Schwelm. Der Schwelmer Pfadfinder Christian Fasel hilft Flüchtlingen an der ukrainischen Grenze und bekommt hautnah die Grauen des Krieges mit.

So schnell werden Christian Fasel die Bilder und die Geschichten nicht loslassen. Der Schwelmer, der in seiner Heimatstadt unter anderem für seine Rolle als Nachtwächter bekannt ist und der auch Pfadfinder ist, war jetzt für eine Woche in der polnischen Stadt Przemyśl, direkt an der ukrainischen Grenze. Die Bundesleitung der DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) hat dazu aufgerufen, die polnischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen bei ihrer Arbeit an der polnisch-ukrainischen Grenze und im Betrieb in den Flüchtlingsunterkünften zu unterstützen.

Enormer Bedarf

Der Bedarf an freiwilligen Helfern und Helferinnen ist groß, aber gleichzeitig auch das Engagement: „Jede Woche fährt momentan ein Helfertrupp an die Grenze, um dort zu unterstützen. Als Schwelmer Pfadfinder war für mich schnell klar, dass ich ebenfalls dort helfen möchte“, so Christian Fasel.

Von links: Christian M. Fasel, Markus Klapdor, Weronica Przywara (polnische Kontaktperson), Marvin Raußen, Martin Johannimloh und Dmitry Ben (Dolmetscher).
Von links: Christian M. Fasel, Markus Klapdor, Weronica Przywara (polnische Kontaktperson), Marvin Raußen, Martin Johannimloh und Dmitry Ben (Dolmetscher). © Unbekannt | Privat

Ostersonntag ging es dann für ihn und sechs andere Pfadfinder und Pfadfinderinnen unter anderem aus Aachen und Magdeburg mit dem Zug nach Berlin. Von der Hauptstadt dann weiter nach Przemyśl. Etwa 15 Stunden Fahrt. 1400 Kilometer Entfernung liegen zwischen der polnischen Stadt und Schwelm. Täglich kommen in der Kleinstadt mit ungefähr 60.000 Einwohner mehrere Züge mit Menschen aus der Ukraine an, überwiegend Frauen und Kinder.

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„Einer unserer Einsatzorte war der Hauptbahnhof. Wir haben die Menschen in Empfang genommen, ihnen erklärt, wo sie schlafen und essen können“, berichtet Fasel. Erschöpft von der langen Reise kämen die Menschen aus der Ukraine an dem kleinen polnischen Bahnhof an. Bepackt nur mit dem Nötigsten. Die Kommunikation funktioniere mit Hilfe von Dolmetschern oder auch mal in Englisch und manchmal einfach nur mit Blicken. „Ich bin ganz froh, dass wir nicht immer alles verstanden haben. Denn so konnten wir uns auch ein wenig selbst schützen vor den grausamen Erzählungen“, so der Schwelmer.

Doch eine Geschichte wird er wohl nicht so schnell vergessen: Drei Kinder, die aus einem der Züge steigen und erzählen, dass Mama und Papa erschossen wurden. „Da läuft es dir kalt den Rücken runter“, sagt Christian Fasel.

Hilfe bei der Flüchtlingsarbeit

Wer sich sich ebenfalls ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchte, findet unter anderem bei der “Willkommensinitiative Schwelm” die Möglichkeit dazu. Weitere Infos dazu unter: willkommensinitiative-schwelm.de

Die Frauen und Kinder, die am Bahnhof in Przemyśl ankommen, seien unendlich dankbar für die Hilfe, die sie dort erreicht. „Einige Kilometer vom Bahnhof entfernt ist ein ehemaliges Einkaufszentrum umgebaut worden. Jetzt gibt es dort mehrere Schlafräume, eine Apotheke, einen Arzt und eine Tierstation. Auch hier waren wir einige Tage und Nächte im Einsatz.“

Eine Woche dauerte der Hilfseinsatz von Christian Fasel und den anderen freiwilligen Helfern. „Es ist nur eine Woche gewesen und somit nur ein kleiner Hilfsbeitrag, aber wenn jeder nur einen kleinen Teil Hilfe leistet, können wir schon eine Menge erreichen“, so Christian Fasel. Er würde jederzeit wieder an die polnische Grenze fahren und die Menschen aus der Ukraine in Empfang nehmen. Auch wenn ihn die Bilder und die Geschichten so schnell nicht loslassen werden.