Schwelm. Ein weiteres unrühmliches Kapitel kündigt sich im Zusammenhang mit dem Baustillstand am Bahnhofempfangsgebäude an.

Seit über einem Jahr ruhen die Arbeiten. Es gibt keine gültige Baugenehmigung. Und jetzt droht der „Bahnhof Schwelm KG“ mit Sitz in Wuppertal noch die Insolvenz. Ein weiterer Rückschlag für die Sanierungspläne.

Gesellschafter ist in Urlaub

Die aktuelle Entwicklung hat auch Auswirkung auf die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung (AUS), dessen Mitglieder am Dienstag, 13. April, im Rathaus zusammenkommen. Alle sieben Fraktionen im Rat der Stadt Schwelm hatten zum Antrag der BIZ-Fraktion „Bahnhof nicht vergessen!“ vom 11. Januar einen Ergänzungsantrag auf dem Weg gebracht. Darin wurde Bürgermeister Stephan Langhard aufgefordert, den Sprecher und die Gesellschafter der Bahnhof Schwelm KG für einen Sachstandsbericht in die öffentliche Sitzung einzuladen. Der Geschäftsführende Gesellschafter der „Bahnhof Schwelm KG“, Gerhard Otto, und ein weiterer Kommanditist hatten daraufhin zugesagt, Politik und Verwaltung in Schwelm aus erster Hand über den Stand der Sanierungsarbeiten für das Bahnhofempfangsgebäude zu berichten. Lesen Sie dazu mehr hier. Daraus wird nun nichts mehr.

Bahnhof-Sanierung unter keinen guten Stern

Den Boden für die Einleitung eines Insolvenzverfahrens bereitet hatte die Stadt Schwelm mit einem Antrag auf Zwangsvollstreckung. Damit sollten nicht bezahlte Grundbesitzerabgaben bei der Gesellschaft eingetrieben werden. „Die Forderung der Stadt ist tageweise erfüllt, aber nie vollständig beglichen worden“, sagt Ralf Schweinsberg.Auch die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) ist die Hinhaltetaktik seitens der „Bahnhof Schwelm KG“ und ihrer Gesellschafter leid und hat gedroht, nun nach Jahren des vergeblichen Wartens auf eine Fertigstellung der Arbeiten am Bahnhof als Ankermieter für die Immobilie abzuspringen.Die Sanierung der Bahnhofsimmobilie stand noch nie unter einem guten Stern und ist noch viel älter. Die Geschichte der Sanierung des Bahnhofempfangsgebäudes reicht bis in das Jahr 2005 zurück. Bereits damals war klar, dass die Deutsche Bahn & Service AG den Bahnhof verkaufen wollte. 2007 lief das Vorkaufsrecht der Stadt Schwelm aus. 2010/2011 wollte ein Wetteraner Projektentwickler drei Millionen Euro in den Bahnhof investieren – eine Luftnummer, wie sich viele Monate später herausstellte.

Was in der ersten Aprilwoche noch der Sachstand war, ist heute nicht mehr aktuell. „Über die Osterfeiertage habe ich über einen Schwelmer Kaufinteressenten den Hinweis bekommen, dass sich nicht Herr Otto, sondern die Eigentümervertreter, respektive die Geldgeber, bei dem Schwelmer Kaufinteressenten gemeldet haben mit der Aussage: Es ist ja nun ein Insolvenzverfahren anhängig, können wir nicht vorher noch mal über einen Direktkauf reden?“, schildert Schwelms Beigeordneter Ralf Schweinsberg die neue Entwicklung. Das hat den zweiten Mann im Rathaus dazu bewogen, erneut mit Gerhard Otto Kontakt aufzunehmen und in einer Mail nachzufragen, ob es bei dem Termin vom 13. April bliebe. Statt der erhofften Termin-Bestätigung habe sich das Sekretariat von Herrn Otto gemeldet mit der Aussage, dass Herr Otto bis zum 21. April in Urlaub sei, so Schweinsberg.

„Dieses weitere Handeln lässt jedes Vertrauen in das Unternehmen schwinden. Ich habe daraufhin mit dem Ausschuss abgesprochen, dass die Herrschaften am 13. April nicht erscheinen werden“, so Schweinsberg. Und weiter: „Ich habe das Gefühl, dass die Herrschaften nicht mit offenen Karten spielen. Deshalb macht es für mich keinen Sinn, einen Vertreter dieser Gesellschaft in den Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung einzuladen.“

Die unendliche Geschichte

Das Bahnhofempfangsgebäude hatte die „Aedificia Bahnhofempfangsgebäude Schwelm KG“ mit Sitz in Frankfurt im Oktober 2014 gekauft. Ende 2017 sollten die Arbeiten abgeschlossen sein, so die ursprünglichen Planungen. Vor gut einem Jahr nun wurde die Gesellschaft in „Bahnhof Schwelm KG“ mit Sitz in Wuppertal unbenannt. Von den Eigentümern wurden in all den Jahren viele Versprechungen gemacht, doch nur wenig wurde gehalten. In einem Gespräch mit dieser Zeitung im Januar 2020 hatte Gerhard Otto den 31. Dezember 2020 als weiteren Termin für den Abschluss der Sanierungs- und Umbauarbeiten am Bahnhofempfangsgebäude genannt. Schon damals sprach Ralf Schweinsberg von einem Vertrauensverlust von Politik und Verwaltung im Zusammenhang mit dieser Firma. An dieser Einschätzung hält der Beigeordnete immer noch fest: „Der Verwaltungsvorstand im Rathaus in Schwelm hat keinerlei Vertrauen mehr in das Geschäftsgebaren dieser Unternehmung.“ Der Bahnhof als Einfallstor für Schwelm wird von täglich rund 6500 Pendlern und anderen Bahn Reisenden genutzt.