Schwelm. Mit sofortiger Wirkung haben sich Michael Lindermann und die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel am Montag getrennt. Nun werden Hintergründe bekannt.
Diese Nachricht schlug am Montag in der Stadt Schwelm, der gesamten Region und der westfälischen Sparkassen-Landschaft ein wie eine Bombe: Die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel und ihr Vorstandsvorsitzender Michael Lindermann (55) gehen ab sofort getrennte Wege. Zwar halten sich sämtliche Verantwortlichen sowie der scheidende Vorstand selbst strikt an das vereinbarte Schweigen, dennoch werden einige Dinge nach und nach klar. Zuvorderst: Die Trennung geschah nicht auf Betreiben des langjährigen Sparkassen-Chefs.
Schon die gemeinsame Mitteilung und deren Formulierungen ließen am Montagvormittag vermuten, dass der Verwaltungsrat als Aufsichtsgremium sich von dem 55-jährigen Schwelmer mit sofortiger Wirkung trennt. Dort war beispielsweise nicht die übliche Floskel vom „gegenseitigen Einvernehmen“ zu finden. In den Zeilen fanden sich auch kein Bedauern über die Trennung oder gute Wünsche für die Zukunft. Nach intensiven Recherchen der Redaktion steht fest: Der Verwaltungsrat um den Vorsitzenden Hans-Werner Kick bewertet das Handeln des Sparkassen-Vorstands an mehreren Stellen so, dass er keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit sieht und Michael Lindermann am Montag mit sofortiger Wirkung seiner Aufgaben entbunden hat.
Arbeitsplätze und Kundengelder sind sicher
Zu den exakten Hintergründen, die den Verwaltungsrat zu diesem radikal anmutenden Schritt bewogen haben, ist zu diesem Zeitpunkt noch nichts Konkretes bekannt. So viel steht nach Recherche dieser Zeitung allerdings fest: Bislang deutet sich an keiner Stelle ein finanzieller Schaden für die Sparkasse Schwelm-Sprockhövel oder für die beiden beteiligten Kommunen an. Ebenso sind durch diese Entwicklung die Arbeitsplätze in dem frisch fusionierten Kreditinstitut des Ennepe-Ruhr-Kreises nicht in Gefahr. Und: Auch sämtliche Kundengelder sind sicher.
„Hans-Werner Kick (Schwelm), sein Stellvertreter Thomas Schmitz (Sprockhövel) und der Vorsitzende des Risiko- sowie Hauptausschusses der Sparkasse, Oliver Flüshöh (Schwelm), danken Herrn Lindermann für seine erfolgreiche Arbeit über fast ein Jahrzehnt“, heißt es in dem knappen Schreiben zur Trennung. Und in der Tat haben sich die Zahlen unter Lindermanns Regie nicht nur singulär betrachtet, sondern vor allem auch im Vergleich mit ähnlichen Sparkassen hervorragend entwickelt.
Lindermann prägt erfolgreiche Ära
Von der Bilanzsumme her haben die Schwelmer unter seinem Vorstandsvorsitz beispielsweise die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld überholt und deutlich hinter sich gelassen. Seit seinem Start in Schwelm hat sich das Geschäftsvolumen von 574 Millionen Euro auf 919 Millionen Euro gesteigert. Nicht zuletzt ist Michael Lindermann auch Vater der Fusion mit der Sparkasse Sprockhövel, wodurch die Bilanzsumme nun bei etwa 1,5 Milliarden Euro liegt.
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Lindermann setzte sich im Jahr 2012 gegen mehr als 100 weitere Bewerbungen um den zweiten Vorstandsposten bei der Schwelmer Sparkasse durch. Er folgte auf Roland Zimmer, und von Beginn an war geplant, dass der Mülheimer den Vorsitz übernehmen wird, wenn Lothar Feldmann im Jahr 2016 in den Ruhestand geht. Bevor er seinen ersten offiziellen Arbeitstag in Schwelm am 2. April des Jahres 2013 hatte, arbeitete Michael Lindermann bei der Sparkasse Mülheim. Zuvor war der heute 55-Jährige von 1985 bis 2010 bei der Nationalbank in Bochum beschäftigt.