Dortmund. Der Bau des Radschnellwegs RS1 verschärft in Dortmund die Parkplatznot. Die Suche nach Ersatz in den betroffenen Vierteln ist mühsam, doch es gibt Ideen.
Nervenaufreibend ist es in Teilen Dortmunds, einen Parkplatz zu suchen. Gerade in zentralen Quartieren wie Kreuz- und Saarlandstraßenviertel stehen Angebot und Nachfrage im Missverhältnis. Und ausgerechnet dort fallen durch den Bau des Radschnellwegs RS1 viele weitere Parkplätze weg. Lässt sich das kompensieren?
Wichtig ist zunächst: Die Entscheidung, Radfahrern mit dem RS1 eine schnelle und sichere Verbindung durch das Ruhrgebiet zu schaffen – auch zu Lasten des motorisierten Verkehrs –, haben Politik und Verwaltung in NRW ganz bewusst getroffen und vorangetrieben. Gewünscht ist, dass Anwohner und vor allem Besucher der betroffenen Viertel verstärkt öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
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Parkplätze in Dortmund: Suchende Autofahrer gefährden Fußgänger und Radfahrer
Ob diese Entwicklung einsetzt, lässt sich freilich nicht vorhersagen. Autobesitzer werden ihr Fahrzeug auch in Zukunft in der Nähe der eigenen Wohnung abstellen wollen. Die Suche könnte rund um die Sonnenstraße noch mühsamer werden – zwischen Arneckestraße und Ruhrallee fallen dem RS1 wohl mindestens 243 Parkplätze zum Opfer. Wird der Weg später über eine Brücke über Ruhrallee und Märkische Straße weitergeführt, könnten für eine Rampe weitere Parkplätze entfallen.
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Dass Autofahrer bei der Parkplatzsuche leicht unaufmerksam werden und somit wiederum Fußgänger und Radfahrer gefährden, merkte bereits die Ratsfraktion der Grünen an, als sie im September die nächtliche Öffnung von Supermarktparkplätzen für Anwohner anregte. Welche Ideen gibt es, im Bereich des geplanten RS1 für Ersatz zu sorgen?
Eine Kompensation oder Teilkompensation sei durch die Verwaltung geprüft worden, teilt Stadtsprecher Christian Schön auf Nachfrage mit. Dies scheitere jedoch an den zur Verfügung stehenden Flächen: „Im Umfeld der Sonnenstraße gibt es keine Flächen, die zu zusätzlichen Parkständen umgenutzt werden könnten.“ Wünschenswert wären Quartiersgaragen, so Schön, doch auch dafür fehle ein geeignetes Grundstück.
Autobesitzer haben keinen Anspruch auf einen Parkplatz
Die Stadt verfolge deshalb das Ziel, bestehende Stellplatzflächen effizienter zu nutzen. Die Bewohnerparkzonen Chemnitzer Straße I bis IV sollen zusammengelegt werden – der Anteil der Parkplätze, die den Besitzern eines Anwohnerparkausweises vorbehalten sind, soll in diesem Zuge steigen. Wie viele das sein werden, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, sagt Christian Schön. Das Konzept befinde sich aber in Arbeit.
Und dann gibt es da noch die Idee mit den Supermärkten. Dem Antrag der Grünen stimmte der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am 11. September zu – die Stadt soll nun Gespräche mit Betreibern gewerblich genutzter Parkplätze führen. Neben den Flächen von Einzelhändlern, wie es etwa in Düsseldorf bereits erprobt wird, sind auch Parkplätze von Behörden, Sportvereinen und anderen Institutionen denkbar. „Die Verwaltung ist dazu im Austausch mit mehreren Akteuren“, teilt Christian Schön mit.
Einen Anspruch auf Parkplatzangebote seitens der Stadt gibt es allerdings nicht, betont der Stadtsprecher: „Beim Kreuzviertel und beim Saarlandstraßenviertel handelt es sich um dicht bebaute innerstädtische Quartiere mit vielfältigen Nutzungsansprüchen an die knappen öffentlichen Räume.“ Der Platz würde nie ausreichen, um eine Anzahl öffentlicher Stellplätze in gleicher Höhe wie die der Haushalte in diesen Quartieren vorzuhalten.
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„Das Viertel entstand zu einer Zeit, in der niemand damit rechnen konnte, dass es einmal so viele Autos geben wird“, so Schön. Umso wichtiger seien die Alternativen: „Ziel ist es also, die ÖPNV-Angebote auszubauen sowie die Belange des Fuß- und Radverkehrs zu stärken. Durch die geplante Umgestaltung der Sonnenstraße können erhebliche Verbesserungen erzielt werden.“
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Über die Notwendigkeit des RS1 herrscht in der Dortmunder Politik weitgehende Einigkeit. Der Verlust der Parkplätze bleibt aber ein Thema. Weil es dazu noch Klärungsbedarf gebe, hat gerade erst die CDU-Fraktion im Planungsausschuss auf eine Abstimmung verzichtet – und die Beschlussvorlage ohne Empfehlung an den Rat durchgereicht. Der tagt am 14. November.