Gevelsberg. Der langjährige Gevelsberger Kommunalpolitiker Eberhard Wehberg ist verstorben. Rückblick auf ein bewegtes und vor allem sehr aktives Leben.
Eberhard Wehberg, langjähriger Gevelsberger Kommunalpolitiker und Förderer vieler Belange in der Stadt, ist in der Nacht zu Montag nach kurzer, aber schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren gestorben. Damit verliert die Stadt Gevelsberg einen ihrer engagiertesten, gleichzeitig aber auch einen kritischen Kümmerer. Kritisch, weil er sich auseinandergesetzt hat. Auseinandergesetzt im Sinne seiner Vorstellung dessen, was er für das Beste für Gevelsberg hielt. Das spiegelte sich nicht zuletzt auch in vielen Leserbriefen wider, die er an die Redaktion dieser Zeitung schickte und die Einzug in die Berichterstattung hielten. Denn Gevelsberg war ihm wichtig, lag ihm am Herzen.
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Seine familiären Wurzeln liegen in Berge und reichen – wie er selbst gerne betonte – bis ins Jahr 1725 zurück. Die eigene Familiengeschichte war eine seiner vielen Leidenschaften. Wehberg kam in Berge zur Welt, wuchs dort auf. Für seine Arbeit bei Thyssen zog es den Diplom-Volkswirt später nach Düsseldorf. Er baute in Ratingen, wo er kurze Zeit mit seiner Familie lebte. Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau Karin Wehberg, geborene Bohlius, vor knapp 40 Jahren ging es für Eberhard Wehberg und seine zwei damals noch kleinen Söhne schließlich wieder zurück nach Gevelsberg.
Absolute SPD-Mehrheit gebrochen
Der Tod seiner Frau hatte ihm zugesetzt. Außer um seinen Job kümmerte er sich nun intensiv um seine Familie, war Vater und Mutter in einem, wie er einmal sagte. Trotzdem fand Wehberg noch die Zeit, sich politisch einzusetzen. So wie er es schon während seines Studiums getan hatte, wo er auch in einer Studentenverbindung aktiv war. Den Kontakt hatte er bis zuletzt sogar noch aufrechterhalten.
In Gevelsberg gehörte er zu Mitbegründern der Freien Wählergemeinschaft Gevelsberg – kurz FWG – vor mehr als 30 Jahren. „Ich wollte, dass wir eine parteineutrale Gruppierung sind, nicht an Zwänge gebunden, und nur zum Wohl der Stadt agieren“, hatte er im Rückblick auf diese Zeit einmal gesagt. 1989 gelang es der FWG zusammen mit den antretenden Grünen sogar die seit 1948 bestehende absolute Mehrheit der SPD zu durchbrechen. Vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse in Gevelsberg ein bemerkenswerter Erfolg.
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„Mit Eberhard Wehberg verliert die Stadt Gevelsberg einen ihrer engagiertesten und prominentesten Kommunalpolitiker“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi. Vom ursprünglich kritischen Oppositionspolitiker habe sich Wehberg besonders in den letzten Jahren seines über 30-jährigen politischen Wirkens zu einem großen Förderer und Fürsprecher der Stadtentwicklung in allen kommunalpolitischen Handlungsfeldern gewandelt.
Einsatz weit über Politik hinaus
„Aus christlicher Verantwortung galten der Bildungspolitik, der Förderung benachteiligter Bevölkerungskreise und Quartiere sowie der Integration aller hier lebenden Menschen seine ganze Aufmerksamkeit, besonders in seinem geliebten Stadtteil Berge“, so der Bürgermeister weiter. „Seine freundschaftliche Verbundenheit und seine konstruktive Unterstützung meiner täglichen Arbeit werden auch mir ganz persönlich fehlen.“
2014 zum Stadtältesten ernannt
Eberhard Wehberg gehörte von 1989 bis 2014 dem Rat der Stadt Gevelsberg an und wurde 2014 zum Stadtältesten ernannt.Er war unter anderem Mitglied im Hauptausschuss, im Schulausschuss, im Rechnungsprüfungsausschuss im Jugendhilfeausschuss, im Wahlprüfungsausschuss und auch im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Wirtschaftsförderung.Er gehörte auch der Verbandsversammlung des VHS-Zweckverbandes und dem Verwaltungsrat der Sparkasse an.
Jacobi freut sich, dass er Eberhard Wehberg bei einem letzten Besuch im Hospiz in Schwerte noch einmal persönlich die besondere Dankbarkeit der Stadt Gevelsberg für sein Wirken aussprechen durfte. „Die Stadt Gevelsberg wird ihn nicht vergessen und ihm stets ein ehrendes Andenken bereiten“, sagt Jacobi.
Wehbergs Einsatz für Gevelsberg ging aber noch weit über seine politische Arbeit hinaus. Die Liste seiner Ehrenämter in der Stadt war lang. Und selbst diese Aufzählung ist vermutlich unvollständig: Er war Elternratsvorsitzender im Kindergarten, Pflegschaftvorsitzender der Grundschule, hatte den Klassenpflegschaftsvorsitz am Gymnasium inne, war Stadt-Elternratsvorsitzender und Jugendschöffe am Amtsgericht Schwelm, außerdem Mitglied im Landesverband „Mehr Demokratie“. Von seiner Verbundenheit zum Glauben und zur Kirche ganz zu schweigen.
Immer 100 Prozent gegeben
Wie wichtig ihm das Thema Bildung war, zeigte sich auch daran, dass er Vorsitzender des Fördervereins der Hasencleverschule war. Wehberg glaubte fest an die Sinnhaftigkeit einer Förderschule. Als einen seiner großen Erfolge bewertete er zudem seinen Kampf gegen die angedachte Gesamtschule im Schulzentrum West.
Für alles, für das einstand, gab Eberhard Wehberg immer 100 Prozent. „Ich kann gar nicht anders“, hatte er einmal scherzhaft gesagt. Was er auch gerne sagte: „Bleib’ krabbelig!“ Also gesund in sämtlichen Bereichen, geistig wie körperlich. Und krabbelig war Eberhard Wehberg bis ins hohe Alter geblieben. Er hinterlässt zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter, fünf Enkel, einen Bruder und eine Schwester. Seine Beisetzung findet in der Familiengruft in Wetter statt.