Schwelm. Kurz vor dem Helios-Krankenhaus in Schwelm leben seit Wochen dutzende Roma in Wohnwagen. Was sie dort machen und warum sie nicht bleiben dürfen.
Plötzlich waren sie da und sorgten für mächtig Gesprächsstoff in Schwelm und Umgebung: Etwa zwei Dutzend Wohnwagen – die meisten flammneu – stehen seit Ende März auf dem Eckgrundstück an der Zufahrt zum Schwelmer Krankenhaus. In ihnen leben Roma, doch bereits jetzt steht fest: Die Wagenburg ist nicht erlaubt. Die Stadt Schwelm hat den Eigentümern klar gemacht, dass diese Art der Nutzung ihres Grundstücks verboten ist. Auf deren Seite herrscht hingegen Unverständnis für die Aufforderung der Kommune, die Wagenburg aufzulösen.
+++ Gevelsberg: Porschefahrer (77) flüchtet nach Unfall +++
Torsten Reuter ist als Mitarbeiter der Eigentümergesellschaft, der das Eckgrundstück an der Milsper Straße / Dr.-Moeller-Straße gehört, für eben dieses zuständig. Die Fläche, die größtenteils asphaltiert ist, war in der Vergangenheit zunächst zur Pferdehaltung genutzt worden, bis das Kreisveterinäramt dies unterbunden hat. Anschließend war sie an eine Spedition vermietet, die dort ihre Lkw abgestellt hat. „Doch da gab es Beschwerden, wenn die morgens losgefahren sind“, sagt Reuter. So habe das mehrere hundert Quadratmeter große Areal zuletzt leer gestanden. „Dann kam diese Truppe auf mich zu und fragte, ob sie dort ihr Lager aufschlagen könne. Sie erzählten, dass alle anderen Plätze derzeit belegt seien und sie nicht wüssten, wo sie für die kommenden Wochen bleiben könnten“, sagt Torsten Reuter.
Camping ist dort verboten
Er gab ihnen eine Zusage, die Roma fuhren ihre Wohnwagen auf das Gelände. „Für mich war es selbstverständlich, dass ich an dieser Stelle helfe“, sagt Reuter, der den Platz dementsprechend vermietete. Doch das blieb nicht lange unbemerkt. Schnell waren die Wohnwagen, die samt und sonders von Autos mit französischen Kennzeichen gezogen werden, Gesprächsstoff in der Stadt – und durch die vielen Besucher des Krankenhauses auch in den Nachbarstädten. Beschwerden – auch wenn zunehmend Müll auf dem Grundstück herumliegt – hat es bislang keine einzige über die Kolonie des fahrenden Volks gegeben.
Dennoch ist die Gruppe in den Fokus der Stadt Schwelm geraten, der das Roma-Camp ebenso nicht verborgen geblieben ist. „Die Bauordnung ist vor Ort gewesen und hat sich die Sache einmal angeschaut“, sagt Heike Rudolph, Pressesprecherin der Stadt Schwelm. Ergebnis aus Sicht der Kommune: Die Roma müssen abreisen. Dies hat allerdings nichts mit den Menschen oder ihrem Benehmen zu tun. „Die Fläche ist laut Bebauungsplan überwiegend für landwirtschaftliche Nutzung ausgewiesen, zum Teil noch für den Sportplatz Rote Berge“, erläutert Heike Rudolph. Heißt: Hier darf nicht gecampt werden.
Unverständnis bei den Eigentümern
Dementsprechend hat sich die Stadt mit Torsten Reuter in Verbindung gesetzt, und den Eigentümern mitgeteilt, sie mögen dafür sorgen, dass die Roma so bald wie möglich ihre Sachen packen und weiterziehen. Reuter hat dafür wenig Verständnis: „Ich darf keine Tiere dort halten, ich darf das Grundstück nicht an eine Spedition vermieten und nun darf ich auch diesen Menschen keinen Platz bieten. Das macht für mich keinen Sinn.“ Er habe den Roma einen Rechtsanwalt empfohlen, falls sie sich gegen die Kommune zur Wehr setzen wollten.
+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++
Doch ob das überhaupt notwendig sein wird, ob die Stadt überhaupt eine Räumung des Grundstücks durchsetzen muss, ist nicht gesagt. Denn noch wahrscheinlicher ist es, dass die Roma, die normalerweise nicht länger als zwei bis drei Monate an einem Ort verharren, längst von allein weitergezogen sind, bevor die Justiz oder die Behörden dies zu einem offiziellen Vorgang erhoben haben. So wird in jedem Fall, die Wohnwagenkolonie am Abzweig zum Schwelmer Helios-Klinikum bald wieder verschwunden sein.