Dortmund. Anbieter der umstrittenen Trophäenjagd präsentieren sich in Dortmund. Ihre detaillierten Preislisten geben Einblick in das, was für viel Geld möglich ist.

Proteste werden erwartet, wenn in wenigen Tagen die „Jagd & Hund“ beginnt. Besonders umstritten ist die Trophäenjagd, die auf der Dortmunder Messe in diesem Jahr erneut beworben wird. Groß war der Aufschrei schon 2012, als eine Reise nach Kanada im Angebot stand – im Preis von 31.500 Dollar war der Abschuss eines Eisbären inbegriffen. Viele Aussteller präsentieren sich auch online und geben dort Einblicke in das, was bei ihnen für viel Geld möglich ist.

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Tierschützer warnen, die Trophäenjagd gefährde den Bestand bedrohter Arten. Auch die als kolonial empfundene Geste selbst steht in der Kritik: Meist in Afrika erkaufen sich wohlhabende Europäer das Recht, einheimische Tiere zu erlegen und anschließend präparieren zu lassen. Dagegen sehen Verfechter der Trophäenjagd den kolonialen Gedanken im Bestreben der Tierschützer, afrikanische Staaten zu einem Verbot zu bewegen.

Messe „Jagd & Hund“: Antilope, Büffel und Leopard als Trophäe

Die Sparte der Tourismus-Branche ist vom 28. Januar bis 2. Februar wieder zahlreich in den Westfalenhallen vertreten. Das Standverzeichnis listet dutzende Anbieter, zumeist aus Namibia oder Südafrika. Einer davon ist die „Immenhof Farm“. Ihre Internetseite verspricht „beste Jagdmöglichkeiten mit über 25 zu jagenden Wildtierarten, beginnend mit dem kleinen Dik-Dik, dem majestätischen großen Kudu sowie einigen Vogelarten“. Fotos zeigen Touristen, die mit den Trophäen posieren. Vor ihnen liegen tote Antilopen, Warzenschweine, Büffel, Leoparden und Elefanten.

Präparierte Antilopenköpfe bei der Messe „Jagd & Hund“ in Dortmund: Afrikanische Tiere stehen bei Trophäenjägern hoch im Kurs. (Archivbild)
Präparierte Antilopenköpfe bei der Messe „Jagd & Hund“ in Dortmund: Afrikanische Tiere stehen bei Trophäenjägern hoch im Kurs. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Schon das Design einiger Seiten mutet martialisch an: Bei „Epic Hunting Safaris“ etwa wird der Cursor zum Fadenkreuz. Der Anbieter hat verschiedene Pakete zur Auswahl gestellt, etwa das „Start Up Package“, das für 5000 US-Dollar eine Antilope, ein Zebra und ein Warzenschwein beinhaltet. Das teuerste Paket ist das „Epic Buffalo Package“: Der Preis von 12.000 Dollar versteht sich inklusive Abschuss von zwei Büffeln. Die Begleitung eines Jägers und Fährtenlesers ist jeweils inbegriffen.

Jagd mit der Flinte, mit Pfeil und Bogen, sogar aus dem Helikopter

Die Buchung solcher Pakete ist bei vielen Anbietern möglich. Wird ein darin enthaltenes Tier nicht erlegt, bekommen die Kunden den Einzelpreis erstattet. Aber Jäger können auch individuell wählen, welche Arten sie schießen wollen. Dafür gibt es detaillierte Preislisten, die an Menükarten im Restaurant erinnern: Bei „Ondjiviro“ etwa kostet ein Pavian 150 Euro, ein Gnu 900 Euro, eine Giraffe 2200 Euro, eine Hyäne 2500 Euro.

Vögel und Fische können ebenfalls gejagt werden. So wirbt „Ondjiviro“ mit Bronzehaien. Die können knapp drei Meter lang werden und sind unter anderem vor den Küsten des südlichen Afrikas anzutreffen.

Die Trophäenjagd wird nicht nur in Afrika praktiziert, wie dieser präparierte Puma auf der Messe „Jagd & Hund“ belegt. (Archivbild)
Die Trophäenjagd wird nicht nur in Afrika praktiziert, wie dieser präparierte Puma auf der Messe „Jagd & Hund“ belegt. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Gepard, Flusspferd, Nilkrokodil, Breitmaulnashorn, Löwe – ab einer gewissen Größe gibt es kaum ein einheimisches Tier, das nicht bei irgendeinem Anbieter verfügbar ist. Oftmals umfassen die Preislisten mehr als 30 Einträge. Mancherorts haben Touristen auch bei der Jagdmethode die Wahl: bei „Enkulu“ etwa zwischen der klassischen Jagd mit der Flinte, der Jagd mit Pfeil und Bogen oder gar der Jagd vom Helikopter aus.

Reiseanbieter beschwören die „ethische Trophäenjagd“

Der Abschuss der Tiere unterliegt staatlich festgelegten Quoten. Die trägt zu den Preisunterschieden bei – ein Warzenschwein ist billiger als ein Löwe, weil mehr von ihnen getötet werden dürfen. Da der Löwe darüber hinaus einem Jäger viel Prestige verspricht, kostet der Abschuss bis zu 30.000 US-Dollar. Bei Elefanten werden bis zu 20.000 Dollar fällig. Auf manchen Internetseiten ist einzelnen Tierarten gar kein Preis zugeordnet – „Verfügbarkeit auf Anfrage“, heißt es dann.

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Während viele Anbieter vor allem den Adrenalin-Kick bewerben, beschwören andere die Nachhaltigkeit ihrer Jagdausflüge. „Ombakata“ nennt das „ethische Jagd“, Vanheerden Safaris spricht von „sozialer Verantwortung“: Man beseitige Müll und bohre Brunnen in der Umgebung, baue Schlafsäle in Schulen, das Fleisch der geschossenen Tiere werde von der örtlichen Gemeinde verwertet. Tierschützer sprechen von Greenwashing und kritisieren die Argumentation als Marketing-Strategie.

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>>„JAGD & HUND“ IN DORTMUND: AKTIVISTEN KÜNDIGEN PROTEST AN

Vor der „Jagd & Hund“ regt sich auch dieses Mal Protest. Die Organisation „Pro Wildlife“ kritisiert in einer Pressemitteilung vor allem, die Messe habe ihre Teilnahmebedingungen aufgeweicht und erlaube nun Angebote von Gatterjagden. Bei der Gatterjagd werden eigens dafür gezüchtete Löwen in Gehegen gehalten und können dort von Touristen geschossen werden.

Die Aktivisten von Peta planen zudem eine Demonstration am Eröffnungstag der „Jagd & Hund“ unter dem Titel „Mord ist ihr Hobby“. Peta fordert ein bundesweites Verbot der Fuchsjagd sowie ein Importverbot für Jagdtrophäen.

Bündnis ‘90 Die Grünen äußert sich ebenfalls kritisch zur Trophäenjagd. Fünf Tage vor Beginn der Messe fordert die Dortmunder Ratsfraktion die Westfalenhallen per Mitteilung auf, eine Artenschutz-Gebühr von zehn Euro pro Ticket einzuführen. Die Einnahmen sollen Artenschutz-Projekte in Afrika unterstützen.