Gevelsberg. . Jörg Breddermann startet mit voll beladenen Lkw eine selbstorganisierte Hilfstour in einen mehr als 1400 Kilometer entfernten Ort in Rumänien.
- Seit mehr als 20 Jahren bringt Jörg Breddermann Hilfsgüter inarme Länder
- Er hat die Folgen der Balkankriege erlebt und leere Geschäfte in der Ukraine
- Armen Kindern in Rumänien will er jetzt ein besonderes Weihnachtsgeschenk bringen
Seit mehr als 20 Jahren bringt der Gevelsberger Jörg Breddermann Hilfsgüter in Länder, in denen Armut und Angst herrschen. Er hat die Folgen der Balkankriege erlebt, sieht die vollen Regale und leeren Geschäfte in der Ukraine, weil sich viele Menschen die Lebensmittel nicht mehr leisten können. Doch der Besuch in einem Wohnviertel in Rumänien ist ihm besonders nah gegangen. In einem Staat, der zur Europäischen Union gehört, hat er Kinder gesehen, die verwahrlost und hungrig gewesen seien, kaum etwas Warmes anzuziehen hatten. Diesen Jungen und Mädchen will der Gevelsberger ein besonderes Geschenk kurz vor Weihnachten machen. Am 7. Dezember startet seine Tour in den mehr als 1400 Kilometer entfernten Ort in der Nähe von Arad – mit einem voll beladenen Lkw.
400 bunt verpackte und befüllte Schuhkartons hat Jörg Breddermann bereits zusammen. Er hofft zwar, dass noch einige dazu kommen, ist aber schon jetzt dankbar für so viel Unterstützung.
Vor einigen Wochen hatte er die Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis gebeten, Spielsachen und warme Kinderkleidung zu spenden. In Kitas und Grundschulen wurde seitdem kräftig an den Schuhkartons gebastelt, vor allem aber in seiner Evangelischen Gemeinde Gevelsberg, die mit anderen auch den Gospel-Treff am Markt betreibt. Dort werden auch die Spenden angenommen, verpackt und verladen. „Ich habe hier unheimlich viele Helfer“, freut sich Jörg Breddermann. Allen voran sein Bruder Rainer, der die Zugmaschinen für die Touren zur Verfügung stellt und sich tatkräftig einbringt, sowie Jörg Breddermanns Frau Heike, die ihm den Rücken stärkt und ebenfalls mithilft.
Die Anhänger kommen von einem Freund, Geldspenden helfen dabei, den Sprit zu zahlen, Unterstützung gibt es auch beim Ausfüllen der Formulare und Zollpapiere. „Ohne all diese Hilfe, wäre das alles nicht möglich“, sagt Breddermann und ist froh, dass auch die Moldawien-Ukraine-Hilfe mit im Boot ist. Jörg Breddermann hat früher Lastkraftwagen repariert, dabei viele verschiedene Menschen kennen gelernt, einer von ihnen fuhr Hilfsgüter in andere Länder. Jörg Breddermann machte sich das erste Mal auf den Weg, fuhr ins heutige Bosnien, später nach Rumänien und in die Ukraine.
20 Jahre später ist Jörg Breddermann immer noch auf Tour, und seit er seine Firma vor etwa vier Jahren verkauft hat, mehr denn je. Vor knapp zwei Wochen war er in Berdyansk in der Ukraine, 2900 Kilometer von Gevelsberg entfernt. Am 7. Dezember steht Rumänien an, nachdem die Geschenke für die Kinder ausgeladen sind, geht es weiter in die Ukraine. Das Land sei bei vielen nicht mehr im Fokus, das Leiden der Menschen sei aber tagtäglich präsent, dazu das Leid der vielen Flüchtlinge. Breddermann sieht Truppenbewegungen am Schwarzen Meer „wie zu besten Zeiten“, in Kiew gebe es zwar alles, aber leisten könne es sich kaum jemand.
1300 voll gepackte Bananenkartons
Wer in dem Ostblockstaat mit dem Lkw unterwegs sei, benötige starke Nerven. Zwölf Stunden am Zoll festzuhängen, Straßen, die kaum von einem Feldweg zu unterscheiden sind und dazu die strengen Verkehrsregeln. „Auf Geschwindigkeiten wird kaum geschaut“, sagt Breddermann. „Aber ein Stoppschild sollte man lieber nicht überfahren. Dann wird man schnell angehalten.“ Wenig Verständnis habe er, wenn die Polizisten betrunken sind. Auch das komme vor. Immer wieder. Viel habe sich im Laufe der Jahre nicht verändert, die Abfertigung am Zoll ist dieselbe, die schlechten Straßen gibt es noch heute. Und er arbeitet immer noch mit den selben Menschen wie damals zusammen. „Vertrauenswürdige Kontaktpersonen sind wichtig“, sagt er. Sonst würden Dinge allzu schnell verschwinden.
Für Breddermann ist es wichtig, dass die Hilfe auch bei den richtigem Menschen ankommt. Deshalb fährt er selbst, kümmert sich um alles. Die Idee mit den Geschenken für Rumänien habe er von „Weihnachten im Schuhkarton“ abgeschaut. Bei ihm gebe es aber keine Verwaltungsgebühren, versichert er, alles basiere auf rein privatem Engagement.
Der Gevelsberger ist immer wieder erstaunt, wie viel die Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis spenden - und das seit mehr als 20 Jahren. In einen Lkw passen 1 300 Bananenkartons. Sie sind voll mit Dingen nur aus dieser Region, die im Osten Europas sehr viele Menschen glücklich machen und die Not ein Stück weit lindern. Pro Jahr machen sich etwa 10 voll beladende Sattelschlepper von Gevelsberg aus auf den Weg. Jörg Breddermann ist dankbar dafür. Auch für ihn steht fest: „Wenn ich die Möglichkeit habe zu helfen, dann sehe ich es als meine christliche Pflicht an, es auch zu tun.“ Und das, verspricht er, werde er solange, wie er kann.