Schulen die Pakete annimmt, wird von den Schulen in Eigenregie organisiert, ist zu hören.

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Maria Reusch, Schulaufsicht für die Grundschulen beim Schulamt des Ennepe-Ruhr-Kreises, kann dem Distanzunterricht bei gleichzeitiger Notbetreuung für die Klassen 1 bis 6 auch etwas Gutes abgewinnen. „Das finde ich insofern hilfreich, dass die Schüler und Schulen das Schnelltesten jetzt in kleinen Gruppen einüben können.“ Auch in der Notbetreuung gelte: Jeder Schüler wird zweimal pro Woche getestet. Die Kinder machen dies unter Anleitung der Betreuung selbst. Wer keinen Test vor Ort machen will, müsse für den Besuch der Notbetreuung eine negative Testbescheinigung vorweisen.

Gymnasium Ennepetal

Dr. Stefan Krüger, Direktor des Ennepetaler Reichenbachgymnasiums ist am Freitag fleißig damit beschäftigt, Schreiben für das Kollegium und die Eltern aufzusetzen, wie es denn nun am Montag konkret weitergeht. Für diese Schule heißt das: Alle bis auf die Abiturjahrgänge gehen in den Distanzunterricht – zunächst für eine Woche. Am 23. April beginnen für etwa zwei Wochen die Abi-Klausuren. Ab dann könnten aber auch wieder andere Schüler in die Schule kommen. „Wir nutzen wie in den Vorklausuren beispielsweise die Mensa oder die Aula, um große Abstände während der Klausurzeit zu gewährleisten“, sagt Krüger.

Für ihn steht fest, was im Moment am meisten im Fokus stehen muss: „Wir müssen den Schwerpunkt auf die Q2 und die Q1 legen, damit die Schüler ihr Abitur gut hinbekommen.“ Ein Mittel, das er für seine Schule ausschließt ist der Hybridunterricht: „Wir haben in der Schule dafür gar nicht die Internetkapazitäten.“ Einfacher sei es, alle Kinder zu Hause zu unterrichten.

Tests hat er noch keine bekommen. „Für die Abiturienten käme ich mit den Restbeständen aktuell zwei Wochen hin.“ Wenn alle zurückkommen, dann sind die Tests nach einem Tag aufgebraucht. „Falls wir am Samstag noch welche geliefert bekommen, wird ein Hausmeister sie entgegen nehmen“, sagt Dr. Stefan Krüger, bevor er sich wieder an die Arbeit macht, den Schulalltag ab Montag zu organisieren.

Gesamtschule Haßlinghausen

Auch die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule des Ennepe-Ruhr-Kreises in Haßlinghausen hatte bis Freitag Nachmittag keine Schnelltests bekommen. Sollte es bis Montag so bleiben, greift die Schule auf ihre Reserven zurück. „Für die erste Woche wird es reichen“, übt sich die Didaktische Leiterin Stephanie Krenzer in Zweck-Optimismus. Präsenzunterricht gilt hier für 66 Schüler des diesjährigen Abi-Jahrganges (Q 1) und für 83 Schüler, die im nächsten Jahr ihr Abitur machen (Q 2). Allerdings gilt: Maximal 15 Schüler werden gleichzeitig unterrichtet, so dass größere Kurse in Gruppen eingeteilt werden, von denen jeweils eine im Wechsel von Zuhause aus lernt. Der 10er-Abschlussjahrgang – insgesamt 166 Schüler – lernt im Wechselunterricht wie vor den Osterferien. „Es freut uns nicht, dass das Land so kurzfristig entschieden hat. Andererseits sind wir inzwischen Corona-erprobt und stehen eh ständig in Hab-Acht-Stellung“, erklärte Stephanie Krenzer. Für die Eltern sei es eine große Herausforderung, die neue Situation jetzt wieder schnell zu managen, ist sie überzeugt.