Essen. An den harten Entscheidungen des Landes gab es Kritik der Krankenhäuser. Nun reagiert NRW - auch zugunsten von Kliniken im Ruhrgebiet.

  • In NRW läuft seit 2018 eine der größten Reformen in der Krankenhauslandschaft.
  • Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) plant die Versorgung nicht länger nach der benötigten Bettenanzahl, sondern nach Leistungsgruppen.
  • Eine interaktive Karte zeigt den aktuellen Planungsstand.

Das NRW-Gesundheitsministerium hat seine Krankenhausreform nachgebessert und in oftmals kleinteiliger Planung auf Kritik vieler Kliniken im Land reagiert. So soll nun unter anderem das Universitätsklinikum Essen doch wieder Herztransplantationen durchführen dürfen, das St. Clemens Krankenhaus in Oberhausen erhält unter bestimmten Voraussetzungen den Zuschlag für Altersmedizin und grundsätzlich sollen mehr Geburtsstationen für plötzliche Notfälle gewappnet sein als bislang geplant.

>>> Die aktuelle Klinikplanung in NRW Stand November 2024: Die interaktive Karte finden Sie hier

Hart bleibt das Land beim finanziell lohnenswerten Knie- und Hüftgelenkersatz: Anders als von vielen Klinikmanagern erhofft, wird NRW die Zahl der Krankenhäuser, die diese Prothesen einsetzen, nicht maßgeblich erhöhen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte am Mittwoch, Ziel der Klinikreform sei, die Qualität der Krankenhausbehandlungen für die Patientinnen und Patienten in NRW nachhaltig zu verbessern. „Wir nehmen die Expertise derjenigen, die die Planung vor Ort ganz konkret umsetzen müssen, sehr ernst“, so der Minister. „Daher haben wir uns auch die eingegangenen Stellungnahmen der Experten vor Ort genau angeschaut und wo notwendig Anpassungen an unseren Planungen vorgenommen.“

NRW musste 500 Stellungnahmen aus den Kliniken und Städten auswerten

An den ersten Entscheidungen des Ministeriums hatte es aus fast jeder Klinik in NRW Kritik gegeben, auch viele der Städte und Kommunen hatten Widerspruch geäußert. Insgesamt mussten sich die Fachleute des Ministeriums durch rund 500 Stellungnahmen arbeiten. In rund 100 Punkten hat das Land reagiert und nachgebessert.

Dazu gehört, dass mehr Kliniken in Westfalen-Lippe Hörprothesen, sogenannte Cochlea-Implantate, einsetzen sollen, darunter das Prosper-Hospital Recklinghausen. Am Klinikum Dortmund Mitte sollen nicht nur an Krebs erkrankte Kinder, sondern auch Erwachsene mit Leukämie und Lymphomen eine Anlaufstelle haben. Am Knappschaftskrankenhaus Bochum sollen Lebereingriffe möglich bleiben - als Universitätsklinikum sei diese Leistungsgruppe für die Forschung wichtig. Zudem will das Land den „hohen vorgehaltenen Strukturvoraussetzungen“ Rechnung tragen. Landesweit haben die Krankenhäuser bis zum 18. November Zeit, Stellung zu den Änderungen zu nehmen. Umgesetzt werden soll die Reform ab dem 1. April 2025.

Leistungsgruppen statt Bettenplanung: So will NRW die Kliniken neu sortieren

Laumann will die Kliniklandschaft in NRW grundlegend neu sortieren. Anders als bislang soll dabei nicht mehr im Zentrum stehen, wie viele Betten ein Krankenhaus anhand der Einwohnerzahl, Liegedauer oder Auslastung benötigt. Laumann will vielmehr planen, welche medizinische Fachrichtung wo und in welcher Stärke erhalten oder angesiedelt sein sollen. Dazu hat das Land 64 Leistungsgruppen von der Geriatrie bis zur Lebertransplantation ausgewiesen und Qualitätskriterien vorgeschrieben, die die Kliniken erfüllen müssen.

Ziel der Reform, die bundesweit als Vorreiter gilt, ist, dass Kliniken mehr zusammenarbeiten sollen. Sie sollen sich stärker spezialisieren und am Ende die Versorgung der Menschen in NRW an Qualität gewinnt. NRW stellt bis 2027 rund 2,5 Milliarden Euro für den Umbau bereit.

Hinweis: In einer vorherigen Fassung dieses Textes hieß es, dass das St. Marien Hospital in Oberhausen des Schweizer Klinikkonzerns Ameos den Zuschlag für eine geriatrische Abteilung bekommen soll. Das Ministerium hat das inzwischen korrigiert. Gemeint ist der Standort „St. Clemens Hospital“, der ebenfalls zu Ameos gehört. Das Ministerium verweist auf einen technischen Übertragungsfehler.