Dortmund. Trophäenjagd auf der Messe „Jagd & Hund“ erhitzt die Gemüter. Eine Farmerin aus Namibia hält sie für unverzichtbar für die Vielfalt des Wildes.

Trägt die Trophäenjagd zum Tierschutz bei? Für Aktivisten ist das Gegenteil der Fall – sie wollen demonstrieren, wenn in Dortmund die Messe „Jagd & Hund“ beginnt, wo entsprechende Reiseanbieter aus afrikanischen Ländern erneut vertreten sind. Dort können Touristen gegen Geld Antilopen, Zebras, Löwen und andere Tiere schießen. Tierschützer warnen: die Trophäenjagd gefährde den Bestand bedrohter Arten. Farmerin Regine Seefeldt aus Namibia entgegnet: „Ohne Trophäenjagd würde es das Wild in dieser Vielfalt hier nicht geben.“

Die „Silversand Hunting and Guest Farm“, ein Familienbetrieb in vierter Generation, liegt im Zentrum des Landes, etwa eine Autostunde östlich der Hauptstadt Windhoek. Regine Seefeldt weiß um das schlechte Image der Trophäenjagd. Auch von Gästen, die nicht zum Jagen zu ihr kommen, gebe es immer mal kritische Nachfragen.

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Trophäenjagd als Existenzgrundlage – Alternative wäre eine Rinderfarm

Seefeld schwärmt vom Jagen wie von den Tieren selbst. Ein Widerspruch? Sie sagt: „Die Jagd ist unser Leben, das geben wir von Generation zu Generation weiter. Wir müssen jagen, um zu essen.“ Als Trophäen sind die Tiere noch wertvoller und finanzieren den Betrieb der Farm in ihrer jetzigen Form. Fiele die Trophäenjagd weg, müsste eine andere Existenzgrundlage her, sagt Regine Seefeldt: „Dann müssten wir aus dem Land eine große Rinderfarm machen.“

Einen Anlass, Antilopen, Zebras und andere Tiere zu dulden und gar deren Bestände zu fördern, gebe es dann aber nicht mehr. Das Wild hätte seinen Nutzen für die Farmer verloren und würde von Silversand verschwinden – wie überall, wo Landwirtschaft die Natur verdrängt.

Silversand Farm Namibia Trophäenjagd
Auf der Silversand Farm in Namibia können Touristen Antilopen schießen und als Trophäe mit nach Hause nehmen. © Silversand | Familie Seefeldt

Während der Jagd vermitteln die angestellten Jäger den Touristen Wissen über Land und Tier. Spuren lesen, pirschen, Losungen und Pflanzen erkennen – für Regine Seefeldt gewinnen Trophäenjäger eine tiefere Beziehung zur Natur als etwa Safari-Urlauber: „Man befasst sich viel intensiver mit den Tieren, als wenn man sie nur durch die Kamera beobachtet. Es geht bei uns nicht um die Totschießerei, sondern um das Erlebnis.“

„Die Vorstellung vom Löwen als ‚König der Tiere‘ sitzt tief in uns drin“

Das Team von Silversand befahre das Gebiet regelmäßig. „Dadurch wissen wir, wo sich alte und schwache Tiere aufhalten. Die Gäste überlegen sich meist vorher, welche Art sie jagen wollen, und wir können diese Tiere dann gezielt suchen.“ Seefeldt versichert, es würden keine Exemplare geschossen, die noch für die Fortpflanzung benötigt werden. Eine weitere Regel: Auf liegende Tiere darf nicht geschossen werden, auch nicht auf Tiere, die sich in einer Herde aufhalten.

Die Farmerin betont, auf Silversand werde jedes erlegte Tier komplett verwertet, mit Fell, Innereien und Knochen. Das Fleisch essen hinterher Gäste und Mitarbeiter – auch von Tierarten, bei denen Europäer das nicht unbedingt vermuten: „Leopard ist eine absolute Delikatesse, da reißen sich unsere Angestellten drum.“

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Viele Tierschutz-Aktivisten lehnen die Jagd wie auch den Fleischkonsum grundsätzlich ab. Regine Seefeldt glaubt, dass beim Thema Trophäenjagd Emotionen die Diskussion nochmals verschärfen: „Afrikas Tiere werden romantisiert und verherrlicht. Die Vorstellung vom Löwen als ‚König der Tiere‘ sitzt tief in uns drin. Aber warum hat ein Löwe es mehr verdient zu leben, als eine Kuh?“ Die Löwenjagd in Namibia sei ebenfalls streng limitiert: „Es dürfen nur Mähnenlöwen geschossen werden, die in ihren Rudeln keinen Platz mehr haben.“

Elefanten-Jagd in Namibia: „Das würde mir das Herz brechen“

Gleichwohl kenne sie solche Emotionen auch von sich selbst. Nämlich, wenn es um Elefanten geht. „Das sind unglaubliche Familientiere, die so viel Wissen weitergeben.“ Sie halte die Bejagung für notwendig, um die Landwirtschaft zu schützen – im südlichen Afrika beklagen sich Bauern über die riesigen Tiere, die ihre Felder zertrampeln. „Aber ich will niemals bei einer Elefanten-Jagd dabei sein“, sagt Seefeldt, „das würde mir das Herz brechen“.

Trophäen aus Afrika, hier Antilopen, werden auf der Messe „Jagd & Hund“ in Dortmund präsentiert. (Archivbild)
Trophäen aus Afrika, hier Antilopen, werden auf der Messe „Jagd & Hund“ in Dortmund präsentiert. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Auch wenn Regine Seefeldt die Trophäenjagd verteidigt, lehnt auch sie manche Praktiken ab, etwa die Reduktionsjagd. Dabei werden relativ wahllos gleich mehrere Tiere einer Art geschossen, wenn die Population eine bestimmte Größe erreicht hat. Auch Angebote wie die Jagd aus dem Helikopter – ein Aussteller bei der Jagd & Hund wirbt damit – empfindet sie als befremdlich. In Namibia sei dies auch verboten. Die Farmerin wird direkt: „Arschlöcher gibt es überall.“

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Was auf Silversand angeboten wird, nennt sie „ethische Trophäenjagd“. Die zu verbieten, hätte schlimme Auswirkungen, glaubt Seefeldt, und zwar auf Mensch und Tier. Als Beispiel nennt sie Namibias Nachbarland Botswana, wo ein entsprechendes Verbot 2014 verhängt wurde: „Die Berufsjäger hatten keine Arbeit mehr, also wurden sie zu Wilderern. Die haben dann nicht mehr nur die reifen Tiere geschossen. Sie wollten einfach nur an Fleisch kommen, um ihre Familien zu ernähren.“ Das Verbot der Trophäenjagd in Botswana ist seit 2019 wieder aufgehoben.