Gevelsberg. Jörg Breddermann sammelt Weihnachtsgeschenke für bedürftige Kinder in Moldawien und Ukraine. Er sagt, viele haben noch nie ein Geschenk gesehen.

In der Ukraine herrscht noch immer Krieg, auch wenn das niemand mitbekommt. Und in Moldawien geht es um das blanke Überleben. Staatliche Hilfen? „Offiziell soll es sie geben, aber die kommen nicht bei den Menschen an“, sagt Jörg Breddermann. Deshalb fährt er regelmäßig Hilfsgüter von Gevelsberg aus in diese Länder. Und das schon seit Jahren, um die Not zumindest ein Stück weit zu lindern. Zu Weihnachten möchte er eine Lkw-Ladung Geschenke mitnehmen. Weil viele Kinder noch nie etwas geschenkt bekommen haben, etwas, das nur ihnen gehört. Er bittet in Kooperation mit dem Gospel-Treff um Unterstützung und Spenden.

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Ein Kuscheltier, ein Spielzeug, Schulsachen, einige persönliche Zeilen und das alles schön verpackt: Das würde die Kinder sehr glücklich machen, sagt Jörg Breddermann. Denn zu kaufen gibt es schon lange nichts mehr in den Geschäften und das Geld dafür hätten die meisten erst Recht nicht. In Moldawien seien die meisten Selbstversorger. „Es hat eine schlechte Ernte gegeben, die Menschen hungern.“ Mindestens 60 Tonnen Kartoffeln hat der Gevelsberger deshalb bereits schon in den vergangenen Monaten dort hin gebracht. Außerdem unzählige Kleidung. 160 Tonnen an Hilfsgütern hat Jörg Breddermann gesammelt, alleine in den vergangenen elf Monaten. Und auch dorthin gebracht. „Es ist noch lange nicht genug“, sagt er. Beim letzten Besuch hätte man ihm gesagt, dass jetzt jeder ein eigenes Paar Schuhe hätte. „Ich habe gesagt, ich glaub das nicht.“ Doch wenn es wirklich so wäre, was er wirklich hoffe, dann wäre das den vielen Spendern zu verdanken, sagt der Gevelsberger.

160 Tonnen in diesem Jahr

Das erste Mal hat Jörg Breddermann vor mehr als 30 Jahren einen Hilfstransport begleitet. Er hat früher Lastkraftwagen repariert, dabei viele Menschen kennengelernt, einer von ihnen fuhr Kleiderspenden. Seit mehr als zehn Jahren sitzt er nun selbst am Steuer. Und das will er so lange machen, wie er kann. Weil er es als seine christliche Pflicht sieht, weil er helfen will, weil er erschüttert ist, wie groß die Armut dort ist. Im Laufe der Zeit habe sich ein großes Netzwerk gebildet, sagt er. Menschen, die unbürokratisch zusammenarbeiten, damit die Hilfe auch eins zu eins bei denen ankommt, die sie benötigen. Meist sind es nur noch Großspenden, die Jörg Breddermann hier sammelt, „weil es sonst nicht mehr zu schaffen ist“, sagt er. Auch die Unterstützung vor Ort wächst, damit noch mehr Menschen etwas abbekommen – und das sei auch notwendig.

Jörg Breddermann sammelt schon seit vielen Jahren für bedürftige Menschen. Jetzt möchte er Kindern eine Freude machen und Weihnachtsgeschenke mitbringen.
Jörg Breddermann sammelt schon seit vielen Jahren für bedürftige Menschen. Jetzt möchte er Kindern eine Freude machen und Weihnachtsgeschenke mitbringen. © WP | Carmen Thomaschewski

Etwa zehnmal im Jahr macht er sich auf den Weg nach Osteuropa. Drei Tage dauert die Fahrt hin, einen Tag das Abladen und drei Tage die Rückreise. In der Theorie. „Man weiß nie, was einen dort erwartet. Und die Türen abschließen sollte man immer.“ Angst hat er nicht. Dafür mache er das schon lange genug. Er kenne die schlechten Straßen, die Kontrollen, die Schwierigkeiten mit den Behörden, den Wunsch der Menschen, etwas abzubekommen. Doch das hat ihn noch nie abgehalten.

Montag geht es wieder los

Auch nicht als Corona kam. In den ersten Wochen habe er abgewartet, dann habe er versucht zu erfahren, ob die Grenzen offen sind. Und dann habe er es einfach versucht und kam durch. Hilfsgüter würden wie Speditionen betrachtet, sagt er und ist froh, dass er in all den Monaten immer am Ziel angekommen sei. In den Ländern selbst sei es erst sehr streng zugegangen, doch jetzt sei es so, als ob es das Virus nie gegeben habe, sagt Breddermann.

Moldawien und die Ukraine sind drei Tage Fahrt von Gevelsberg entfernt.
Moldawien und die Ukraine sind drei Tage Fahrt von Gevelsberg entfernt. © WP | Wiebke Molzahn

Am Montag will er wieder losfahren, dieses Mal in die Ukraine. Sein Lkw ist schon voll gepackt. Und die Papiere für den Zoll sind vorbereitet. Diesmal will er etwa 16,6 Tonnen mitnehmen. Kleidung, Bettwäsche, Matratzen, Lebensmittel und Heizkissen. Denn in Moldawien und der Ukraine wird es im Winter bitterkalt. Dieses Mal führt ihn der Weg auch in ein Krankenhaus und er bringt Toilettenstühle, Rollatoren, Pflegebetten, Infusionsständer und Einmalhandschuhe mit. Hilfsmittel seien dort ebenfalls Mangelware, weiß der Gevelsberger. Auch in staatliche Einrichtungen. „Ein Rollstuhl kostet 800 Dollar.“ Das sei hier schon sehr viel, aber dort fast unbezahlbar.

Abgabeschluss ist am 5. Dezember

Es wird gebeten: Spielsachen, Kuscheltiere, Schulsachen oder Hygieneartikel in den Schuhkarton zu geben. Dazu ein persönlicher Gruß und bitte das Paket verschließen und weihnachtlich verpacken. Wichtig ist der Hinweis, ob es für einen Jungen oder ein Mädchen vorgesehen ist und für welches Alter. Bitte keine gebrauchten oder kaputten Gegenstände, Kleidung und Süßigkeiten dazu tun. Abgabe ist im Gospel-Café, Großer Markt 3, Gevelsberg. Abgabeschluss am 5. Dezember.

Beim nächsten Mal möchte er haufenweise Schuhkartons mit Geschenken mitbringen. Um sich eine Vorstellung von den Dimensionen zu machen: In seinen Lkw passen 1600 Bananenkartons. Jörg Breddermann würde sich wünschen, wenn der Sattelzug rappelvoll wird. Er hofft, dass viele Menschen in Gevelsberg ihm dabei helfen,