Dortmund. Seit Jahren wird auf der B1 im Dortmunder Osten gebaut: Zwischen Aplerbeck und Flughafen zieht sich die Baustelle kilometerweit. Ein Überblick.

Es scheint eine ewige Baustelle zu sein: Seit 2021 wird auf der B1 zwischen Aplerbeck und Flughafen gebaut, vorbereitende Arbeiten liefen schon 2018 an. Erst fielen die Lärmschutzwände, dann die Bäume und einige Brücken. Stattdessen säumen jetzt riesige Erdwälle die vielbefahrene Bundesstraße. Neben der Baustelle selbst sind vor allem zwei gesperrte Auffahrten ärgerlich für Pendler: In Aplerbeck geht‘s nicht auf die B1 Richtung Unna – und am Flughafen ist die Auffahrt nach Dortmund dicht.

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Aber wie geht‘s weiter auf Dortmunds größter Straßenbaustelle? Wann darf sich die B1 endlich A40 nennen? Und wann ist das neue Kreuz Dortmund/Unna fertig? Ein Überblick.

100.000 Fahrzeuge am Tag – Vierspurige B1 als Nadelöhr

Jeden Tag nutzen rund 100.000 Fahrzeuge die Strecke, um aus Richtung Kassel, Hannover oder Köln ins Ruhrgebiet zu pendeln, um zum Dortmunder Flughafen zu kommen oder zum Einkaufen in den Indupark Aplerbeck. Da ist gerade zu Stoßzeiten Stau vorprogrammiert. Aber das autobahnähnlich ausgebautes B1-Stück ist ein Nadelöhr: Die innerstädtische B1 ab Hauptfriedhof ist dreispurig – dann wird sie zweispurig und weitet sich erst hinter dem Kreuz-Dortmund/Unna wieder auf drei Spuren aus (ab hier als A44).

Das will die Deges („Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH“) ändern. Bis 2027 soll der Verkehr komplett sechsspurig fließen – durchgehend vom A45-Kreuz Dortmund-West (Kley/Dorstfeld) bis zum A1-Kreuz Dortmund/Unna. „Die vorhandene vierstreifige Straße genügt den künftigen Verkehrsanforderungen nicht mehr und muss zur Gewährleistung des Verkehrsflusses und der Verkehrssicherheit ausgebaut werden“, begründet die Deges das Projekt pragmatisch. Etwas emotionaler würden Pendler wohl sagen: „Endlich weniger Stau, hoffentlich!“

Im Zeitplan? – So geht‘s auf der B1-Baustelle in Dortmund weiter

Es geht nur langsam voran. Anfangs sollten die komplette Strecke 2023 fertig sein. Aber über die Jahre hat sich der Fertigstellungstermin immer weiter nach hinten geschoben – und liegt jetzt im Jahr 2027. Diesen Termin hat die Deges noch immer fest im Blick. Immerhin: Es geht um knapp 10 Kilometer Autobahn inklusive 13 Brücken, die saniert, verbreitert oder abgerissen und neu gebaut werden. Die große Verzögerung stört Pendlerinnen und Dortmunder aber gewaltig.

Die Erklärung für die Verzögerungen ist die gleiche wie bei so vielen aktuellen Bauprojekten: „Auch die umfänglichsten Vorbereitungen können Verzögerungen im Bauablauf nicht verhindern, wenn externe Störungen wie Corona, Ukraine, Fachkräftemangel und Materialknappheit auftreten, auf die die DEGES keinen Einfluss hat. In diesen Fällen müssen die Bauterminpläne angepasst werden“, erklärt Deges-Sprecherin Simone Döll. Dazu kommen laut Döll der nasse Winter 2023/2024, der die Umlegung aller Fahrstreifen auf die Südfahrbahn in die Länge gezogen habe. Zusätzliche Probleme brachten der schlechte Zustand der Fahrbahn (aus den 60ern!), nicht dokumentierte Leitungen und Stahlträger sowie die Entsorgung von schadstoffbelasteten alten Fahrbahnbelägen. 

Das ist bisher schon passiert:

  • 2013-2016: Untertunnelung der Stadtbahn (Hauptfriedhof bis Abzeig Marsbruchstraße)
  • 2018-2020: Neubau der Brücke „Buddenacker“ an der künftigen Anschlussstelle Sölde
  • 2019-2021: Rodung der Wälle und Neubau von Lärmschutz
  • 2019-2021: Neubau der Brücke „Kurze Straße“ Höhe Flughafen
  • 2021: Baubeginn der neuen Autobahn im Abschnitt 1 – Start mit der Fahrbahn Richtung Dortmund
  • 2024: fünf Abbrüche (vier Unterführungen und eine Überführung)

Diese Schritte kommen noch:

  • 5. Dezember 2024 (witterungsabhängig!): Wiedereröffnung Auffahrt Holzwickede/Flughafen Richtung Dortmund 
  • Sommer 2025: Fertigstellung Fahrtrichtung Dortmund (Flughafen bis Marsbruchstraße)
  • ca. Sommer 2026: Fertigstellung Fahrtrichtung Unna (Marsbruchstraße bis Flughafen)
  • Sommer 2026: Fertigstellung der Unterführung Aplerbecker Straße (Richtung Unna) – dann Wiedereröffnung der Auffahrt Aplerbeck
  • 2026: Beginn des Streckenausbaus in Abschnitt 2 (Stadtkrone–Marsbruchstraße) und Abschnitt 3 (Flughafen–Kreuz)
  • 2027: Voraussichtliche Fertigstellung des gesamten Streckenausbaus

Neues Kreuz Dortmund/Unna – das ist geplant

Parallel zum sechsstreifigen Ausbau der B1 zur A40 baut auch die Autobahn Westfalen rund um Dortmund: Das stark belastete Kreuz Dortmund/Unna (A44/A1) wird runderneuert. Bisher ist das Kreuz ein klassisches Kleeblatt-Kreuz – Auf- und Abfahrten teilen sich also jeweils ein Stück Einfädel-Spur. Das soll sich mit dem neuen Kreuz-System ändern, um Stau auf den Zubringer-Spuren zu vermeiden. Statt vier Kreisfahrten gibt‘s künftig nur noch zwei Kreisfahrten – die anderen Verbindungen werden über zwei Brücken über die andere Spur geleitet. Diese „Überflieger“ führen dann von der A44 aus Kassel auf die A1 nach Köln und von der B1 (dann A40) aus Dortmund auf die A1 nach Bremen.

Nachteil: Wer sich verfahren hat oder zurück will, kann ich Kreuz nicht mehr über die Kleeblatt-Kreisel „wenden“. Vorteil: Jede der vier Richtungen hat ihre eigene Spur und muss keine Ab- oder Auffahrtspur mehr kreuzen. „Außerdem muss auf einem Überflieger nicht so stark abgebremst werden wie auf einer Kreisfahrt“, erklärt die Autobahn Westfalen.

Zudem werden rund ums Kreuz DO/UN zwei Talbrücken erneuert – die Liedbachtalbrücke südlich des Kreuzes und die Talbrücke Massener Heide auf der B1/A40 direkt westlich. Dazu kommt eine weitere Änderung: Die neue A40 bekommt mittig zwischen Flughafen und Kreuz (Höhe Oelpfad) eine neue Anschlussstelle, über die der Verkehr von Unna auf die A40 laufen soll. Dass es zudem auch neue Lärmschutzwände gibt, dürfte selbstverständlich sein.