Dortmund. Spielt der BVB, müssen Anwohner Staus und wildes Falschparken erdulden. Die Stadt will mehr kontrollieren, glaubt aber nicht an eine Lösung des Problems.

Mehr als 80.000 Fußballfans machen jedes Heimspiel des BVB zum Großevent, verleihen dem Westfalenstadion eine unvergleichliche Atmosphäre. Die Kehrseite: Anwohner im Umfeld der berühmten Sportstätte müssen Müll, Wildpinkeln, Staus und Falschparken erdulden. Hat das regelmäßige Verkehrs- und Park-Chaos absehbar ein Ende? Die Aussicht darauf ist offenbar gering.

Mehr Straßen sperren, konsequenter abschleppen – diese und ähnliche Forderungen gibt es in betroffenen Stadtteilen wie Schönau und Brünninghausen seit Jahren. Die Stadt Dortmund sieht darin allerdings keine Lösung – warum, erklärten Vertreter aus drei Ämtern am Dienstag dem Verkehrsausschuss.

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Fußballspiele in Dortmund: Unbelehrbare Fans parken überall

An Spieltagen ist die städtische Verkehrsüberwachung über acht Stunden lang im Einsatz. Bis zu 15 Mitarbeiter kontrollieren dann die Einhaltung der Parkregeln. Für gelegentliche Großeinsätze wird noch einmal aufgestockt; beim Spiel gegen Bayern München etwa sollen es Ende November 24 Mitarbeiter sein.

Die Kontrollen erfolgen in einem Radius von 1,4 Kilometern um den Signal Iduna Park herum. Dieses Gebiet wird dafür aufgeteilt in sechs Zonen, von denen aber nur die Sektoren Schönau, Helenenbergweg/Solbergweg sowie das Umfeld der WDR-Sendeanstalt bei jedem Spiel besetzt sind. In den übrigen Sektoren wird rotiert. In Zukunft sollen bei jedem Heimspiel alle sechs Zonen abgedeckt sein – vorher muss jedoch neues Personal her.

Rund um das Westfalenstadion kontrollieren bis zu 15 Mitarbeiter der Stadt Dortmund die Einhaltung der Verkehrsregeln. Künftig sollen es mehr sein. (Archivbild)
Rund um das Westfalenstadion kontrollieren bis zu 15 Mitarbeiter der Stadt Dortmund die Einhaltung der Verkehrsregeln. Künftig sollen es mehr sein. (Archivbild) © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Es ist bislang kein nachhaltiger Lerneffekt zu erzielen“, stellt der Leiter der Verkehrsüberwachung Daniel Bathe fest. Fußballfans würden Verwarnungen ganz bewusst in Kauf nehmen, gerade dann, wenn die Zeit bis zum Anpfiff knapp wird: „Dann stellt man sein Fahrzeug einfach irgendwo ab und will nur noch rechtzeitig zum Spiel.“

Mehr Straßensperrungen würden Stadt Dortmund Millionen kosten

Mehr Autos abzuschleppen, ist nach Ansicht der Verkehrsüberwachung kaum möglich. Die Maßnahme setze massive Behinderungen voraus, etwa wenn Rettungswege versperrt sind oder die Fahrbahn zu sehr verengt ist. Zudem sagt Bathe: „Es ist ein großer Zeitaufwand und bindet Personal, das dann woanders nicht kontrollieren kann.“ Für einen Abschleppvorgang müsse man etwa 40 Minuten einplanen.

Sind zusätzliche Sperrungen eine Alternative, sodass vor, während und nach dem Spiel nur Anwohner in ihre Straßen hineinfahren können? Straßensperrungen liegen im Aufgabenbereich des Tiefbauamts. Aktuell gebe es an Spieltagen 14 Sperrstellen bei der Anreise und 13 bei der Abreise, berichtet Amtsleiterin Sylvia Uehlendahl. 34 Mitarbeiter seien dann rund um das Stadion im Einsatz sowie zwei in der Leitstelle.

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Eine Ausweitung des Konzepts würde allein innerhalb des 1,4-Kilometer-Radius 55 zusätzliche Sperrstellen erfordern, sagt Uehlendahl: „Wir bräuchten pro Spieltag 116 Mitarbeiter“ – und damit 30 neue Vollzeitstellen innerhalb des Tiefbauamtes. Die zusätzlichen Personalkosten lägen demnach bei rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr, dazu kämen weitere Millionen-Ausgaben für neue Fahrzeuge. Einen externen Dienstleister mit den Sperrungen zu beauftragen, würde ebenfalls bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr kosten.

Vor BVB-Spielen: Ticket-Inhaber sollen kontaktiert werden

Und die Amtsleiterin hat einen weiteren Einwand: „Es schützt nicht die, die weiter draußen wohnen.“ Würde man in Stadtteilen rund um das Stadion die Straßen dicht machen, könnten Fans einfach in die nächstgelegenen freien Wohngebiete ausweichen. Das Problem würde man so einfach weiter nach außen verlagern. Auch elektrische Poller oder Schranken, die nur Anwohner anhand ihrer Kfz-Kennzeichen hineinfahren lassen, sieht Uehlendahl kritisch – diese seien oft defekt, kosteten viel Geld und würden teilweise viel Platz unter der Erde erfordern.

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Ansätze, die die Stadt weiter verfolgen will, gibt es durchaus. So könnte man Käufer von Online-Tickets proaktiv kontaktieren, ihnen per E-Mail Anreise- und Parkempfehlungen zukommen lassen. Im gleichen Zug hätten Inhaber bestenfalls die Möglichkeit, einen Stellplatz vorab zu buchen, etwa in einem der Dortmunder Parkhäuser.

Und doch: die Situation bei Heimspielen ist nur bedingt kontrollierbar, so der klare Tenor der Amtsleiter. Dieser Einschätzung schloss sich im Anschluss an ihre Präsentationen auch Stadtrat Arnulf Ribicky an: „Es gibt Probleme, die man nicht lösen kann“, sagt Ribicky mit Blick auf fast 100.000 Menschen, die jedes Mal mitten in Dortmund zusammenkommen.